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Sehr geehrte Frau Erler, ihre Ansichten schließen nicht die Ansichten von Dirk Pohl mann und Columba aus, dass Russland letztendlich durch USA/NATO in diesen Krieg hinein gezwungen wurde. Ich denke, die russische Regierung war zumindest noch bis Ende 2021 an Verhandlungen ernsthaft interessiert und hatte auf ein Einlenken von USA/NATO gehofft. Da jedoch schon in den Jahren vorher sämtliche Vorschläge der russischen Regierung zu einem "gemeinsamen Haus Europa" von der EU sowie eine politische Zusammenarbeit von USA/NATO abgelehnt und verächtlich gemacht wurden, hat die russische Regierung die Tonart geändert und auch ihre militärischen Fähigkeiten präsentiert.

Die Modernisierung des Waffenarsenals war aus russischer Sicht wegen der Ablehnung der Sicherheitsinteressen durch den Westen nur konsequent. Schafft man es nicht, die eigenen Interessen gegenüber USA/NATO mit diplomatischen Mitteln durchzusetzen, so muss man halt im Notfall auch zu militärischen Mitteln greifen. Aus moralischer Sicht mag dies nicht gut sein, allerdings geht es Staaten immer nur um ihre Interessen. Die Moral ist letztenendes nur für das Volk da, um es auf die eigene Seite zu ziehen.

Zudem ist zu berücksichtigen, dass die NATO in den letzten Jahren immer wieder große Manöver zu Lande und zur See an den Grenzen Russlands durchgeführt hat, immer gegen Russland gerichtet. Die russische Regierung hatte also allen Grund, sich militärisch abzusichern. Und hier stellt sich auch die Frage: Wollten die westlichen Militärs tatsächlich keinen Krieg? Ich erinnere hier auch an Planspiele des US-Militärs, begrenzte Atomschläge zu führen (https://www.wsws.org/de/articles/2015/06/06/ukra-j06.html).

Die Besetzung der Krim durch Russland war tatsächlich keine Überraschung, da für das russische Militär der Hafen Sewastopol eine überragende strategische Bedeutung besitzt. Er ist der einzige ganzjährig eisfreie Hafen und ermöglicht den Zugang zum Mittelmeer. Dass die Bevölkerung der Krim die russische Armee willkommen geheißen hatte, lag auch daran, dass die ukrainische Regierung die russische Sprache verboten hatte, um so dem Ziel einer "reinen" Ukraine näher zu kommen.

Warum die russische Regierung erst jetzt ihre Armee in den Osten der Ukraine einmaschieren lässt, darüber lasst sich vorerst nur spekulieren. Waren die militärischen Fähigkeiten 2014 (dem Beginn des Beschusses von Donezk und Luhansk) noch nicht groß genug? Hoffte man trotz dem, vor allem von den USA initiierten, Regime Change in Kiew noch auf eine einvernehmliche Lösung mit dem Westen? Oder waren es die Aussagen, des ukrainischen Präsidenten Selenskij, Anfang 2022 dass die Ukraine Stationierungsgebiet von Atomraketen werden sollte, die das Fass zum Überlaufen brachte (die Vorwarnzeit würde im Ernstfall für Russland auf unter fünf Minuten sinken)?

Fakt ist außerdem, dass US-Präsident Biden Anfang Februar den 16. Februar als Tag für den Angriff Russlands auf die Ukraine angab. Dies war zufälligerweise genau der Tag, an dem die ukrainische Armee ihren Beschuss auf ostukrainische Städte und Stellungen intensivierte, in Vorbereitung auf eine Großoffensive auf die "abtrünnigen Gebiete".

