Herzlichen Dank (wieder einmal) für einen Top-Artikel. Leider lesen ihn wohl (wieder einmal) nur die "Falschen".
Sie schreiben richtig: "Es gibt nicht einen verlässlichen Hinweis auf etwaige Aggressionspläne Russlands gegen Nato-Staaten. Im Gegenteil, Russland dementiert." (Na ja, Russland lügt immer.)
Aber es sprechen auch alle Zahlen dagegen (und eigentlich muss man nur bis 20 oder höchstens 100 zählen können, um das zu überprüfen, also Mathe bis etwa Ende des 2. Grundschuljahres):
Die Militärausgaben Russlands sind seit Jahrzehnten weitaus geringer als die der NATO, selbst wenn man die USA aus der Rechnung wirft und zusätzlich berücksichtigt, dass russische Waffen wegen unterschiedlicher ökonomischer Strukturen billiger gefertigt werden als westliche.
Ein deutlicher Anstieg der Ausgaben, der auf einen bevorstehenden oder geplanten Krieg hindeutet, ist nirgends zu finden (vgl. z.B. Deutschland vor dem 2. WK
Russland verfügt bei weitem nicht über genügend Soldaten, um etwa "bis Berlin" zu marschieren (Ex-General Kujat gibt für die angreifende Armee eine erforderliche Mindestüberlegenheit an Truppen von 3:1 gegenüber den Verteidigern an). Auch wenn man die Reserve mobilisiert, ergibt das ca. 3 Millionen Mann, von denen ein Großteil zur Besetzung der Ukraine (wenn man das denn überhaupt vorhätte) abgestellt werden müssten. Ach ja, und Polen ist ja auch noch da (oder Slowakei und Tschechien oder - wenn die Russen ganz sportlich drauf sind und es lieber hochalpin mögen - Ungarn und Österreich.
Russland kämpft seit drei Jahren um ein paar Kilometer am Dnjepr entlang. Da ist die Logistik noch relativ einfach, weil im Hinterland nur Russenfreunde sitzen. Wie aber soll ein Vorrücken weiter Richtung NATO danach gelingen? Völlig absurd!
Zudem fehlt völlig ein glaubhaftes Motiv: was will Russland in Europa holen, was es nicht selbst im Überfluss hat? Land? Bodenschätze? Migranten? Leute, die Flughäfen und Bahnhöfe planen und dann rechtzeitig fertigstellen können? Ich hab´s: Arbeitslose! (Ach, ich vergaß, Putin ist ja ein Irrer, da muss man nicht nach Motiven fragen). Wenn gar nichts hilft: Man könnte angreifenden Russen Videos schicken von der Berliner und von der Moskauer U-Bahn, dann desertieren sie vermutlich scharenweise.
Zu guter Letzt: wie würden wohl Putins Zustimmungswerte aussehen, wenn es sich nicht mehr um einen Krieg aus Sicherheitsinteressen handelte, sondern um tatsächlichen Imperialismus? (Sorry Annalena, ich vergaß:, die Russen haben ja alle eine Knarre am Kopf und kuschen, damit es ihnen nicht wie dem großen Demokraten Nawalny geht).
Jedem denkenden Menschen müsste klar sein, dass alle von Politikern und Medienleuten ins Feld geführten Argumente für "die Russen kommen" absoluter Schwachsinn sind, und dass damit das, was man hier "Politik" nennt, keinerlei Fundament mehr hat. Aber wie viele gibt es noch davon?
Sie schreiben: "Inzwischen fürchtet sich schon mindestens das halbe Land vor einem Angriff Russland". Ich denke, es sind viel mehr:
Ich gehe mal sehr optimistisch davon aus, dass Krieg und wirtschaftlicher Totalabstieg (auch) durch Rüstungsverschuldung schwerwiegendere Punkte bei der Bundestagswahl waren als Migration und LGBTQ und schätze zudem einmal, dass das BSW durch die beiden Länderbündnisse und Frau Wagenknechts Aussagen zu Putin kurz vor der Wahl knapp ein Drittel der Menschen verprellt hat, die es u.U. wegen seines "Nein" zu Krieg und Aufrüstung unterstützen würden. Das hieße, dass nur allerhöchstens sieben von 100 Wählern bzw Wahlberechtigten so weit an Politik interessiert sind sowie ein bisschen rechnen und selbständig denken können, dass sie nicht irgendwie Angst vor "dem Russen" haben. Das ist erschreckender als alle PISA-Studien zusammen genommen.
Ich habe mich lange nicht mehr gemeldet, einfach, weil mir die richtigen Worte fehlen.
Die ganze Weltsituation ist so hirnrissig, wie man es sich nie vorstellen konnte.
Es wäre doch höchste Zeit, dass die Ukraine kapituliert. Damit wenigsten die Frontsoldaten noch überleben. Das Land und was über oder unter der Oberfläche liegt, gehört ihnen schon längst nicht mehr.
Aber Europa und GB schüren den Krieg, schmeißen das Geld raus für Rüstung, als hätten sie auch nur 1 Cent davon verdient.
