"Foreign Affairs" fahren (wie auch die NZZ vor einigen Tagen) die übliche Taktik westlicher Medien, die Deutungshoheit über etwas zu gewinnen, was man erst abgestritten und dann mit Unbelegtem (hier "Butscha") erklärt hat, was sich aber nun nicht mehr verheimlichen lässt (wie bei "not one inch").
Von einer "verspielten Chance auf Frieden" zu sprechen deutet trotzdem auf viel Optimismus.
Naftali Bennett sagte im Interview, er habe die Chancen für einen Waffenstillstand (!) auf 50:50 geschätzt.
David Arachamjia, der Leiter der ukrainischen Delegation, sagte im Interview mit Natalya Moseychuk, die Ukraine habe befürchtet, dass Russland auf Zeit spiele, um später "besser vorbereitet" zurückzukommen. (Man habe darüber aber nicht weiter nachdenken müssen, da dann ja Johnson gekommen sei und gesagt habe, man unterschreibe gar nichts und kämpfe weiter.) Laut Arachamjias Darstellung habe Entnazifizierung für Russland eine sehr untergeordnete Rolle gespielt ("Blabla"), in der Hauptsache sei es um die Rechte der Ostukrainer gegangen und um den Nichtbeitritt zur NATO. Letzteres sei aber ein heikler Punkt, da dazu wieder die Verfassung geändert werden müsste.
Zu der schwierigen Frage Frage nach westlichen Garantien zur Absicherung brachte übrigens laut Bennett er selbst die Idee ein, dass Russland der Ukraine eine verteidigungsfähige Armee zubilligen (und m.E. wahrscheinlich auch bezahlen) solle. Es war wohl zudem die Rede davon, dass die Ukraine der EU beitreten könne, die ja auch eine Klausel zur gegenseitigen militärischen Unterstützung kennt.
Könnte man darauf heute eine Friedenslösung bauen? Das Mindeste für Russland dürfte die Neutralität der Ukraine sowie die Anerkennung der Krim und (unter Umständen nach einem erneuten Referendum?) der sich nun zu Russland bekennenden Oblaste sein. Putin hat wiederholt gesagt, dass Ukrainer und Russen ein Volk sind, er wäre wohl im Sinne des künftigen Zusammenlebens zu recht weitreichenden Zugeständnissen bereit, aber auch er muss letztendlich seinen Leuten erklären können, wofür so viele Russen gestorben sind.
Die Frage ist, wie eigentlich die Neutralität der Ukraine in einem Vertrag garantiert werden soll - die war ja eigentlich durch das Budapester Memorandum (und die ukr. Verfassung) bereits festgeschrieben und wurde dennoch Makulatur. Würde Russland einem solchen Vertrag tatsächlich trauen nach den Erfahrungen mit Minsk 2 und dem Aufkündigen (bzw in mind. einem Fall dem Bruch) fast aller militärstrategischen Verträge durch die USA? Und wer sollte einen Bruch dieses Vertrages dann ahnden? Die UNO vielleicht, die trotz Resolution 2202 noch nicht einmal bei Frau Merkel und Herrn Hollande vorstellig geworden ist wegen ihrer Vergehen - geschweige denn bei Herrn Selensky, der schon bei der Unterzeichnung des Abkommens vor unterdrücktem Lachen fast geplatzt wäre?
Ist es da für Russland nicht logischer, langsam bis Odessa vorzustoßen und damit das Schwarze Meer zu sichern? Den Rest der Ukraine in einem völlig unsicheren Status dem Westen zu überlassen, damit der jahrzehntelang Geld in ein Fass ohne Boden schütten und wirtschaftlich auf absehbare Zeit nicht in der Lage sein wird, Russland zu gefährden?
Und wer soll Friedensgespräche anstoßen? Die USA?
Warum sollte die US-Regierung Frieden wollen? Gerade jetzt, wo absehbar ist, dass zumindest große Teile der Ukraine irgendwann wieder Beziehungen welcher Art auch immer zu Russland haben werden, macht es doch Sinn, die Bevölkerung und die Wirtschaft beider Länder so lange wie möglich bluten zu lassen, zumal man damit auch noch die Taschen der Rüstungsindustrie (und die eigenen?) füllt und ein paar Arbeitsplätze sichert.