Trotzdem hat Putin danach noch einem Verhandlungsangebot unter Vermittlung des französischen Präsidenten mit den USA zugestimmt. Die russische Seite war allerdings skeptisch, dort größere Fortschritte zu erzielen. Natürlich kann es auch sein, dass dies nur eine Verschleierungstaktik der russischen Regierung war. Am 24. Februar marschierten russische Truppen dann in die Ukraine ein. Dabei beschränkten sie sich auf die Zerstörung der militärischen Infrastruktur und setzten eine Zermürbungstatktik ein. Das hocheffiziente Agieren konnte die russische Armee schon im Syrienkrieg einüben. Im Gegensatz zu der shock-and-awe-Strategie schont dieses gezielte Vorgehen auch die zivile Infrastruktur, vermeidet möglichst zivile Opfer und lässt auf eine größere Akzeptanz einer russischen Besetzung durch die Zivilbevölkerung hoffen.

Seit dem 24. Februar verfolgt die russische Regierung ihre Interessen also militärisch, da sie Verhandlungen mit dem Westen als sinnlos ansieht. Die UNO hat Russland dabei als Vermittlungsoption außer acht gelassen, da sie durch ihre ständige Missachtung durch die USA momentan eine eher untergeordnete Rolle als Vermittlerin spielt. Aus russischer Sicht wäre ein Beschwerde dort nur Zeitverschwendung gewesen. Zeit, in der die ukrainische Armee mit Unterstützung des Westens im Osten der Ukraine weitere Fakten zu Lasten Russlands hätte schaffen können.

Der Westen wiederum hat in seiner Hybris die Widerstandsfähigkeit der russischen Wirtschaft unterschätzt und seinen Einfluss in der Welt überschätzt. Nur ca. 1/3 aller Staaten dieser Welt macht bei den Sanktionen gegen Russland mit. Russland hat somit noch genügend Absatzmärkte für seine Produkte, um die eigene Wirtschaft am Laufen zu halten. Vor allem die EU-Staaten sind die Verlierer, die in für sie teurer Vasallentreue sich die eigene Energieversorgung durch planlose Sanktionen gekappt haben und einem dramatischem Wirtschaftseinbruch entgegentaumeln. Mit allen negativen Folgen für die eigene Bevölkerung wie Armut, Arbeitslosigkeit usw. Zusätzlich werden durch die Sanktionen wichtige Weizen- und Düngemittellieferungen blockiert, was nicht nur Auswirkungen auf die europäische Nahrungsmittelsicherheit hat, sondern auch die Wirtschaft der afrikanischen Länder sowie die Staaten des Nahen und Mittleren Ostens mit in den Abgrund reißen.

Einzig für die USA läuft es einigermaßen nach Plan: Durch den Ukrainekonflikt wird Russland militärisch gebunden und kann China nicht zur Hilfe eilen, wenn die USA dort einen Krieg vom Zaun brechen. China ist immer noch der Hauptgegner für die USA, von dem sie sich in ihrer Vormachtstellung bedroht sehen. Zusätzlich wird die EU als wirtschaftlicher Konkurrent geschwächt und Europa kann im Ernstfall als atomares Schlachtfeld bei einer Ausweitung der Kampfzone dienen.

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Auch Ihnen bin ich für Ihre ausführliche Meinungsäußerung sehr sehr dankbar.

Viele Ihrer Überlegungen habe ich auch, viele Ihrer Argumente trieben/ treiben auch mich um.

Und doch bin ich zu anderen Schlussfolgerungen gelangt (auch als Pohlmann oder Columba)

Für den Moment würde ich das gerne alles nebeneinanderstehen lassen – als verschiedene Sichtweisen. Mir scheint große Einigkeit darin zu bestehen, dass wir in großer Gefahr sind , und das Problem gelöst werden muss.

Ich werde weiter nachdenken, auch über Ihre Bemerkung, für die USA läuft es einigermaßen nach Plan - in Bezug auf die EU schon, aktuell, aber so ganz grundsätzlich, da bin ich mir garnicht so sicher. (einen Zwei-Fronten-Krieg können sich mE. auch die USA nicht leisten.)