Und wenn der Russe erst bei uns klingelt, du liebe Zeit!
"Wir können uns verteidigen lernen oder alle russisch lernen." (Jens Spahn CDU)
Ich bin eindeutig für Russisch lernen und das Geld für Verteidigung/Aufrüstung wird für Bahn, Brücken, Soziales, Kultur und Umwelt verbraten.
Das ist Galgenhumor. Eher nicht zum Lachen.
Und ich hoffe wirklich sehr, dass sich "der Russe" nicht zu unüberlegten Reaktionen hinreißen läßt bei all den Provokationen.
Sie haben recht, obwohl ich bei Kriegsbeginn 2022 als erstes dachte, dass es keine kluge Reaktion war. Allerdings war es eben die einzige, die noch übrig blieb.
89 Sekunden oder 1.48333 Minuten vor dem Armageddon welches sich die religiösen bibelfesten Fanatiker in den USA sehnlichst herbeiwünschen! Aber wer transzendiert hat schon a priori verloren! Damit sei mir auch ein Verweis auf die Kolonie Israel - jenseits der Ukraine - und das verbrecherische Machtverhalten der USA, aber auch des sog. Westens, besonders auch Deutschlands, erlaubt: Ideologie als Religion! Ein „leider auch in Deutschland“ vermag ich nicht zu erkennen!
Eine sehr gute weil überzeugende Darstellung durch die unschlagbare Frau Erler! Zumal in Zeiten da jegliche Empirie verloren scheint … alas nur scheinbar verloren ging!
Eurasien formiert sich, auch ohne oder gegen Europa! Und aus Perspektive der BRICS und des Globalen Südens, sind Europa und die USA inzwischen nurmehr der Rest der Welt!
Ich denke immer das es im gegenwärtigen Finanzkapitalismus 2 Kräfte gibt, ähnlich der Strukturen der MAFIA, die Alten und die jungen Wilden.
Wenn ich mich positionieren müßte würde ich Trump zu den Alten zählen, die versuchen die Paste wieder in die Tube zu bekommen, denn es ist viel zuviel Aufmerksamkeit jetzt im Spiel und das ist was die alten Mafiosi immer abgelehnt haben.
Abgessehen davon verstehe ich bis heute nich warum George Orwell 1984 in der DDR verboten war - wie erleben 1984 gerade in Deutschland live.
… da denke man nur an die Democrazia Cristiana! Aber ich wäre vorsichtig mafiöse Politik und die Mafia gleichzusetzen! Politik ist m. E. immer gefährlicher als Kriminalität! Aber natürlich ist die Mafia eine Ausgeburt des Kapitalismus!
Liebe Leuchtturmwärterin, auch mir fällt es schwer angesichts dieses sich offenbar ständig steigernden Irrsinns zuversichtlich zu bleiben. Gut, dass Sie weiterhin mit knallharten Informationen und Argumenten dagegen halten.
Ob ich allerdings viel Hoffnung auf diesen irrlichternden Trump setzen soll, da habe ich weiterhin Zweifel. Ein Friedensfürst ist der jedenfalls nicht, siehe Jemen, Gaza etc.
Wie immer ein sehr ausgewogener und gut recherchierter Artikel - DANKE dafür.
Eine Anmerkung: "Die Erweiterung der Nato nach Osten hat ihr Ende gefunden." So wie man als Zeitzeuge die letzten Jahrzehnte erlebt hat, glaube ich nicht wirklich das in den Hinterzimmern in London, Paris, Berlin und Brüssel das beerdigt ist, denen ist doch egal wieviele Menschen nicht nur Soldaten für ihre Ziele drauf gehen.
Wäre das deutsche Volk doch das, was man früher mit Deutschland in Verbindung brachte: Das Land der Dichter und Denker.
Die Angstmacherei vor Russland verfängt bei mir nicht, leider aber wohl bei vielen und warum? Weite Teile des Volkes sind zu unwissend und ändern das auch nicht. Das ist fatal und gibt daher diesen bösen Kräften viele Möglichkeiten in die Hand, verbrecherische Dinge zu tun. Eine „Brandmauer“, das man doch vor dem Allerschlimmsten zurückschrecken würde, das gibt es von den abgehobenen parasitären Eliten nicht und auch nicht bei den Handlangern in der Politik.
Daher passiert nun das alles, was man nur noch mit dem Wort IRRE bezeichnen kann.
Wo das hinführt?
Es könnte gerettet werden, wenn die Bürger endlich aufwachen würden und sehen, was eine morallose Clique tut und gemäß dem Buch von Rainer Mausfeld (Hybris und Nemesis) haben die Bürger IMMER das Recht auf Revolution, dafür braucht man keinen extra Artikel im Grundgesetz und bestimmte Ereignisse abwarten.
Durch Verblendung und überbordenden Nationalismus starben nun stellvertretend, anstelle von NATO- und US-Soldaten Ukrainer. Für was? Für die „auserwählte“ Nation, Gods own Country und deren hegemonialen Ansprüchen und der erbärmlichen europäischen Politkaste (bis auf wenige Ausnahmen).
