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In einem Gespräch mit Andreas von Bülow über die Hintergründe von 9/11 äußerte der ehemalige SPD-Parlamentarier, der zeitweise Mitglied der parlamentarischen Kontrollkommission der Nachrichtendienste war, mir gegenüber eine interessante gleichwohl durch zu hohen Konsum von Agenten-Filmen in der Öffentlichkeit verdrängte Wahrheit: Geheimdienste sind nicht in erster Linie dazu da, um „Sauereien“ aufzudecken, sondern ganz im Gegenteil, die „Sauereien“ der eigenen Regierung zu vertuschen. Ich bin mir mittlerweile sicher - er hatte Recht. Und dass Regierungen darin sehr erfolgreich sind (im Sinne einer manipulierten Öffentlichkeit), zeigt der Fall Skripal genauso exemplarisch wie die wahlweise durch Tee, eine Wasserflasche oder kontaminierte Unterhose erfolgte und dann doch gescheiterte „Vergiftung“ Nawalnys. Man dringt als „normaler“ Bürger eigentlich schon gar nicht mehr durch das Lügendickicht. Umso so verdienstvoller, liebe Petra Erler, dass Sie sich dieses verworrenen Falls angenommen haben. Wobei - so verworren sind diese Fälle auch wieder nicht - vorausgesetzt, man beurteilt sie mit unvoreingenommenem Menschenverstand. Aber dann gehört man ja umgehend zu einer gewissen Kategorie...

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Die OPCW ist mittlerweile zu einem (weiteren) politischen Vehikel des "Wertewestens" geworden, um als Gegner definierte Regierungen zu diskreditieren. Ich erinnere nur an die Giftgasattacke in Duma, Syrien im April 2018. Die Führung des OPCW hatte damals die eigenen Leute vor Ort ausgebootet und den Giftgasangriff dem syrischen Präsidenten Assad angelastet, obwohl das Vor-Ort-Team zu dem Ergebnis kam, dass es die sogenannten Rebellen waren. Als die Mitglieder des Untersuchungsteams sich gegen die Falschdarstellung ihrer Vorgesetzten wehrten, wurden sie kurzerhand vor die Tür gesetzt. Eine aktuelle Tagesschau-Meldung vom Januar d.J. zeigt auch noch einmal sehr gut, was der mainstream-informierte westliche Leser gefälligst zu denken hat: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/opcw-syrien-105.html.

Im Fall Skripal oder im auch Fall Nawalny kann man als unabhängig denkender Mensch schnell dahinter kommen, dass die offiziellen Erzählungen, ich sage es mal so, recht kreativ sind und mit Skepsis betrachtet werden sollten. Allerdings leben wir gerade im Zeitalter der Narrative, nicht der Nachrichten...

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Oh, die Skripal-Affäre, wie auch immer sie genau abgelaufen sein mag, war Teil eines größeren Spiels.

Tragen wir ein paar Fakten unkommentiert zusammen: Christopher Steele, Verfasser des mittlerweile diskreditierten Steele-Dossiers, das "Russiagate" auslöste, und das von Victoria Nuland an das FBI weitergegeben wurde, war seinerzeit für MI-6 der Handler von Alexander Litwinenko. Das Ergebnis der Untersuchungskommission, Litvinenko sei von russischen Agenten vergiftet worden, ist vermutlich auf Steeles der Geheimhaltung unterliegende Stellungnahme zurückzuführen.

Steele war außerdem der Vorgesetzte von Pablo Miller, der Skripal seinerzeit angeworben hatte, und mit ihm in Salisbury weiterhin Kontakt hielt. Miller und der BBC-Journalist Mark Urban, der Skripal vor den Ereignissen interviewt hatte, daraus erstaunlicherweise aber nicht unmittelbar Kapital schlug, sondern erst später sein Buch veröffentlichte, aus dem die BBC dann eine fiktionale Nacherzählung machte, dienten wohl im gleichen Panzerregiment. Dort diente auch ein gewisser Hamish de Bretton-Gordon, der meistinterviewte Experte für chemische Waffen in Sachen Syrien, der schon sehr früh dafür plädiert hatte, dass auch "moderate Rebellen"/White Helmets Teil der von der OPCW geforderten "chain-of-custody" sein sollten.

HBG, wie wir Connaisseure den Mann nennen, war mit dem Gründer der White Helmets James Le Mesurier befreundet. HBG war es auch, der das Problem der zeitlichen Verzögerung versuchte anzugehen, indem er behauptete, die Russen hätten ein "boutique novichok" eingesetzt, das verzögert wirke. Er ist auch mit Bellingcat verbandelt.

Bevor ich jetzt auch noch zur Integrity Initiative komme, die insbesondere mit Bezug auf Nawalny sowie ganz allgemein in Sachen anti-russische Propaganda von größtem Interesse ist, höre ich mal auf.

Hier noch ein aktueller Artikel: https://propagandainfocus.com/the-salisbury-novichok-trail/

Die wohl beste Zusammenfassung, die ich kenne, ist hier zu finden:

https://www.theblogmire.com/the-salisbury-poisonings-two-years-on-a-riddle-wrapped-in-a-cover-up-inside-a-hoax/

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Gut, dass Sie wieder an diese krude Geschichte erinnern, liebe Frau Erler.

Mir geht es inzwischen eher so, dass ich den Westen, allen voran die USA und GB für den/die schlimmsten Lügner halte und ich fürchte, sie haben derartig oft die übelsten Lügen verbreitet um dann ihre meist völkerrechtswidrige Kriegspolitik gegenüber Ländern, die sie zu ihren Feinden erklärt haben, zu rechtfertigen, dass, sollten sie mal wirklich die Wahrheit sagen, diese kaum glaubhaft erscheinen dürfte.

Und das Ganze wird ja nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Auflösung des Warschauer Pakts so viel schriller und unversöhnlicher, dass man wirklich fürchten muss, dass die USA (und GB als ihr Wurmfortsatz) in ihrem Verteidigungskampf gegen den Verlust ihrer Hegemonie die Welt in den Abgrund reißen. Ich halte bestimmte , sehr mächtige Kreise(!) dort für absolut skrupellos.

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Mar 5, 2023·edited Mar 5, 2023

Danke dass Sie die verschiedenen Informationen hier noch einmal zusammen tragen, denn nach dem Abklingen einer Orwellschen "Hasswoche" verschwindet auch das mediale Interesse. Wobei das immer auch eine Machtdemonstration gegenüber dem Führungspersonal der "Verbündeten" und den inländischen Medienvertretern ist, die die Rolle übernehmen, alles unhinterfragt zu bekräftigen. Je unplausibler und inkonsistenter das Behauptete ist, umso kraftvoller ist die Machtdemonstration.

Randbemerkung: Just diese Affäre hatte mich damals inspiriert zu dem Lied "Of Snakes and Men", das im Nachhinein erschreckend prophetisch wirkt: https://youtu.be/CfZHltAgwLA

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