Lawrow hat mal sinngemäß gesagt (ich glaube, es war nach dem missglückten Besuch von Borrrell), man sollte die guten diplomatischen Manieren Russlands nicht mit Harmlosigkeit verwechseln. Bienen könnten auch stechen. Jeder weiß allerdings, ich nehme an auch Lawrow, dass Bienen nach einem Stich sterben. So hat er gewarnt und gleichzeitig alles vernebelt. Darin zeigte sich für mich einmal mehr die Kunst eines sehr erfahrenen Diplomaten. (Anders als Frau Baerbock "verachte" ich so jemanden nicht, ich wäre gesprächsbereit, ich würde lieber zuhören und versuchen, zu verstehen.)

Und heute, von wegen Biene oder Bienenschwarm; es ist ein blitzgescheiter, formidabler Bär...

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Sehr interessante Ausführungen von Beiden. Als ehemaliger Stabsoffizier, der sich auch oder vor allem mit mil. Planspielen auskennt, ist leider die Einschätzung der militärischen Beweggründe/Möglichkeiten nur sehr oberflächlich ausgeleuchtet. Meist, in Unkenntnis der Hintergründe, eher falsch und unzureichend bewertet.

Ansonsten ein Dankeschön für eine erfrischend andere Beleuchtug aus westlicher Sicht.

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Meinen Dank und ich hoffe, Sie bleiben diesem Blog gewogen und helfen uns dabei, auf Ihrem Fachgebiet klüger zu werden!

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Ein sehr interessanter tweet von dem Hohen Beauftragten J. Borrel nach dem G 20-Treffen (auf dem es nicht so lief, wie sich das einige dachten):

https://twitter.com/JosepBorrellF

"Der globale Kampf um die Narrative zum Ukraine-Krieg ist in vollem Gang. Und im Augenblick gewinnen wir nicht..."

Borrells Schlussfolgerung daraus: Mehr Anstrengungen notwendig...

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Eine durchaus interessante Analyse.

Stärke und Fähigkeiten russischer Waffensysteme kann ich nicht beurteilen, allerdings verstehe ich nicht, weshalb russische Raketen über den Südpol nach Amerika kommen müßten, über einen der Ozeane würde doch ausreichen.

Widersprechen möchte ich in zwei Punkten. Sie schreiben:

"Russland ist nicht das unschuldige Opfer westlicher Umtriebe, die es auf Regime change und russische Unterwerfung abgesehen haben und nunmehr Russland auf ewig klein machen wollen."

Wenn man daraus die Worte "nicht" und "unschuldige" streicht, wäre das exakt meine Sichtweise, die sie auch selbst mit einigen Argumenten untermauern.

Hätte der amerikanische Präsident den Krieg verhindern wollen, hätte er doch nicht wenige Wochen vor Beginn. als der russische Aufmarsch schon begonnen hatte, öffentlich verkündet, daß Amerika auf keinen Fall Soldaten schicken werde.

Ich vermute sogar, daß es mit einem Präsidenten Trump gar nicht so weit gekommen wäre, da dessen imperiale Interessen rein monetärer Art und eher nicht militärisch wären.

Und das westliche Gerede von der Zeitenwende kommt auch nicht von ungefähr, denn es soll wieder heißen: Wir gegen die Anderen, die bösen Buben, auf die man mit dem Finger zeigen kann, damit die eigenen Pläne und Probleme nicht so auffallen. Allerdings zeichnet sich im Moment ansatzweise ab, daß diese Zeitenwende etwas anders verlaufen könnte, als man sie sich vorstellt.

Deswegen sehe ich es auch nicht so, daß Putin diplomatisch noch irgendwas hätte erreichen können. Rußland hat 30 Jahre versucht, mit dem Westen zu kooperieren und immer nur die kalte Schulter gezeigt bekommen.

Sehr gut gefallen hat mir die Feststellung, Rußland kenne den Westen besser als wir selbst. Man hat den Eindruck, daß insbesondere bei uns in Deutschland einige Politiker auf ihre eigenen Pressetexte hereingefallen sind. Ich nenne dieses Phänomen die Pippi Langstrumpf-Gesellschaft.