Wie enttäuschend weite Teile der deutschen Politik sind, konnte man sehen wegen den XXL-Schulden des Herrn Merz. Selbst die LINKE, die das hätte noch bremsen können, in dem man vorher eine Bundestagssitzung einberufen hätte, eventuell mit AfD, hat nichts getan, um die XXL-Schulden zu verhindern.
Die Hoffnung BSW hat sich selber unnötig geschadet mit der Regierungsbeteiligung auf Landesebene und dem doch recht fatalen Ausrutscher von Frau Wagenknecht betreffend Präsident Putin. Dennoch bräuchte es eine BSW im neuen Bundestag, denn da sitzen dann bis auf die AfD Parteien, die so berauscht sind vom Polit-Macht-Apparat, dass die das Volk schon längst abgehackt haben.
Danke für den wie immer guten Artikel. Die Absurdität der Behauptung "Der Russe kommt" hat ja schon @Det mit Zahlen belegt. Ganz abgesehen von dem offensichtlichen Widerspruch, dass die russische Armee einerseits drei Jahre braucht um eine von der NATO ausgestattete Proxy-Armee niederzuringen und nicht einmal eine dauerhafte Besetzung der westlichen Ukraine stemmen könnte, und andererseits behauptet wird, Russland wolle gar Polen und Deutschland überfallen und besetzen.
Besonders interessant finde ich die von Ihnen zitierte Bemerkung Ruttes: "Das sei gut für die USA, denn dort wird das Gros der Waffen und Ausrüstungen bestellt werden müssen." Das belegt "from the horse's mouth" die schon länger von Michael Hudson vorgetragene Anlayse, dass die Aufrüstung Europas als eine Art Tributzahlungen zu sehen sind. Wenn zusätzlich die USA ihren Markt gegen europäische Exporte schützen, kann die Handelsbilanz nicht einmal ansatzweise ausgeglichen werden und insbesondere Deutschland wird von einem 1. Welt Land (Teil des "Zentrums") zu einem 2. Welt Land (Teil der "Semi-Peripherie") abrutschen. Das vom Wirtschaftsminister Habeck formulierte Ziel "dienend zu führen" (dienend gegenüber den USA war in dem Kontext gemeint) würde ich so interpretieren, dass das den verantwortlichen Politikern nicht nur klar ist, sondern auch von ihnen gewollt ist. Das ist auch genau die Definition eines 2. Welt Landes: Peripherierolle gegenüber dem Zentrum und Zentrumsrolle gegenüber (einigen) anderen Peripherieländern.
Ich bin allerdings nicht ganz so unbesorgt wie Hudson, der meint, dass die Waffen ja gegen eine Atommacht sowieso nicht eingesetzt werden können und es deshalb vor allem um die Tributzahlungen ginge. Denn wer sein letztes Hemd für einen Hammer ausgibt, wird nach einem Nagel suchen, um ihn auch zu benutzen. Dieses bitter-satirische Lied über die deutsche massive Wiederaufrüstung beschreibt es m.E. treffend: https://youtu.be/SrQx_473ck4
"Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft ist der deutsche Titel einer geopolitischen Abhandlung Zbigniew Brzezińskis. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1999 mit einem Vorwort Hans-Dietrich Genschers."
Für mich der das Buch von Anfang bis Ende 2 x gelesen hat um die ganze Tragweite dieser Ausführungen zu verstehen, ist der Kernsatz
Die USA, seine Vasallen und tributpflichtigen Länder.
Diese Kernaussage wird auch ein Trump nie in Frage stellen und man sieht deutlich an seiner Zollpolitik das er das gleiche Ziel verfolgt.
Die einzigen die es bisher nicht begriffen haben oder sich versuchen dagegen zu wehren sind die EU und NATO MItgliedsländer.
Abgesehen davon wird die Dividende des Marshall-Plans eingefahren, nie war sie größer als jetzt.
Abstand kann gut tun, vom Wahlkampf, von Nachrichten, von immer neuen Krisenherden und bizarren Meldungen des US-Präsidenten, von zunehmender Ratlosigkeit beim Publikum und seiner oft resignativen Zufriedenheit. Motto: Es könne ja alles noch viel schlimmer sein. Ein paar Wochen in ganz anderen Regionen und die Sortiervorgänge im Kopf entspannen wenigstens ein wenig. Ich war vielleicht nicht der Einzige, der ein grünes Parteimitglied kurz vor dem Urlaub während des Haustürwahlkampfs auf die erfolgreiche Arbeit der Grünen als Kriegspartei ansprach und Unverständnis aber immerhin eine gewisse Freundlichkeit erntete. Dann ging es in den Hohen Atlas und der Abstand war da.