Europa? Muss tun, was die US-Regierung diktiert, sonst... (Nordstream 2 lässt grüßen).
Die Ukraine? Selensky nähert sich bei einem Friedensschluss (der sich kaum an seinem traumtänzerischen "Friedensplan" anlehnen wird) unwiderruflich seinem Haltbarkeitsdatum (und es wird nicht Putin sein, der ihn aus dem Spiel nimmt).
Bleibt China. Hat die chinesische Regierung ein Interesse, dass der Krieg in der Ukraine endet? Kaum, denn solange die USA Waffen dorthin (und nach Israel) schicken, sind sie von Taiwan abgelenkt. Und solange sich die EU selbst abschafft, wird BRICS für viele Staaten immer interessanter.
Nach dieser exzellenten und umfassenden Zusammenstellung der Informationen, Danke, bleibt das quälende 'Warum' um so intensiver.
Gestern im Vorbeifahren sah ich ein Plakat, war es tatsächlich von der Bundeswehr?
'Raus in den Sturm, gestärkt zurück'. Der Text ohne Garantie, ein flüchtiger Blick. Purer Irrsinn! Doch schaue ich auf die im Netz befindlichen Werbungen, graust es mir auch so.
"Generalmajor André Bodemann erklärte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das könne die Bundeswehr nicht allein leisten: «Deswegen brauchen wir die Unterstützung der zivilen Seite.» Es könne beispielsweise eintreffen, «dass sich etwa eine US-Division durch Deutschland in Richtung Osten bewegt, Tausende Fahrzeuge, Tausende Soldaten. Dann müssen die verpflegt werden».
Sein Plan sei bei den 16 Bundesländern und allen Bundesressorts sehr positiv aufgenommen worden, «auch bei den Blaulichtorganisationen, vom Roten Kreuz bis zur Polizei», sagte Bodemann.
Der Operationsplan bleibt geheim. Über Ziel und Zweck gibt die Homepage der Bundeswehr folgendes an:
«Es werden Verfahren und Zuständigkeiten festgelegt, um gemeinsam mit anderen staatlichen und zivilen Akteuren Deutschland, dessen territoriale Integrität und seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen und zu verteidigen sowie den Aufmarsch der alliierten Streitkräfte über und durch Deutschland an die Nato-Ostflanke sicherzustellen.»
«Deutschlands wesentliche Aufgabe besteht darin, den geplanten Aufmarsch und die Versorgung verbündeter und eigener Streitkräfte, insbesondere durch Host-Nation-Support als gesamtstaatliche Aufgabe mit der ‹Drehscheibe Deutschland› sicherzustellen. In den Planungen der Nato müssen mehrere hunderttausend Soldatinnen und Soldaten durchgängig logistisch und medizinisch versorgt werden.»
«Der Plan legt beispielsweise fest, welche Verkehrswege für den Transport genutzt werden, welche Brücken in Betracht kommen und wo Rastplätze eingeplant sind und wie diese geschützt werden müssen.» "
Meine Frage an alle, welche hier lesen und begreifen. Nicht nur vom Verstand, sondern auch vom Herz aus gefragt, wie soll man damit umgehen, dass unsere Politiker bei der Selbstzerstörung keinen Einhalt gebieten und was könnte man Sinnvolles tun? Nicht wenige verweigern jegliche Kommunikation zu diesem Thema oder gehen sozusagen d'accord.
Sie können ja mal versuchen, bei der nächsten Wahl etwas zu ändern (haha). Nein, im Ernst: wenn Sie hier lesend und begreifend angekommen sind, sollte Ihnen klar sein, dass da kaum etwas zu machen sein wird. Die medialen Voaraussetzungen sind längst geschaffen, um westliche Propaganda in jedes Hirn zu hämmern, die rechtlichen sind seit einigen Jahren im Entstehen, um jede andere Meinung justiziabel zu machen (Volksverhetzung, Billigung eines Angriffskrieges, Desinformation etc). Nordstream 2 hat zudem allen Regierungen im Westen klar gemacht, was evtl. Ausscheren für Konsequenzen hat.
so sehr erschreckend, weil sehr realistisch. - nur will ich an einem fünkchen hoffnung festhalten, das da bedeutet: solange hier menschen lesend und begreifend angekommen sind, besteht doch auch hoffnung. nichts ist 100 prozentig kontrollier- und unterdrückbar. und die frei bleibenden prozente, die berechtigen doch, nicht den kopp in sandhaufen zu stecken.