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Ich bin Ihnen für diese Meinungsäußerung sehr, sehr dankbar.

Viele Ihrer Überlegungen habe ich auch, viele Ihrer Argumente trieben/ treiben auch mich um.

Und doch bin ich zu einer anderen Schlussfolgerungen gelangt.

Für den Moment würde ich das gerne alles nebeneinanderstehen lassen – als verschiedene Sichtweisen. Mir scheint große Einigkeit darin zu bestehen, dass wir in großer Gefahr sind , und das Problem gelöst werden muss.

Was Sie als Pippi-Langstrumpf-Gesellschaft bezeichnen, trägt für mich kultische/ sektiererische Züge - ich habe dennoch geschmunzelt. +

Was (theoretisch) anfliegende Flugkörper betrifft: wenn alles in der Luftabwehr auf die Arktis ausgerichtet ist, hat man ein großes Problem, falls ein Angriff über die Antarktis erfolgen könnte (was bis dato technisch unmöglich schien; nun nicht mehr.)

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Sie fragen: Warum hat Rußland sich für Krieg entschieden? Ich vermute, daß der Auslöser Ende Januar 2022 war, als USA +Nato Nein zu Verhandlungen sagten, die Rußland mit 2 Vertragsentwürfen vom 17.12.2021 vorschlug. Aus Sicht Rußlands wollte der Westen keine diplomatische gütliche Einigung. Danach wurde von Rußland Plan B aktiviert - eine militärische Lösung. Warum? Meine Vermutung: Weil Abwarten auf ein Nato-Mitglied Ukraine eine größere Gefahr bedeutet hätte als sofortiges Zuschlagen. Denn ein wichtiges Datum für Rußland war der 14.6.2021 mit dem Nato-Beschluß auf Regierungschef-Ebene: Die Ukraine kommt in die Nato. Bedrohungen vor der eigenen Haustür nimmt keine Großmacht einfach so hin. Die Amerikaner haben sowjetische Raketen mit der Drohung eines Atomkriegs verhindert (Kuba-Krise Oktober 1962).

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Ob die Überlegenheit Russlands so groß sein könnte, wie sie vermuten, kann ich nicht beurteilen. Andererseits: Wenn eine motorisierte Kampfgruppe der Angreifer in der Größe mehrerer Brigaden auf einer Länge von über 60 Kilometern etwa eine Woche auf einem der Zufahrtswege zur Hauptstadt steht und nicht pulverisiert wird, muss man bei den Verteidigern schwere Mängel hinsichtlich der operativen Fähigkeiten annehmen. Das setzt sich bis heute fort, wenngleich Tempo und Art der Gefechtsführung seitens der Russen ebenfalls Fragen aufwerfen. Der Westen glaubt, die Lage mit Optimismus beantworten zu können – für mich klingt es eher wie Pfeifen im Wald.

Fest steht, jeden Tag wird zerstört, täglich sterben Menschen oder werden zu ewig traumatisierten Krüppeln. Kinder verlieren ihre Väter, Frauen ihre Männer, Mütter ihre Söhne. Und das Land leidet immensen Schaden. Auch wenn der Angreifer die Verantwortung für den Kriegseintritt trägt, erschüttert mich, mit welcher Verve westliche Politiker und ihre Lautsprecher die moralische Keule gegen Russland schwingen und daraus ihre Begründung für einen langen Krieg der Ukrainer mit westlicher Unterstützung gegen Russland ableiten.

Treffend hat diese Haltung einer meiner Freunde mit einer Wette nach dem Muster von Börsenprofis beschrieben. Der Westen und die Nato zocken auf Sieg; bezahlen werden sie – wie echte Börsenprofis - nicht persönlich, wenn die Wette verloren geht. Bezahlen werden diese Wette die Ukrainer und die weniger Betuchten im Westen sowie der „arme Süden“. Außerdem wird die US-Elite auch bei einer Niederlage der Ukraine ihre Politik der externen „battlefields“ fortsetzen können, denn ihr Land bleibt verschont. Die wirtschaftlichen Schleifspuren im eigenen Land tragen traditionsgemäß die ärmeren Teile der US-Bevölkerung.

