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Ein paar Anmerkungen zu ihren Überlegungen als Ergänzung:

„Meinungskäfig“ ist ein treffendes Wort von ihnen für das, was mit der Einengung von Debattenräumen gerade in vielen Ländern passiert. Der tägliche Paukboden für alle ist geschaffen, die Erregungsschübe finden ihr willkommenes Ziel in den „sozialen Medien“. Die Regierenden können entspannt bleiben, weil die Öffentlichkeit zerkrümelt und mit aller Vehemenz nun in kleinen Gruppen gegeneinander antritt. Obwohl wir national wie international so dringend wie vielleicht nie auf Kooperation angewiesen sind, treibt der Souverän ins Gegenteil, klammert sich in seiner aufkommenden Panik an „Bewährtes“. Stärke, Härte, Kontrolle, Überwachung. Damit können viele etwas anfangen – zum eigenen Nachteil, weil schnell wesentliche Merkmale von Demokratie zur Debatte stehen.

Was Wahrheit ist, wird – wie sie an anderer Stelle sagten – mehr und mehr von diesen Medien bestimmt; wohlgemerkt von privaten transnationalen Unternehmen mit nie da gewesenem Einfluss und im engmaschigen Austausch mit Regierungsbehörden und Sicherheitsdiensten. Unabhängige Gerichte spielen dabei keine Rolle.

Wenn nur der Graben zwischen Erzähltem und Erlebtem wäre, fände sich schon ein Weg zum Miteinander. Das Erlebte ist aber von Kindesbeinen an massiver Filterung unterworfen; geglättet, geschmirgelt und gebogen durch Mythen und Ideologien, die im Lauf des Lebens zu einer festen Struktur an Glaubenssätzen werden. Klärung tut da zwar Not, rückt aber in immer weitere Ferne, weil die errichteten Zäune immer höher werden und alle zu Gefangenen machen. Die Zukunft könnte eine mehr oder weniger große Aufsplitterung sich gegenseitig bekämpfender Gruppen und Grüppchen bringen. Als Gesamtheit zur bewussten Mitgestaltung ihres Gemeinwesens fallen die Bürger dann aber aus.

Kleine, gut vernetzte Machtzirkel erledigen stattdessen in Hinterzimmern das, was zum Machterhalt und zur Sicherung ihrer Interessen notwendig ist. Der Souverän erlebt vor seinen Augen eine demokratische Bühne mit gekonntem, propagandistischem Tamtam, aber die Wahl beeinflusst nichts (mehr). Wer genau hinschaute, konnte dies bereits in der Vergangenheit wahrnehmen: Nahezu 70 % alle Bürger sind länger schon für höhere Renten, votieren in Umfragen gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr, setzen sich für ein effizienteres und besseres Gesundheitswesen ein, kritisieren Hartz IV. Aber sie bekommen von “Experten“ wie Herrn Raffelhüschen die private Vorsorge an die Backe geklebt – mit bekanntem Ausgang für die Altersrente. Und von interessierten Kreisen wird schon jetzt die Rente mit 70 oder mehr Jahren angedroht. Hartz IV wird bald 'Bürgergeld' heißen; der Begriff - so der ehemalige Chef der Bundesagentur - sei weniger diskriminierend. Dass der eigentliche Skandal durch die Regelsätze entsteht, ist Tabu.

Deutsche Kampfflieger mit Logistik fliegen seit wenigen Tagen über dem Südchinesischen Meer. Der kommandierende, deutsche General erklärte im Deutschlandfunk, der Einsatz wäre für niemanden ein Zeichen. Salopp gesagt: Wer also mit der Axt vor fremden Haustüren herumsteht, setzt damit kein Zeichen? Lieber General, möchte ich sagen, klopfen sie an ihre Schirmmütze und fragen sie sich, ob sich darunter noch ein Kopf befindet.

Die Funktionseliten tabuisieren, verleugnen, verkürzen und kein Journalist weit und breit, der fragt.

Übrigens hat sich Stephen Hawking, der weltbekannte Astrophysiker, noch schärfer als Harari zum Thema KI geäußert. Er warnte die Menschheit vor ihrer Auslöschung durch eine aus dem Ruder laufende Künstliche Intelligenz. Vermutlich weniger durch Missbrauch - der mit Sicherheit auch dazu gehört - als durch ihre gewonnene Kompetenz. Andererseits war er optimistisch, dass sich vielleicht - ‚deus ex macina‘ - ein zweiter Einstein fände, der die Welt rettet. Da kann man wirklich nur hoffen…

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Das muss eine Weile arbeiten. Dennoch will ich ein paa meiner gedankenfetzen hier loswerden. - - - Das klingt alles sehr schlüssig. Dystopisch und zugleich sehr nah an dem was real zB. von Elon Musk angestrebt und verfolgt wird. Kontrolle und "Vernetzung" individuellen Denkens und Fühlens. Neulich gab es dazu im ZDF eine Sendung. - Nachdem ich den Beitrag las - den ich wieder sooo treffend und klar finde - dachte ich, dass vielleicht eine Hoffnung in der Begrenzung unserer Ressourcen liegt. Diese enormen Datentransfers und eine weltumspannende digitale Menschenkontrolle fräßen doch enorme Energie. Schon jetzt ist die Digitalisierung einer der größten Energiefresser der Erde. - Aber das allein ist ja nicht Kern der Warnungen. Die Manipulation der Menschen, das enorme Begrenzen öffentlichen Diskurses, der Mangel an Offenheit, der spürbar ist, was das mit uns Menschen macht, liebe Petra, hast Du hier so gut auf den Punkt gebracht. Und auch wie wichtg es ist, sich selbst zu beobachten, sich wahrzunehmen , wach und aufmerksam, annehmend und ohne Wertung auch gegenüber den hochfahrenden Gefühlen gegen wen oder was auch immer und den Gefühlen wie Angst und Zorn und Hass zu sein. Sie gehören zu einem. Aber wie setze ich sie ein, wie lasse ich mich von ihnen lenken oder schaffe ich es, sie zu kanalisieren und zu ergründen. - Wenn Du schreibst, die Menschheit befände sich an einem Scheideweg...wohin führt der andere Weg? Hier ist der beschrieben, der mehr Kontrolle und Macht für wenige bringt und die Welt noch weiter in einen dystopischen Zustand treibt, der sich ja schon heut erahnen lässt. Aber welche Aussicht böte der andere Weg? Oder die anderen Wege? Gibt es sie? Oder ist es gar kein Scheideweg, sondern nur die lineare Fortführung der kapitalistischen hochtechnisierten Machtstrukturen? - - Manchmal denke ich ein wenig hoffnungssuchend, dass die Lösung, oder der Knall, der diese relative lineare dystopische Entwicklung aufhielte womöglich aus einer Ecke kommt, an die wir gar nicht denken oder nicht denken können. Etwas ganz und gar Unerwartetes. - - -

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