Liebe Jana, ich stimme Dir zu - und man muss garnicht so krampfhaft festhalten wollen an einem Fünkchen Hoffnung. Nie vergessen: Realität schlägt Ideologie, sie lässt sich nicht schachmatt setzen.
"Realität schlägt Ideologie" - damit mögen Sie recht haben, wenn man es vom Ende aus betrachtet. Der Weg dorthin war in der Geschichte aber meist lang und hart und sehr oft blutig (und es wäre schön, wenn man einen solchen Leidensweg diesmal vermeiden könnte). Corona hat zudem gezeigt, wie schwach die gesellschaftlichen Gegengewichte im Vergleich zu Medien und Regierung (plus Judikative plus Exekutive) sind, wenn letztere Arm in Arm marschieren.
Ich schätze Ihre Analysen sehr, teile Ihren Optimismus aber nicht, wenn ich sehe, wie wenige Menschen aktiv für Frieden demonstrieren (oder auch nur besorgt sind ob der Kriegsgefahr) und wie weit das Brainwashing bei Medienvertretern und Mitgliedern fast aller Parteien bereits fortgeschritten ist. Ich fürchte, ein Kriegseintritt wird nicht per Umfrage oder Volksentscheid beschlossen, sondern uns als alternativlos vor die Nase gesetzt werden.
Ich habe noch eine Frage an Sie: Nach meinem Eindruck würde Herr Scholz in Hinblick auf die Ukraine gern anders handeln als er es tut. Was ist Ihrer Meinung nach der Hebel, mit dem die US-Regierung Deutschland - und damit die EU - "auf Linie" hält?
Ulrike Guerot sagte kürzlich in einem Interview, das Einzige, was man tun könne, sei, darüber immer wieder zu reden. Ich habe redend fast alle meine Freunde verloren (Wenn man ihnen - viele davon Akademiker - sagte: "Der Krieg hat eine Vorgeschichte", dann antworteten mehrere: "Das ist doch alles ewig her. Was zählt, ist jetzt". Bot ich ihnen an, ein Narrativ mit schriftlichen Beweisen zu widerlegen, sagten einige: "Wenn das mehr als eine Seite ist, dann interessiert es mich gar nicht.") Im Kollegenkreis ist es vergleichbar: Das Thema wird ausgespart, Andeutungen werden mit einem entrüsteten Blick ("Putinversteher?") oder Augenrollen ("Schwurbler!") quittiert. Besonders nach den letzten Großdemos gegen die AfD, wo alle brav mitgelaufen sind, sind die Feindbilder unverrückbar (verstehen Sie mich nicht falsch: man kann m.E. gegen vieles demonstrieren, was die AfD propagiert) und alle fühlen sich wie Siegfried nach dem Bad im Drachenblut - immun gegen jede Art von Argument. (Das mit dem Lindenblatt haben sie vermutlich verdrängt.) Von den wenigen anderen, die nach einiger Zeit einräumen, in manchen Punkten ähnlich zu denken, entpuppen sich leider viele dann tatsächlich als dahingehend AfD-affin, dass sie auch deren Ideen zur Migrationspolitik und zum "Deutschtum" teilen.
Ich ziehe jetzt in ein kleines Dorf in Italien, da sind die Menschen nicht sehr gebildet, aber noch menschlich. Und sie haben überwiegend und seit ewigen Zeiten ein großes Misstrauen gegenüber jeglicher Obrigkeit (dem Fernsehen vertrauen aber auch sie oft in fast kindlicher Naivität). Beides (wieder) zu entwickeln, Menschlichkeit (auch Russen gegenüber) und Misstrauen, wünsche ich den 60 Prozent der Deutschen, die bei der letzten Umfrage zur gefühlten Meinungsfreiheit hier anscheinend alles ganz ok fanden. Ob die anderen 40 Prozent an der jetzigen Politik etwas ändern können oder Deutschland u.U. noch viel tiefer in den Dreck reiten, muss man mal sehen.