Während die einen sich zum Zocken mit Fremdkapital rüsten, machen das andere mit ganzen Nationen… die Verlierer stehen schon fest, bevor etwas passiert ist.

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Lieber Wolfgang Geuer,

auch ich weiß natürlich nicht genau, wie die "LAGE" ist, aber Russland spielt nicht um Remis, die USA auch nicht.

Daher bin ich mir ziemlich sicher: Anzunehmen, dass das alles so ausgeht, "wie immer", wie auch einer Ihrer Freunde dachte (Profit wird eingestrichen und bezahlen tun die anderen), ist sträflicher Leichtsinn. So was mag im Fall vom Irak oder Afghanistan gegolten haben.

Was wir erleben, hat mE eine ganz andere Qualität. Deshalb mein SOS.

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Liebe Petra Erler, die Lage ist und bleibt außerordentlich bedrohlich und Europa (als battlefield der USA) ist für uns Europäer keine gute Aussicht!

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Wir befinden uns morgens um 8:00 Uhr in einem Hotel in Zermatt. Am Nebentisch sitzt eine Familie mit zwei Kindern beim Frühstück. Es wird offensichtlich Russisch gesprochen. Nach dem Frühstück sehe ich die zwei Kinder dieser Touristen im Unterhaltungsraum des Hotels. Sie spielen nicht etwa mit einem "Smartphone" oder "I-Phone" herum, sondern sie spielen was?

Sie spielen SCHACH !!!

Das ist die Metapher für das, was gerade mit dem Westen geschieht...🤔

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Wir befinden uns morgens um 8:00 Uhr in einem Hotel in Zermatt. Am Nebentisch sitzt eine Familie mit zwei Kindern beim Frühstück. Es wird offensichtlich Russisch gesprochen. Nach dem Frühstück sehe ich die zwei Kinder dieser Touristen im Unterhaltungsraum des Hotels. Sie spielen nicht etwa mit einem "Smartphone" oder "I-Phone" herum, sondern sie spielen was?

Sie spielen SCHACH !!!

Das ist die Metapher für das, was gerade mit dem Westen geschieht...🤔

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Kosovo-Referendum? Hab ich das was verpasst?

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Feb 14, 2023·edited Feb 14, 2023Author

Nein, haben Sie nicht! Ich hätte "Unabhängigkeitserklärung" schreiben müssen. Danke für den Hinweis.

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Stimmt.

Dann fällt aber auch Ihr Vorwurf "Das Referendum wurde nach dem Vorbild des Kosovo-Referendums organisiert (dass Russland immer abgelehnt hatte)." in sich zusammen. Vielmehr ist dann richtig, dass das Krim-Referendum sehr viel eher völkerrechtlichen Anforderungen entsprach (gestützt auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker versus ...) als die tatsächlich völkerrechtswidrige Unabhängigkeitserklärung des Kosovo - aber das sehen ja immerhin immer mehr Staaten ein. Nur Annalenchen zögert noch mit Konsequenz.

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Nicht ganz, völkerrechtlich gab es eine Überprüfung der Kosovo-Unabhängigkeitserklärung und ganz lax ausgedrückt, hat auf der Krim dann das stattgefunden, was sich auf das Ergebnis dieses Verfahren stützte.

Davon unbeschadet ist es nicht so, dass die Autonome Republik Krim qua ukrainischer Verfassung das Recht hatte, nach russischem Beistand zu rufen, als sie Teil der Ukraine war + es kamen die grünen Männchen dazu, vor dem 1. März 2014. Aber es war der zweite Verfassungsbruch in der Ukraine, nicht der erste.

Geschichtliche Abläufe sind kompliziert.

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"Davon unbeschadet ist es nicht so, dass die Autonome Republik Krim qua ukrainischer Verfassung das Recht hatte, nach russischem Beistand zu rufen, ..."

