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"Für uns Deutsche heute stellt sich jedoch die Frage, warum wir es für normal halten, dass ein Verehrer eines Polen-, Russen- und Judenhassers und Massenmörders in diesem Land als Botschafter eine Bühne hat."

Weil es den derzeitigen Interessen der deutschen Führung als Erfüllungsgehilfe US-amerikanischer Machtpolitik dient.

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Unvergessen ein Abend bei einer älteren Jüdin Anfang der Neunziger Jahre in Wilna. Der Vater war bei Kriegsbeginn sowjetischer Offizier und sie und ihre Mutter wurden von den Deutschen überrollt. Die beiden fanden sich in der besetzten Ukraine wieder, wo sie sich monatelang unter schrecklichen Bedingungen versteckt hielten. Von den Ukrainern war keine Hilfe zu erwarten. Im Gegenteil. Die hassten die Juden und die Sowjetmacht, die für sie das gleiche waren.

Schließlich organisierte die Mutter irgendwie "arische" Papiere und die beiden lebten dann an einem Garnisonsort der Wehrmacht und arbeiteten als Küchenhilfen.

Ich fragte sie, ob sie jemals an jenen Ort zurückgekehrt sei. Sie sagte, diesen Ort gäbe es nicht mehr. Die Einwohner habe man alle als Kollaborateure erschossen. Sie selbst und die Mutter hatten durch ein Wunder überlebt. Sie erstaunte mich auch durch die Bemerkung, alle hätten über die Greueltaten der sowjetischen Geheimpolizei Bescheid gewusst. Die Enthüllungen der Glasnostzeit seien nur das Aussprechen schon lange bekannter Wahrheiten.

Bei alledem darf man nicht vergessen, dass wenige Jahre vor Einmarsch der Deutschen in die Ukraine Millionen absichtlich in den Hungertod getrieben wurden. Bandera ist genau die Rächerfigur, die sich wohl viele Ukrainer damals erträumt haben. Eine unvergleichliche Brutalisierung hat eine Figur wie Bandera hervorgebracht und sowohl die russischen als auch die ukrainischen Versionen des zweiten Weltkriegs sind auf jeweils auf ihre Weise nichts als beschönigende Legenden. Geschichte ist kompliziert und es gibt kein rein Gutes und Böses. Der Riss geht durch jedes einzelne Herz. Schlimm ist, wie in Ost und West die wahren Lehren dieser schrecklichen Vergangenheit vergessen werden.

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Besonders erstaunt, dass die mediale deutsche Landschaft in einer historischen Rolle rückwärts Melnyk als Dauergast in Talkshows, Nachrichtensendungen und Interviews ein bereites Forum für seine Attacken gegen die deutsche Ostpolitik bot. Mehr als 50 Jahre Entspannung zwischen den damaligen Blöcken, die u.a. den Boden bereitete für die deutsche Wiedervereinigung und die gedeihliche Zusammenarbeit mit Russland wurden inzwischen leider mit Erfolg einem neuen Blickwinkel unterworfen, der nicht mehr auf die Ursachen des jetzigen Krieges fokussiert, sondern darauf zielt, Russland - mit allen Folgen - aus der europäischen Familie auszuschließen.

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