Guerot hat die Erkenntnis von Matthias Desmet, der beruflich sehr viel davon versteht, wie Menschen ticken - und wie Massenformation geschieht - es gibt keinen anderen Weg, als zu reden, sonst nimmt das Unheil ungebremst seinen Lauf. - Man kann ihm auf Youtube zuhören.
Guten Start in Italien, @Det. Raus zu wollen - den Impuls kenne ich auch. Bleibe dennoch. Aus Gründen. Aber der Impuls erwächst bei mir aus der Idee, dass ich mich in der Fremde mit meinem Fremdsein besser aufgehoben fühlen würde, als mit meinem wachsenden Fremdsein im Vertrauten. Unsere Sprache muttersprachlich zu sprechen führt hierzulande immer öfter zu schmerzhaften Momenten. Da wünsch ich mir, wie Tucholsky einst, die Evolution hätte uns mit Ohrenlidern beschenkt.
die Mutter aller technischen Katastrophen der Neuzeit humoristisch auszuschlachten bietet verlockend viele Parallelen angesichts der Bereitschaft des politischen Führungspersonals der europäischen Staaten, die Kriegstüchtigkeit mit Schwung voran zu bringen. Zur Erinnerung: Die Schiffsführung auf der Titanic fuhr wissendlich mit "Vollgas" in ein Eisfeld mit vielen Eisbergen, weil sie ihr Schiff für "praktisch" unsinkbar hielt - tatsächlich sind Schiffe dies nicht einmal theoretisch, wenn sie aus Stahl gebaut werden. Die warnenden Funksprüche anderer Schiffsbesatzungen wurden ignoriert, Der Glaube an die technische Überlegenheit und die letztendliche Beherrschbarkeit der Natur waren Programm. „Volle Fahrt“ lautete daher das Kommando auf der Brücke bis kurz vor dem fatalen Crash, der das Schicksal des Schiffes und für viele Passagiere besiegelte. Und zwar endgültig. Vielen Dank für diesen Blick zurück.
Angesichts der sich selbst verstärkenden Rufe nach Kriegstüchtigkeit in Politik und Presse – auch die Großbanken marschieren nun im Gleichschritt zur Finanzierung der europäischen Waffenproduktion mit – sollten die Bürger in Europa aufhorchen und über diesen Umschwung und die möglichen Konsequenzen für uns alle nachdenken. Die Eliten scheinen sich (vorerst) entschieden zu haben. Die Lage könnte uns alle entmutigen, muss es aber nicht. Wir sollten auf die zahlreichen Initiativen in Deutschland schauen, die sich für Frieden einsetzen. Ich denke an die „Städte gegen Atomwaffen“, an Menschen wie die Richter und Staatsanwälte, die sich kritisch mit dem „Digital Service Act“ der EU auseinandersetzen, an Journalisten und Wissenschaftler, die über die Vorgeschichte zum Ukraine-Krieg berichten und an die Politiker, die ganz entschieden dem Aufrüstungstaumel der Hinterbänkler und Führungsriegen widersprechen.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche internationale Stimmen, Papst Franziskus, Noam Chomsky, John Mearsheimer, Jeffrey Sachs, Luiz Lula da Silva, Naledi Pandor (um nur einige der sehr bekannten Personen zu nennen), die den vorherrschenden westlichen Narrativen mahnend entgegentreten und natürlich all die Staaten außerhalb der Nato, die versuchen vermittelnd tätig zu werden. Wir können also optimistisch bleiben. Im übertragenen Sinn: Schicksal der Passagiere auf der Titanic muss nicht unser Schicksal werden
Eine gute Zusammenfassung der historischen (Teil)-Entwicklung. Aber es ist zu spät. Es haben nicht genug Menschen "Maleville" von Robert Merle gelesen.
"Foreign Affairs" fahren (wie auch die NZZ vor einigen Tagen) die übliche Taktik westlicher Medien, die Deutungshoheit über etwas zu gewinnen, was man erst abgestritten und dann mit Unbelegtem (hier "Butscha") erklärt hat, was sich aber nun nicht mehr verheimlichen lässt (wie bei "not one inch").