Mit der Distanz zum Informationskrieg schwächen sich Sorgen etwas ab, hier und da taucht dann sogar das Kölner Karnevalsgefühl im Kopf auf „Et hätt noch immer jut jejonge...“ - selbst im Ausland. Bei der Rückkehr trafen dann die Schlagzeilen um so härter. „Die neue Angst vor einem Krieg.“ (Welt am Sonntag) „Kaum ein Treffen“ --so der Subtext - „auf dem nicht irgendwann über Krieg gesprochen wird.“ Und WAMS fragt sich – man möchte sagen - scheinheilig: „Ein typisches deutsches Phänomen?“ Die nächste Headline auf Seite eins in der gleichen Zeitung „Bundeswehr bereitet Wirtschaft auf Ernstfall vor“. Wer wird sich angesichts solcher Schlagzeilen keine Sorgen machen, frage ich mich? Zumal das Programm seit Jahren auf allen Kanälen läuft – die Sicht auf den einen Nachbarn durch den Sehschlitz verbunden mit der Unterstellung, die Russen stünden bald in Berlin, böte man ihnen nicht mit aller Kraft militärisch Einhalt.
Die Alphajournalisten haben sich eingerichtet, Zweifel an einer nie dagewesenen Aufrüstung werden mit pauschalen Bedrohungsszenarien abgetan, ohne auch nur sachdienliche Vergleiche der militärischen Stärke von NATO und Russland zu diskutieren. Aufrüstung, Kriegstüchtigkeit, Kriegsdenken, zukünftige Drohnenwälle an der Ostflanke - das Milliardengrab sinnloser Aufrüstung wird als die einzige Lösung offeriert. Diplomatie gilt in den gekaperten Leitmedien als Schwäche, Appeasement und Naivität.
Der längst auch im Bunker residierende Historiker Heinrich August Winkler darf in einem Interview der gleichen WAMS-Ausgabe sekundieren, indem er unter Auslassung aller öffentlich zugänglichen Dokumente zum Vorkrieg, der vorliegenden Interviews zum Stand der Verhandlungen des Waffenstillstands und der angekündigten Absichtserklärungen behauptet, die USA würden sich gegen die freie Ukraine mit Russland verbünden. Im gesamten Interview reduziert sich dabei seine Weltsicht auf die „freie Welt“ und „die anderen“ - intellektuell so unterkomplex wie die von ihm geforderte einseitige Dankbarkeit der Deutschen für das amerikanische Engagement für die europäische Freiheit.
Vielleicht hätte sich Winkler doch ein wenig intensiver mit dem Studium des Kalten Kriegs nach 1945 beschäftigen sollen, an erster Stelle rate ich, die Truman-Doktrin von 1947 und deren Folgen für die Beziehung zwischen den USA und Deutschland in den Blick zu nehmen. um zu einer differenzierenden Betrachtung der historischen Rahmenbedingungen deutscher Außenpolitik zu kommen. Schwungvolle Jubelperser-Arien auf die großartigen deutsch-amerikanischen Beziehungen scheinen mir angesichts der historischen Fakten vollkommen fehl am Platz. Welche Widerstände der Brandt-Regierung auf dem Weg zu einer eigenständigen Ostpolitik begegnete, scheint Prof. Winkler völlig entgangen zu sein.
Interessant, dass er im Interview auch die Kuba-Krise erwähnt, genauso interessant ist, dass er einseitig J.F. Kennedy die Lösung der Krise zuschreibt und die Lehren daraus und jede Parallele zur heutigen Situation in der Ukraine vermeidet. Angesichts solcher Geschichtsprofessoren sollten wir uns wirklich Sorgen machen – es ist genau diese salbadernde Elite, die Christopher Clark als „Die Schlafwandler“ am Vorabend des 1. Weltkriegs beschreibt.
Ihnen weiterhin vielen Dank für die hilfreichen Recherchen und Informationen.
ich denke, der Skript ist im Kopf, wie ein Virus, eine Art "Long Covid", eingebläut über Jahre, meines Erachtens, und wir wissen längst: wenn "Autoritäten" sprechen, wird geglaubt oder gekuscht (Milgram-Experiment). Man merkt nicht mehr, WAS man tut.
Ich fürchte, liebe Frau Erler, Ihr Menschenbild ist immer noch zu positiv.
Wir Deutschen demonstrieren doch zum dritten Mal innerhalb von rund 110 Jahren, dass wir lernunfähig sind. Unsere legendäre politische Dummheit wird auch nicht dadurch besser erträglich, dass es uns gelungen ist, eine nicht unerhebliche Zahl von bisher anscheinend vernünftigen Nachbarn anzustecken. Wenn die Schweden nach dem Genuss von 200 Jahren Neutralität in die NATO drängen, die Finnen es ihnen nachtun und die sozialdemokratische dänische Ministerpräsidentin meint, für die Ukraine sei der Frieden schlimmer als der Krieg, dann sind ernsthafte Zweifel an der menschlichen Vernunft äußerst naheliegend.
Von Starmer, Macron, Tusk und Kallas braucht man gar nicht erst zu reden.
