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Jul 24, 2022·edited Jul 25, 2022

Sehr schön, der Blick auf die Menschenbilder, die ins All hinaus vermittelt werden sollen. Das jagt mir schon einen Schauer über den Rücken, zu bedenken, wie Wunsch und die Realität klaffen, aber auch, dass die Botschaften nach dort draußen für die Hoffnung stehen, dass der Mensch dem Bild entspräche. Was er ja auch tut, wenn er es denn will.

Gut geschrieben wieder, elegant (ich weiß jetzt kein besseres Wort, es ist mir selbst zu glatt) verknüpfte Bezüge und kritische Sichten, direkt auf den Punkt gebracht.

Ich lese den Beitrag als Appell, sich mutig und couragiert als Bürger seiner/ihrer demokratischen Kraft bewusst zu werden und nach bestem Wissen und vor allem GeWissen sich für Frieden einzusetzen. Und nicht nur dafür, für eine faire und sozial gerechte Welt- und Nationalwirtschft. Viele Gedanken schließen sich nach diesem Beitrag in mir an und auf. Und ich merke, wie begrenzt ich selbst sowieso noch, mit Blick auf Wissen und Wege, aber auch schon bin, indem ich mich selbst zensiere. - Ich lasse das alles mal sacken. Dankbar für Deinen Mut, liebe Petra Erler. Erschrocken zugleich, dass ich diesen und ähnliche Beiträge schon als "mutig" empfinden muss. Wie groß also ist dann schon das Reglement der Angst.

Ich hab vor Jahren gesagt, diejenigen im Lande, die wirklich das Potenzial haben, etwas zu verändern, sind die damals 50- jetzt etwa 60jährigen. Plus/minus 10 Jahre. Sie haben sich beruflich etabliert oder ausprobiert und weitestgehend emanzipiert (bei weitem nicht alle, ich weiß) und vor allem lassen sie nicht mehr jeden Murks mit sich machen. Sie erkennen die Zeichen unsinniger Entscheidungen, destruktiver Verhaltensweisen und kennen die Formen der Unterdrückung - sie können sich stark machen, sind diplomatisch und haben verschiedenen Strategien im Leben erprobt, sich für sich und andere einzusetzen. Sie haben fachliche und soziale Erfahrungen, auf die man zurückgreifen sollte und muss. Aber ihre geringere Manipulierbarkeit bewirkt wahrscheinlich, dass sie auf dem "Markt" nicht so wohlgelitten sind und schnell als altes Eisen auf die Halde abgeschoben werden. An Motivation und Leistungsfähigkeit liegt es nicht. Aus meiner Berufserfahrung weiß ich, dass Angehörige der Altersgruppen der heute 50 bis 70-jährigen oft länger und härter durch Personalmangelkrisen und strukturelle und persönliche Schwächezeiten durcharbeiten, als mancher der jungen "Garde". Inzwischen sage ich aber, es sind jetzt vor allem die Rentner, die Pensionäre, die den Mut und die Courage mitbringen, sich einzusetzen - weil sie weniger zu verlieren haben. Diejenigen Politiker, Ärzte, Wissenschaftler, die sich wirklich klug und couragiert kritisch äußerten, sind oft pensionierte Menschen und mit langjährig erprobter Kompetenz ausgestattete Fachleute.

Aber zurück zum Beitrag:

Ja, welche Regeln legt man denn der "regelbasierten" Ordnung zugrunde? Das würde mich auch bitte sehr interessieren. Wie wurden sie vereinbart, mit wem, wo stehen sie geschrieben die besagten Regeln, und wie und womit werden sie eingehalten und von wem für oder gegen wen? Und Kraft welcher Wassersuppe unterstellt man anderen Ordnungen, sie seien nicht regelgeleitet. Als gäbe es nicht verschiedene, sondern nur unsere (wer genau ist das? mit welchen Interessen?) Regeln oder keine.