Von einer "verspielten Chance auf Frieden" zu sprechen deutet trotzdem auf viel Optimismus.
Naftali Bennett sagte im Interview, er habe die Chancen für einen Waffenstillstand (!) auf 50:50 geschätzt.
David Arachamjia, der Leiter der ukrainischen Delegation, sagte im Interview mit Natalya Moseychuk, die Ukraine habe befürchtet, dass Russland auf Zeit spiele, um später "besser vorbereitet" zurückzukommen. (Man habe darüber aber nicht weiter nachdenken müssen, da dann ja Johnson gekommen sei und gesagt habe, man unterschreibe gar nichts und kämpfe weiter.) Laut Arachamjias Darstellung habe Entnazifizierung für Russland eine sehr untergeordnete Rolle gespielt ("Blabla"), in der Hauptsache sei es um die Rechte der Ostukrainer gegangen und um den Nichtbeitritt zur NATO. Letzteres sei aber ein heikler Punkt, da dazu wieder die Verfassung geändert werden müsste.
Zu der schwierigen Frage Frage nach westlichen Garantien zur Absicherung brachte übrigens laut Bennett er selbst die Idee ein, dass Russland der Ukraine eine verteidigungsfähige Armee zubilligen (und m.E. wahrscheinlich auch bezahlen) solle. Es war wohl zudem die Rede davon, dass die Ukraine der EU beitreten könne, die ja auch eine Klausel zur gegenseitigen militärischen Unterstützung kennt.
Könnte man darauf heute eine Friedenslösung bauen? Das Mindeste für Russland dürfte die Neutralität der Ukraine sowie die Anerkennung der Krim und (unter Umständen nach einem erneuten Referendum?) der sich nun zu Russland bekennenden Oblaste sein. Putin hat wiederholt gesagt, dass Ukrainer und Russen ein Volk sind, er wäre wohl im Sinne des künftigen Zusammenlebens zu recht weitreichenden Zugeständnissen bereit, aber auch er muss letztendlich seinen Leuten erklären können, wofür so viele Russen gestorben sind.
Die Frage ist, wie eigentlich die Neutralität der Ukraine in einem Vertrag garantiert werden soll - die war ja eigentlich durch das Budapester Memorandum (und die ukr. Verfassung) bereits festgeschrieben und wurde dennoch Makulatur. Würde Russland einem solchen Vertrag tatsächlich trauen nach den Erfahrungen mit Minsk 2 und dem Aufkündigen (bzw in mind. einem Fall dem Bruch) fast aller militärstrategischen Verträge durch die USA? Und wer sollte einen Bruch dieses Vertrages dann ahnden? Die UNO vielleicht, die trotz Resolution 2202 noch nicht einmal bei Frau Merkel und Herrn Hollande vorstellig geworden ist wegen ihrer Vergehen - geschweige denn bei Herrn Selensky, der schon bei der Unterzeichnung des Abkommens vor unterdrücktem Lachen fast geplatzt wäre?
Ist es da für Russland nicht logischer, langsam bis Odessa vorzustoßen und damit das Schwarze Meer zu sichern? Den Rest der Ukraine in einem völlig unsicheren Status dem Westen zu überlassen, damit der jahrzehntelang Geld in ein Fass ohne Boden schütten und wirtschaftlich auf absehbare Zeit nicht in der Lage sein wird, Russland zu gefährden?
Und wer soll Friedensgespräche anstoßen? Die USA?
Warum sollte die US-Regierung Frieden wollen? Gerade jetzt, wo absehbar ist, dass zumindest große Teile der Ukraine irgendwann wieder Beziehungen welcher Art auch immer zu Russland haben werden, macht es doch Sinn, die Bevölkerung und die Wirtschaft beider Länder so lange wie möglich bluten zu lassen, zumal man damit auch noch die Taschen der Rüstungsindustrie (und die eigenen?) füllt und ein paar Arbeitsplätze sichert.
Europa? Muss tun, was die US-Regierung diktiert, sonst... (Nordstream 2 lässt grüßen).