Wenn wir lange genug leben, werden wir außer dem geistig-moralischen auch noch den selbstverschuldeten wirtschaftlichen Ruin Europas mit"er"leben müssen. Im schlimmsten Fall die endgültige Zerstörung.
Da drängt sich der Gedanke auf, dass ein früher Tod auch eine Gnade sein kann. Meiner liebsten Kollegin blieb auf diese Weise die Erfahrung des Ukrainekrieges und seiner Folgen erspart, samt der Angst um ihre drei Kinder und acht Enkel.
Was können wir als "Normalbürger" noch tun? - Die Front der Bellizisten in Politik, Publizistik und Wirtschaft steht so geschlossen da wie noch nie seit Gründung der Bundesrepublik. Die Friedensbewegung ist zersplittert, dämonisiert in weiten Teilen Putin und Russland und wird bei den Ostermärschen ihre Abschiedsvorstellung geben. Der Russophobie im privaten Rahmen entgegenzuwirken, wie ich es drei Jahre lang versucht habe, ist zu mindestens 90 Prozent aussichtslos und führt zum Ruin langjähriger persönlicher Beziehungen ohne als Ausgleich Positives zu bewirken.
Lieber Jean Paul, Sie betrüben mich. Es tut mir so leid, dass Sie das Gefühl haben, gegen Windmühlenflügel anzugehen. Aber so ist es nicht. Menschen mögen nun mal nichts in den Kopf reinlassen, wenn schon anderes da ist. Aber sie hören dennoch die andere Meinung. Da muss man nicht lange insistieren oder sich gar zerstreiten. Es steht im Raum und bleibt. Am Ende geht es auch darum, ob man sich selbst im Spiegel anschauen kann. Denn Sie werden mir doch sicherlich zustimmen, unsere Zeiten werden immer herzloser und freier von Mitgefühl mit dem Nächsten oder mit jenen, die wir nicht kennen.
wenn nur 90% Ihrer Versuche aussichtslos waren, haben Sie dennoch 10% Ihrer Gesprächspartner vielleicht zum Denken gebracht (und evtl. als Freunde behalten). Meine eigene Quote sieht wesentlich bedrückender aus.
Ich habe eben eine Fernsehdiskussion gesehen (na ja, zwei Drittel davon, dann habe ich den britischen Diskussionsteilnehmer nicht mehr ertragen), die das alles nochmals fast 1:1 auf den Punkt bringt:
Alles, aber auch wirklich alles, was A. Maté dort sagt, ist durch nicht-russische Quellen belegbar - und was hilft es? Gar nichts. Offenbar ist das Zeitfenster, in dem man sich eine politische Meinung bildet, sehr klein. Deutschland war einmal eine Demokratie mit einer tatsächlich veritablenen kritischen Journaille als 4. Kraft, man war als Deutscher gewohnt, dem zu vertrauen. Seit spätestens 2014 wurde aber einheitlich immer massiver das anti-russische Narrativ gepflegt; die Erfindung des "Schwurblers" und "Verschwörungstheoretikers" während Corona hat den "Dummen" ein zusätzliches Totschlag-Argument geliefert, und auch die "Klugen" schaffen es nicht, mehr als die Tagesschau, Lanz und Maischberger und zusätzlich Spiegel oder ZEIT oder FAZ zu konsumieren. Insofern teile ich Frau Erlers unten (oder oben?) geäußerte Hoffnung für Deutschland (alte Bundesländer) leider nicht.
Was mich doch ein bisschen hoffen lässt: in dem kleinen italienischen Dorf, in das ich gezogen bin, sehen die meisten Leute die Ukraine-Krise durchaus differenziert. Hier hatte man - so sagt mir ein Bekannter - anfangs (also ab ca. 2014 und vor allem auch Anfang 2022) noch eine relativ offene Berichterstattung in den Medien. Ich habe auch in D lebende Bekannte aus Staaten des ehemaligen Jugoslawien, die sowohl während Corona als auch hinsichtlich Ukraine und Palästina den Hauptmedien sehr kritisch gegenüber standen und stehen. Es scheint also noch ein paar "kleine gallische Dörfer" irgendwo an der Peripherie Europas zu geben, die dem Wahnsinn vielleicht zumindest kleine Steine in den Weg werfen können.
Der abgewählte Bundestag hat nochmal zugeschlagen und das Kuckucksei plaziert. Sehen wir mal zu, wer und was aus dem Nest fliegt, wenn der Rüstungsvogel wächst.
Nach seinem Erfolg hat der unselige wahrscheinlich zukünftige Kanzler schon verkündet, dass nun die Sozialausgaben geprüft werden.
Da lassen sich bestimmt wenigstens die Zinsen für die Milliardenkredite rauspressen.
Nein und Nein, liebe liebe Brigitte, auch wenn so entschieden wurde, Hoffnung ist ein eigenartiges Ding. Sie stirbt erst mit dem letzten Atemzug. Politik ist Menschenwerk, Menschen können sie ändern. Wir sind zu nichts "verdammt".