So einfach, wie Sie das das nationale Recht dem Völkerrecht gegenüberstellen, ist es nicht.

Das Sezessionsrecht sieht durchaus genau das vor, was auf der Krim passierte. Dass dieses Recht in Konkurrenz zum Recht auf territoriale Integrität steht, ist unbestritten. Doch beides ist Völkerrecht, also das Recht der Völker.

Was bei der Krim immer wieder einfach nicht beachtet wird: Es gab Anfang der 90-er Jahre mehrere Referenden, die sich auch mit einer möglichen Unabhängigkeit der Krim befassten. Deren Ergebnisse und deren zu einem erheblichen Teil Nichtbeachtung durch die Regierung in Kiew führen direkt zu den Ereignissen 2014.

Auch die Abläufe der durch den Westen mit aller Macht vorangetriebenen Kosovo-Abtrennung entsprachen wohl eher dem Spiel "Reim Dich oder ich fress Dich", worauf Russland damals sofort hinwies.

Es ging ausschließlich um amerikanische machtpolitische Interessen (Camp Bondsteel). Und dazu war jede Beugung oder Brechung von Recht hochwillkommen.

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Kosovo-Referendum? Hab ich da was verpasst?

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Der österreichische Verein "Union Souveränität" veröffentlichte am 5. Juli einen Offenen Brief an die österreichische Bundesregierung, der sich für die Rückkehr zur Neutralität, für kontrollierte humanitäre Hilfe sowie den sofortigen Ausstieg aus der Unterstützung der gegen Russland verhängten Sanktionen ausspricht. Die Zahl der Unterstützer beläuft sich aktuell auf reichlich 34.600.

https://souveraenitaet.org/oeffentlich/offener-brief-an-die-bundesregierung-der-republik-oesterreich/

Im Mainstream findet sich kein Hinweis darauf.

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Sehr interessant! Danke liebe(r) Karotz. Zwei deutsche (gegenläufige) Petitionen laufen ja auch und die Umfragen zeigen, was eine Mehrheit denkt.

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Genau. Die Petition gegen Waffenlieferungen (aktuell reichlich 314.000 Unterstützer) konnte in den letzten 10 Tagen durchschnittlich immer noch 555 Unterschriften pro Tag verzeichnen, während es bei der Gegenpetition (derzeit reichlich 92.000 Unterstützer) gerade mal 21 pro Tag waren.

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Eine so nüchterne klare Analyse: großer Respekt. Danke.

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Haben Sie Dank!

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Petra Erler und ihre Sicht der Lage.

Ihre Sicht und Kaffeeleserei irritiert. und beleuchtet nicht tiefen die Gruende zur berechtigten Selbstverteidigung der Russischen Republik .

Mich verwundert zutiefst und zeigt vorallem die Ignoranz dieser Vorgeschichte.

Seit 2014 mordete und brandschatzte ein brutales Regime in Kiew (Poroschenko/Selenskij) gegen Jeden und Alles was nicht -russophob- daherkam.

Motiviert, ausgestattet und zugedroehnt mit Geld,Waffen (USEUNATO) wurden mehr als 16.000 Donbassbewohner ermordet. 50.000 Verwundet. 100.000 vertrieben bzw. geflohn. Eine Infrastruktur im Werte von 10.Milliarden € zerstoert. Die Region mit Biolaboren ueberschwemmt und Labore eroeffnet die weder in den USA zugelassen sowie gegen internatioanale Konventionen verstossen.

Der Schlussakkord war im Dezember21 die Ankuendigung Selenskijs das sich die Ukraine wieder Atomwaffen anschafft was ja bzgl. ihrer Gegebenheiten zuegig umsetzbar war.

Uber den Aufbau eines faschistoiden politischen Systems und der Ideologisierung des eigenen Volkes bedarf es keiner Erklaerung mehr.