Die Ukraine? Selensky nähert sich bei einem Friedensschluss (der sich kaum an seinem traumtänzerischen "Friedensplan" anlehnen wird) unwiderruflich seinem Haltbarkeitsdatum (und es wird nicht Putin sein, der ihn aus dem Spiel nimmt).
Bleibt China. Hat die chinesische Regierung ein Interesse, dass der Krieg in der Ukraine endet? Kaum, denn solange die USA Waffen dorthin (und nach Israel) schicken, sind sie von Taiwan abgelenkt. Und solange sich die EU selbst abschafft, wird BRICS für viele Staaten immer interessanter.
Warum?
Nach dieser exzellenten und umfassenden Zusammenstellung der Informationen, Danke, bleibt das quälende 'Warum' um so intensiver.
Gestern im Vorbeifahren sah ich ein Plakat, war es tatsächlich von der Bundeswehr?
'Raus in den Sturm, gestärkt zurück'. Der Text ohne Garantie, ein flüchtiger Blick. Purer Irrsinn! Doch schaue ich auf die im Netz befindlichen Werbungen, graust es mir auch so.
Und dann noch das!
https://www.infosperber.ch/politik/welt/operationsplan-deutschland-bereitet-sich-auf-einen-krieg-vor/
"Generalmajor André Bodemann erklärte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das könne die Bundeswehr nicht allein leisten: «Deswegen brauchen wir die Unterstützung der zivilen Seite.» Es könne beispielsweise eintreffen, «dass sich etwa eine US-Division durch Deutschland in Richtung Osten bewegt, Tausende Fahrzeuge, Tausende Soldaten. Dann müssen die verpflegt werden».
Sein Plan sei bei den 16 Bundesländern und allen Bundesressorts sehr positiv aufgenommen worden, «auch bei den Blaulichtorganisationen, vom Roten Kreuz bis zur Polizei», sagte Bodemann.
Der Operationsplan bleibt geheim. Über Ziel und Zweck gibt die Homepage der Bundeswehr folgendes an:
«Es werden Verfahren und Zuständigkeiten festgelegt, um gemeinsam mit anderen staatlichen und zivilen Akteuren Deutschland, dessen territoriale Integrität und seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen und zu verteidigen sowie den Aufmarsch der alliierten Streitkräfte über und durch Deutschland an die Nato-Ostflanke sicherzustellen.»
«Deutschlands wesentliche Aufgabe besteht darin, den geplanten Aufmarsch und die Versorgung verbündeter und eigener Streitkräfte, insbesondere durch Host-Nation-Support als gesamtstaatliche Aufgabe mit der ‹Drehscheibe Deutschland› sicherzustellen. In den Planungen der Nato müssen mehrere hunderttausend Soldatinnen und Soldaten durchgängig logistisch und medizinisch versorgt werden.»
«Der Plan legt beispielsweise fest, welche Verkehrswege für den Transport genutzt werden, welche Brücken in Betracht kommen und wo Rastplätze eingeplant sind und wie diese geschützt werden müssen.» "
Meine Frage an alle, welche hier lesen und begreifen. Nicht nur vom Verstand, sondern auch vom Herz aus gefragt, wie soll man damit umgehen, dass unsere Politiker bei der Selbstzerstörung keinen Einhalt gebieten und was könnte man Sinnvolles tun? Nicht wenige verweigern jegliche Kommunikation zu diesem Thema oder gehen sozusagen d'accord.
Sie können ja mal versuchen, bei der nächsten Wahl etwas zu ändern (haha). Nein, im Ernst: wenn Sie hier lesend und begreifend angekommen sind, sollte Ihnen klar sein, dass da kaum etwas zu machen sein wird. Die medialen Voaraussetzungen sind längst geschaffen, um westliche Propaganda in jedes Hirn zu hämmern, die rechtlichen sind seit einigen Jahren im Entstehen, um jede andere Meinung justiziabel zu machen (Volksverhetzung, Billigung eines Angriffskrieges, Desinformation etc). Nordstream 2 hat zudem allen Regierungen im Westen klar gemacht, was evtl. Ausscheren für Konsequenzen hat.