Danke, Petra, ich frage mich nur, wer diese Polit-Marionetten dirigiert. Was meinst Du? Ich vermute, es sind letztendlich die Banken und Investmentfonds, die mit dem Krieg gigantische Gewinne machen wollen: https://open.substack.com/pub/freigeist/p/die-macht-des-geldes
Ich habe den Post gelesen, lieber Joachim. Krieg ist immer ein Geschäft und doch, ich mag nicht an die "unsichtbaren" Marionettenspieler glauben, die mit dem "großen Plan". Dass, was sich in der EU (und in GB) abspielt, ist mE. völlig gefühlsgetrieben. Sonst würde nicht soviel Humbug behauptet.
Herzlichen Dank (wieder einmal) für einen Top-Artikel. Leider lesen ihn wohl (wieder einmal) nur die "Falschen".
Sie schreiben richtig: "Es gibt nicht einen verlässlichen Hinweis auf etwaige Aggressionspläne Russlands gegen Nato-Staaten. Im Gegenteil, Russland dementiert." (Na ja, Russland lügt immer.)
Aber es sprechen auch alle Zahlen dagegen (und eigentlich muss man nur bis 20 oder höchstens 100 zählen können, um das zu überprüfen, also Mathe bis etwa Ende des 2. Grundschuljahres):
Die Militärausgaben Russlands sind seit Jahrzehnten weitaus geringer als die der NATO, selbst wenn man die USA aus der Rechnung wirft und zusätzlich berücksichtigt, dass russische Waffen wegen unterschiedlicher ökonomischer Strukturen billiger gefertigt werden als westliche.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/150888/umfrage/militaerausgaben-von-russland-seit-2000/
Ein deutlicher Anstieg der Ausgaben, der auf einen bevorstehenden oder geplanten Krieg hindeutet, ist nirgends zu finden (vgl. z.B. Deutschland vor dem 2. WK
https://www.bundestag.de/resource/blob/503294/493c4e3a31e0705bd3b62a77d449bc76/wd-4-025-17-pdf-data.pdf)
Russland verfügt bei weitem nicht über genügend Soldaten, um etwa "bis Berlin" zu marschieren (Ex-General Kujat gibt für die angreifende Armee eine erforderliche Mindestüberlegenheit an Truppen von 3:1 gegenüber den Verteidigern an). Auch wenn man die Reserve mobilisiert, ergibt das ca. 3 Millionen Mann, von denen ein Großteil zur Besetzung der Ukraine (wenn man das denn überhaupt vorhätte) abgestellt werden müssten. Ach ja, und Polen ist ja auch noch da (oder Slowakei und Tschechien oder - wenn die Russen ganz sportlich drauf sind und es lieber hochalpin mögen - Ungarn und Österreich.
Russland kämpft seit drei Jahren um ein paar Kilometer am Dnjepr entlang. Da ist die Logistik noch relativ einfach, weil im Hinterland nur Russenfreunde sitzen. Wie aber soll ein Vorrücken weiter Richtung NATO danach gelingen? Völlig absurd!
Zudem fehlt völlig ein glaubhaftes Motiv: was will Russland in Europa holen, was es nicht selbst im Überfluss hat? Land? Bodenschätze? Migranten? Leute, die Flughäfen und Bahnhöfe planen und dann rechtzeitig fertigstellen können? Ich hab´s: Arbeitslose! (Ach, ich vergaß, Putin ist ja ein Irrer, da muss man nicht nach Motiven fragen). Wenn gar nichts hilft: Man könnte angreifenden Russen Videos schicken von der Berliner und von der Moskauer U-Bahn, dann desertieren sie vermutlich scharenweise.
Zu guter Letzt: wie würden wohl Putins Zustimmungswerte aussehen, wenn es sich nicht mehr um einen Krieg aus Sicherheitsinteressen handelte, sondern um tatsächlichen Imperialismus? (Sorry Annalena, ich vergaß:, die Russen haben ja alle eine Knarre am Kopf und kuschen, damit es ihnen nicht wie dem großen Demokraten Nawalny geht).
Jedem denkenden Menschen müsste klar sein, dass alle von Politikern und Medienleuten ins Feld geführten Argumente für "die Russen kommen" absoluter Schwachsinn sind, und dass damit das, was man hier "Politik" nennt, keinerlei Fundament mehr hat. Aber wie viele gibt es noch davon?
Sie schreiben: "Inzwischen fürchtet sich schon mindestens das halbe Land vor einem Angriff Russland". Ich denke, es sind viel mehr:
Ich gehe mal sehr optimistisch davon aus, dass Krieg und wirtschaftlicher Totalabstieg (auch) durch Rüstungsverschuldung schwerwiegendere Punkte bei der Bundestagswahl waren als Migration und LGBTQ und schätze zudem einmal, dass das BSW durch die beiden Länderbündnisse und Frau Wagenknechts Aussagen zu Putin kurz vor der Wahl knapp ein Drittel der Menschen verprellt hat, die es u.U. wegen seines "Nein" zu Krieg und Aufrüstung unterstützen würden. Das hieße, dass nur allerhöchstens sieben von 100 Wählern bzw Wahlberechtigten so weit an Politik interessiert sind sowie ein bisschen rechnen und selbständig denken können, dass sie nicht irgendwie Angst vor "dem Russen" haben. Das ist erschreckender als alle PISA-Studien zusammen genommen.