Die 1000 Vorgepraeche,Ansaetze, Bitten, diplomatischen Einwaende, schriftlichen Vorschlaege und Deklarationen wurden seitens (US/EU) brueskiert zurueckgewiesen.

Der Truppenaufmarsch und Belagerung im Januar22 (mit bevorstehendem Einmarsch im Donbass durch Kiew) war nur noch Gefahr in Verzug durch Moskau.

Wie sagte doch Vladimir Putin im Februar 22. Der Westen und seine Politiker bestehen nur aus Luegnern und Schwindlern. Es bestand nur ein Wille - und das war der Einschluss, Schwaechung , Zermuerbung und letztendlich die Zersplitterung Russlands.(Original Brzinsky).

Die Verteidigung der Donbassrepubliken sowie der russischen Republik und vorallem ihrer Menschen war ein laengst ueberfaelliger Schritt.

Den Aeusserungen eines Bernie Eccelstones ist nichts hinzuzufuegen.

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Ich sehe, Sie haben meinen Blog soeben entdeckt, liebe(r) "Jimmy" (sonst wüssten Sie, was ich bisher schrieb).

Mein Herangehen beim Blog besteht darin, Informationen zu sammeln, darüber nachzudenken und dann dieses Nachdenken zu teilen. Und auch über erhaltene Reaktionen nachzudenken.

Der durchaus existierenden Versuchung, mit einem Hammer alles als Nagel anzusehen, („If the only tool you have is a hammer, you tend to see every problem as a nail“), gehe ich allerdings so weit wie möglich aus dem Weg. Ich bin zudem überzeugt, dass undifferenzierte, empörte Emotion oder Propaganda nicht helfen, reale Probleme zu lösen.

Ecclestone hat übrigens einen Salto rückwärts gemacht. https://www.welt.de/sport/article239833103/Formel-1-Ecclestone-entschuldigt-sich-fuer-verstoerende-Putin-Aussagen.html

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Danke für Ihre Sichtweise.

Jedoch verstehe ich den folgenden Absatz nicht richtig "Seit dem 16. Februar 22 war klar, dass die Ukraine den Beschuss des Donbass intensivierte. Entsprechende Meldungen der OSZE wurden als „pro-russisch“ abgetan, die westlichen Beobachter hatten die Mission verlassen."

Wenn die westlichen Beobachter die Mission bereits verlassen hatten, wie kommt es dann weiterhin zu den täglichen Meldungen der ceasefire violations der OSZE für die Ukraine?

https://www.osce.org/files/2022-02-22%20Daily%20Report_ENG.pdf?itok=02960 (1927 ceasefire violations, Region Donetsk und Luhansk)

https://www.osce.org/files/2022-02-23%20Daily%20Report_ENG.pdf?itok=02960 ( 1719 ceasefire violations, Region Donetsk und Luhansk)

Die letzten OSZE-Beobachter verliesen die Ukraine am 06.03., laut eines Berichtes des Spiegels (den ich ausnahmsweise doch einmal nenne).

https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-letzte-osze-beobachter-verlassen-ukraine-a-22d1374c-6ae7-4a6d-9044-f46e6a36edf9

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Ich danke Ihnen, auch für die Frage:

Am 13.2. begannen einige westliche Staaten, ihre Beobachter abzuziehen. Die Mission erklärte, dennoch die Arbeit fortzusetzen.

https://thehill.com/policy/international/594064-us-staff-at-osce-withdraw-from-rebel-held-eastern-ukraine-city-report/

Hier ist auch noch ein Artikel mit dem Chef der Mission vom 23.2. - da geht es auch um den Abzug einiger Beobachter, er nimmt auch zum Vorwurf pro-russischer Berichterstattung (hier mit Bezug auf den Guardian) Stellung und erklärt, dass die Zahl der Verletzungen des Waffenstillstands sich dramatisch erhöht hat.

https://www.npr.org/2022/02/23/1082495309/international-team-of-observers-has-been-in-eastern-ukraine-to-monitor-2015-ceas?t=1657530032156

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Vielen Dank, Frau Erler!

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