Ich habe mir vor kurzem bei Focus eine Umfrage angeschaut - wer will an die Front? Es gab keine Ja-Sager.
so sehr erschreckend, weil sehr realistisch. - nur will ich an einem fünkchen hoffnung festhalten, das da bedeutet: solange hier menschen lesend und begreifend angekommen sind, besteht doch auch hoffnung. nichts ist 100 prozentig kontrollier- und unterdrückbar. und die frei bleibenden prozente, die berechtigen doch, nicht den kopp in sandhaufen zu stecken.
Liebe Jana, ich stimme Dir zu - und man muss garnicht so krampfhaft festhalten wollen an einem Fünkchen Hoffnung. Nie vergessen: Realität schlägt Ideologie, sie lässt sich nicht schachmatt setzen.
Liebe Frau Erler,
"Realität schlägt Ideologie" - damit mögen Sie recht haben, wenn man es vom Ende aus betrachtet. Der Weg dorthin war in der Geschichte aber meist lang und hart und sehr oft blutig (und es wäre schön, wenn man einen solchen Leidensweg diesmal vermeiden könnte). Corona hat zudem gezeigt, wie schwach die gesellschaftlichen Gegengewichte im Vergleich zu Medien und Regierung (plus Judikative plus Exekutive) sind, wenn letztere Arm in Arm marschieren.
Ich schätze Ihre Analysen sehr, teile Ihren Optimismus aber nicht, wenn ich sehe, wie wenige Menschen aktiv für Frieden demonstrieren (oder auch nur besorgt sind ob der Kriegsgefahr) und wie weit das Brainwashing bei Medienvertretern und Mitgliedern fast aller Parteien bereits fortgeschritten ist. Ich fürchte, ein Kriegseintritt wird nicht per Umfrage oder Volksentscheid beschlossen, sondern uns als alternativlos vor die Nase gesetzt werden.
Ich habe noch eine Frage an Sie: Nach meinem Eindruck würde Herr Scholz in Hinblick auf die Ukraine gern anders handeln als er es tut. Was ist Ihrer Meinung nach der Hebel, mit dem die US-Regierung Deutschland - und damit die EU - "auf Linie" hält?
Ulrike Guerot sagte kürzlich in einem Interview, das Einzige, was man tun könne, sei, darüber immer wieder zu reden. Ich habe redend fast alle meine Freunde verloren (Wenn man ihnen - viele davon Akademiker - sagte: "Der Krieg hat eine Vorgeschichte", dann antworteten mehrere: "Das ist doch alles ewig her. Was zählt, ist jetzt". Bot ich ihnen an, ein Narrativ mit schriftlichen Beweisen zu widerlegen, sagten einige: "Wenn das mehr als eine Seite ist, dann interessiert es mich gar nicht.") Im Kollegenkreis ist es vergleichbar: Das Thema wird ausgespart, Andeutungen werden mit einem entrüsteten Blick ("Putinversteher?") oder Augenrollen ("Schwurbler!") quittiert. Besonders nach den letzten Großdemos gegen die AfD, wo alle brav mitgelaufen sind, sind die Feindbilder unverrückbar (verstehen Sie mich nicht falsch: man kann m.E. gegen vieles demonstrieren, was die AfD propagiert) und alle fühlen sich wie Siegfried nach dem Bad im Drachenblut - immun gegen jede Art von Argument. (Das mit dem Lindenblatt haben sie vermutlich verdrängt.) Von den wenigen anderen, die nach einiger Zeit einräumen, in manchen Punkten ähnlich zu denken, entpuppen sich leider viele dann tatsächlich als dahingehend AfD-affin, dass sie auch deren Ideen zur Migrationspolitik und zum "Deutschtum" teilen.
Ich ziehe jetzt in ein kleines Dorf in Italien, da sind die Menschen nicht sehr gebildet, aber noch menschlich. Und sie haben überwiegend und seit ewigen Zeiten ein großes Misstrauen gegenüber jeglicher Obrigkeit (dem Fernsehen vertrauen aber auch sie oft in fast kindlicher Naivität). Beides (wieder) zu entwickeln, Menschlichkeit (auch Russen gegenüber) und Misstrauen, wünsche ich den 60 Prozent der Deutschen, die bei der letzten Umfrage zur gefühlten Meinungsfreiheit hier anscheinend alles ganz ok fanden. Ob die anderen 40 Prozent an der jetzigen Politik etwas ändern können oder Deutschland u.U. noch viel tiefer in den Dreck reiten, muss man mal sehen.