Liebe Petra Erler.
Danke für diesen Artikel und alle vorherigen.
Ich habe mich lange nicht mehr gemeldet, einfach, weil mir die richtigen Worte fehlen.
Die ganze Weltsituation ist so hirnrissig, wie man es sich nie vorstellen konnte.
Es wäre doch höchste Zeit, dass die Ukraine kapituliert. Damit wenigsten die Frontsoldaten noch überleben. Das Land und was über oder unter der Oberfläche liegt, gehört ihnen schon längst nicht mehr.
Aber Europa und GB schüren den Krieg, schmeißen das Geld raus für Rüstung, als hätten sie auch nur 1 Cent davon verdient.
Und wenn der Russe erst bei uns klingelt, du liebe Zeit!
"Wir können uns verteidigen lernen oder alle russisch lernen." (Jens Spahn CDU)
Ich bin eindeutig für Russisch lernen und das Geld für Verteidigung/Aufrüstung wird für Bahn, Brücken, Soziales, Kultur und Umwelt verbraten.
Das ist Galgenhumor. Eher nicht zum Lachen.
Und ich hoffe wirklich sehr, dass sich "der Russe" nicht zu unüberlegten Reaktionen hinreißen läßt bei all den Provokationen.
Liebe Brigitte, schön, dass Sie wieder da sind! Bleiben wir doch mal optimistisch.
Ich überlege gerade wann sich Russland - historisch betrachtet - zuletzt zu „unüberlegten Reaktionen“ hat probieren lassen!?
… nicht „probieren“ sondern „provozieren“ muss es natürlich heißen!
Über die drei Punkte "..." rechts über einem Kommentar kommt man an eine "Edit"-Funktion, mit der man Tippfehler korrigieren kann.
Hab schon verstanden.
Sie haben recht, obwohl ich bei Kriegsbeginn 2022 als erstes dachte, dass es keine kluge Reaktion war. Allerdings war es eben die einzige, die noch übrig blieb.
89 Sekunden oder 1.48333 Minuten vor dem Armageddon welches sich die religiösen bibelfesten Fanatiker in den USA sehnlichst herbeiwünschen! Aber wer transzendiert hat schon a priori verloren! Damit sei mir auch ein Verweis auf die Kolonie Israel - jenseits der Ukraine - und das verbrecherische Machtverhalten der USA, aber auch des sog. Westens, besonders auch Deutschlands, erlaubt: Ideologie als Religion! Ein „leider auch in Deutschland“ vermag ich nicht zu erkennen!
Eine sehr gute weil überzeugende Darstellung durch die unschlagbare Frau Erler! Zumal in Zeiten da jegliche Empirie verloren scheint … alas nur scheinbar verloren ging!
Eurasien formiert sich, auch ohne oder gegen Europa! Und aus Perspektive der BRICS und des Globalen Südens, sind Europa und die USA inzwischen nurmehr der Rest der Welt!
Ich denke immer das es im gegenwärtigen Finanzkapitalismus 2 Kräfte gibt, ähnlich der Strukturen der MAFIA, die Alten und die jungen Wilden.
Wenn ich mich positionieren müßte würde ich Trump zu den Alten zählen, die versuchen die Paste wieder in die Tube zu bekommen, denn es ist viel zuviel Aufmerksamkeit jetzt im Spiel und das ist was die alten Mafiosi immer abgelehnt haben.
Abgessehen davon verstehe ich bis heute nich warum George Orwell 1984 in der DDR verboten war - wie erleben 1984 gerade in Deutschland live.
… da denke man nur an die Democrazia Cristiana! Aber ich wäre vorsichtig mafiöse Politik und die Mafia gleichzusetzen! Politik ist m. E. immer gefährlicher als Kriminalität! Aber natürlich ist die Mafia eine Ausgeburt des Kapitalismus!
Liebe Leuchtturmwärterin, auch mir fällt es schwer angesichts dieses sich offenbar ständig steigernden Irrsinns zuversichtlich zu bleiben. Gut, dass Sie weiterhin mit knallharten Informationen und Argumenten dagegen halten.
Ob ich allerdings viel Hoffnung auf diesen irrlichternden Trump setzen soll, da habe ich weiterhin Zweifel. Ein Friedensfürst ist der jedenfalls nicht, siehe Jemen, Gaza etc.
Eine gute Ergänzung zu Ihrem Artikel ist auch der Vortrag von Jeffrey Sachs https://globalbridge.ch/ein-feind-der-usa-zu-sein-ist-gefaehrlich-aber-ein-freund-zu-sein-ist-fatal/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_source_platform=mailpoet&utm_campaign=globalbridge-updates-3
ja, liebe Columba, ich fand diesen Vortrag auch sehr sehr gut. DANKE!