Gorbatschows einstiger Appell für Transparenz und gesellschaftlichen Umbau fällt mir oft ein. Ökologische und Friedenspolitische Ansätze überhaupt der letzten 40 -50 Jahre. Aus gehabtem schaden waren wir mal klug, gezogene Lehren aus Kriegen und totalitären Strukturen bewegten viele und vieles. Es gab so viele vernünftige Ideen in unserer Lebensspanne, an die man längst anknüpfen muss und kann. Goldstaub für gesellschaftliche Entwicklungen. Das alles scheint mir, wird wie in einer Art absichtlicher Amnesie ausgelöscht aus dem kollektiven Gegenwartsgedächtnis. Das kommt mir sehr amerikanisch vor. So eine absolute Hier-und-Jetztbezogenheit, die das was grad die kollektive Aufmerksamkeit dominiert zum Immerbestehenden erhebt. Das macht auch manipulierbar. Als sicher hinkender Vergleich fällt mir ein, einem Demenzkranken kann man auch schnell etwas auf das Jetzt bezogene vermitteln, oder einreden schlimmstenfalles, um ihn zu lenken, zu beruhigen, oder um selbst seine Ruhe zu haben, weil der Mensch mit Demenz dankbar ist, wenn jemand die Gedächtnislöcher, die beängstigenden Momente in denen er geistig-seelisch und gedanklich ins Leere greift, wenn jemand das also mit Sinn und Deutung und mit einer Richtung füllt. Nun will ich hier niemanden als dement bezeichnen, aber auch Angst verengt den geistigen Spielraum, und das Erinnern, vor allem, wenn von allen erdenklichen medialen Seiten kaum noch Fragen gestellt werden, die den Fokus verändern, größer ziehen und/oder zu Perspektivwechseln auffordern und im Gegenteil Menschen die das tun, abgewertet und medial geächtet und somit gesellschaftlich isoliert werden. Wie lange so etwas noch gut gehen kann, weiß ich nicht. Das menschliche Gewissen, der innere Kompass für das was sinnvoll, hilfreich, mitmenschlich ist, der kann zwar kurzzeitig abgelenkt und manipuliert werden, wird aber nie ganz versiegen. Daran knüpfe ich Hoffnung. Hybris führte immer irgendwann zum Kippen.

... - worauf will ich hinaus mit diesem Gedankenschwall: dass wir uns mit Courage und Authentizität, mit dem Hören auf die leisen Stimmen, vielleicht wirklich davon bewahren können, in dystopische Verhältnisse gebracht zu werden und zu geraten. Jeder nach bestem Wissen und Gewissen... ??

Jetzt will ich mir dieses Interview Bild-Baerbock anhören, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, wie es mir dabei gehen wird. https://www.youtube.com/watch?v=Ly37Y5mbp1g

Oh je. - Weisheit geht anders.

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Aug 8, 2022·edited Aug 8, 2022

Ist die deutsche Sprecherin des US-Außenministeriums ;-) die ihr gewidmete Aufmerksamkeit wert?

Kurz nachdem sie sich in dieses Amt gedrängt hatte und für diesen Ego-Trip nebenbei ihrer Partei das Verkehrsministerium aus der Hand geschlagen hatte, hörte ich im Radio ein Interview mit einer hochrangigen Vertreterin der SWP. Auf die Frage ob mangelnde Kenntnis und Erfahrung nicht hinderlich in dem Amt seien, kam die Antwort, das wäre kein Porblem, denn sie habe ja gute Berater(innen). Immerhin sorgen diese Berater für ein paar hübsche Pressefotos, z.B. wie sie barfuß am Strand eines pazifischen US-Stützpunkts ihren ökologischen Fußabdruck hinterlässt [1].

Aber als ich dann die Meldung "Baerbock provoziert China" (sic!) las [2], dachte ich spontan, dass die Beaterinnen auch nicht immer aufpassen können. Anscheinend meint sie, wir könnten bei der Energiewende nicht nur auf russisches Gas verzichten, sondern auch auf chinesische Solarpanels und Elektronikkomponenten. Ein Blick ins "Blättchen" [3] und ein Interview mit Bütikofer belehrte mich dann aber, dass eine Konfrontation mit China vermutlich auch im Dunstkreis ihrer Berater für eine gute Idee gehalten wird.

Das legt ein Gedankenexperiment nahe: Angenommen, es käme eine kluge Person in dieses Amt, in der Lage Interessen zu erkennen und zu benennen, mit diplomatischem Geschick und dem Willen, das Schlimmste zu verhindern. Könnte sie den Beraterstab anders ausrichten? In welchem Zeitraum? Dürfte sie Beraterinnen austauschen? Ohne die Zuarbeit eines Stabs kommt ja niemand in dem Amt aus.

[1] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/annalena-baerbock-auf-palau-warten-bis-das-meer-kommt-a-19bec8a3-595e-4fbd-94ae-24443e0ccf4e

[2] Der Titel "Baerbock provoziert China" wurde inzwischen geändert in "Baerbock legt sich mit China an". Anscheinend war bei der ersten Version "der Zensor pinkeln" wie der Blogger Fefe sagen würde: https://web.de/magazine/politik/baerbock-legt-china-protest-taiwan-aeusserungen-37162316

[3] https://das-blaettchen.de/2022/07/fdp-auf-gefaehrlichem-kurs-62458.html

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