Guerot hat die Erkenntnis von Matthias Desmet, der beruflich sehr viel davon versteht, wie Menschen ticken - und wie Massenformation geschieht - es gibt keinen anderen Weg, als zu reden, sonst nimmt das Unheil ungebremst seinen Lauf. - Man kann ihm auf Youtube zuhören.
Guten Start in Italien, @Det. Raus zu wollen - den Impuls kenne ich auch. Bleibe dennoch. Aus Gründen. Aber der Impuls erwächst bei mir aus der Idee, dass ich mich in der Fremde mit meinem Fremdsein besser aufgehoben fühlen würde, als mit meinem wachsenden Fremdsein im Vertrauten. Unsere Sprache muttersprachlich zu sprechen führt hierzulande immer öfter zu schmerzhaften Momenten. Da wünsch ich mir, wie Tucholsky einst, die Evolution hätte uns mit Ohrenlidern beschenkt.
Ich weiß einmal mehr, warum ich Linden mag. :-)
Liebe Frau Erler,
die Mutter aller technischen Katastrophen der Neuzeit humoristisch auszuschlachten bietet verlockend viele Parallelen angesichts der Bereitschaft des politischen Führungspersonals der europäischen Staaten, die Kriegstüchtigkeit mit Schwung voran zu bringen. Zur Erinnerung: Die Schiffsführung auf der Titanic fuhr wissendlich mit "Vollgas" in ein Eisfeld mit vielen Eisbergen, weil sie ihr Schiff für "praktisch" unsinkbar hielt - tatsächlich sind Schiffe dies nicht einmal theoretisch, wenn sie aus Stahl gebaut werden. Die warnenden Funksprüche anderer Schiffsbesatzungen wurden ignoriert, Der Glaube an die technische Überlegenheit und die letztendliche Beherrschbarkeit der Natur waren Programm. „Volle Fahrt“ lautete daher das Kommando auf der Brücke bis kurz vor dem fatalen Crash, der das Schicksal des Schiffes und für viele Passagiere besiegelte. Und zwar endgültig. Vielen Dank für diesen Blick zurück.
Angesichts der sich selbst verstärkenden Rufe nach Kriegstüchtigkeit in Politik und Presse – auch die Großbanken marschieren nun im Gleichschritt zur Finanzierung der europäischen Waffenproduktion mit – sollten die Bürger in Europa aufhorchen und über diesen Umschwung und die möglichen Konsequenzen für uns alle nachdenken. Die Eliten scheinen sich (vorerst) entschieden zu haben. Die Lage könnte uns alle entmutigen, muss es aber nicht. Wir sollten auf die zahlreichen Initiativen in Deutschland schauen, die sich für Frieden einsetzen. Ich denke an die „Städte gegen Atomwaffen“, an Menschen wie die Richter und Staatsanwälte, die sich kritisch mit dem „Digital Service Act“ der EU auseinandersetzen, an Journalisten und Wissenschaftler, die über die Vorgeschichte zum Ukraine-Krieg berichten und an die Politiker, die ganz entschieden dem Aufrüstungstaumel der Hinterbänkler und Führungsriegen widersprechen.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche internationale Stimmen, Papst Franziskus, Noam Chomsky, John Mearsheimer, Jeffrey Sachs, Luiz Lula da Silva, Naledi Pandor (um nur einige der sehr bekannten Personen zu nennen), die den vorherrschenden westlichen Narrativen mahnend entgegentreten und natürlich all die Staaten außerhalb der Nato, die versuchen vermittelnd tätig zu werden. Wir können also optimistisch bleiben. Im übertragenen Sinn: Schicksal der Passagiere auf der Titanic muss nicht unser Schicksal werden
Sehr ausführlich; hoffe nur dass der Konflikt baldigst endet, mehr als hoffen ist kaum drin
Eine gute Zusammenfassung der historischen (Teil)-Entwicklung. Aber es ist zu spät. Es haben nicht genug Menschen "Maleville" von Robert Merle gelesen.