Wie immer ein sehr ausgewogener und gut recherchierter Artikel - DANKE dafür.
Eine Anmerkung: "Die Erweiterung der Nato nach Osten hat ihr Ende gefunden." So wie man als Zeitzeuge die letzten Jahrzehnte erlebt hat, glaube ich nicht wirklich das in den Hinterzimmern in London, Paris, Berlin und Brüssel das beerdigt ist, denen ist doch egal wieviele Menschen nicht nur Soldaten für ihre Ziele drauf gehen.
Mag sein, aber "uns" ist es doch nicht egal.
Wäre das deutsche Volk doch das, was man früher mit Deutschland in Verbindung brachte: Das Land der Dichter und Denker.
Die Angstmacherei vor Russland verfängt bei mir nicht, leider aber wohl bei vielen und warum? Weite Teile des Volkes sind zu unwissend und ändern das auch nicht. Das ist fatal und gibt daher diesen bösen Kräften viele Möglichkeiten in die Hand, verbrecherische Dinge zu tun. Eine „Brandmauer“, das man doch vor dem Allerschlimmsten zurückschrecken würde, das gibt es von den abgehobenen parasitären Eliten nicht und auch nicht bei den Handlangern in der Politik.
Daher passiert nun das alles, was man nur noch mit dem Wort IRRE bezeichnen kann.
Wo das hinführt?
Es könnte gerettet werden, wenn die Bürger endlich aufwachen würden und sehen, was eine morallose Clique tut und gemäß dem Buch von Rainer Mausfeld (Hybris und Nemesis) haben die Bürger IMMER das Recht auf Revolution, dafür braucht man keinen extra Artikel im Grundgesetz und bestimmte Ereignisse abwarten.
Durch Verblendung und überbordenden Nationalismus starben nun stellvertretend, anstelle von NATO- und US-Soldaten Ukrainer. Für was? Für die „auserwählte“ Nation, Gods own Country und deren hegemonialen Ansprüchen und der erbärmlichen europäischen Politkaste (bis auf wenige Ausnahmen).
Wie enttäuschend weite Teile der deutschen Politik sind, konnte man sehen wegen den XXL-Schulden des Herrn Merz. Selbst die LINKE, die das hätte noch bremsen können, in dem man vorher eine Bundestagssitzung einberufen hätte, eventuell mit AfD, hat nichts getan, um die XXL-Schulden zu verhindern.
Die Hoffnung BSW hat sich selber unnötig geschadet mit der Regierungsbeteiligung auf Landesebene und dem doch recht fatalen Ausrutscher von Frau Wagenknecht betreffend Präsident Putin. Dennoch bräuchte es eine BSW im neuen Bundestag, denn da sitzen dann bis auf die AfD Parteien, die so berauscht sind vom Polit-Macht-Apparat, dass die das Volk schon längst abgehackt haben.
Danke für den wie immer guten Artikel. Die Absurdität der Behauptung "Der Russe kommt" hat ja schon @Det mit Zahlen belegt. Ganz abgesehen von dem offensichtlichen Widerspruch, dass die russische Armee einerseits drei Jahre braucht um eine von der NATO ausgestattete Proxy-Armee niederzuringen und nicht einmal eine dauerhafte Besetzung der westlichen Ukraine stemmen könnte, und andererseits behauptet wird, Russland wolle gar Polen und Deutschland überfallen und besetzen.
Besonders interessant finde ich die von Ihnen zitierte Bemerkung Ruttes: "Das sei gut für die USA, denn dort wird das Gros der Waffen und Ausrüstungen bestellt werden müssen." Das belegt "from the horse's mouth" die schon länger von Michael Hudson vorgetragene Anlayse, dass die Aufrüstung Europas als eine Art Tributzahlungen zu sehen sind. Wenn zusätzlich die USA ihren Markt gegen europäische Exporte schützen, kann die Handelsbilanz nicht einmal ansatzweise ausgeglichen werden und insbesondere Deutschland wird von einem 1. Welt Land (Teil des "Zentrums") zu einem 2. Welt Land (Teil der "Semi-Peripherie") abrutschen. Das vom Wirtschaftsminister Habeck formulierte Ziel "dienend zu führen" (dienend gegenüber den USA war in dem Kontext gemeint) würde ich so interpretieren, dass das den verantwortlichen Politikern nicht nur klar ist, sondern auch von ihnen gewollt ist. Das ist auch genau die Definition eines 2. Welt Landes: Peripherierolle gegenüber dem Zentrum und Zentrumsrolle gegenüber (einigen) anderen Peripherieländern.
Ich bin allerdings nicht ganz so unbesorgt wie Hudson, der meint, dass die Waffen ja gegen eine Atommacht sowieso nicht eingesetzt werden können und es deshalb vor allem um die Tributzahlungen ginge. Denn wer sein letztes Hemd für einen Hammer ausgibt, wird nach einem Nagel suchen, um ihn auch zu benutzen. Dieses bitter-satirische Lied über die deutsche massive Wiederaufrüstung beschreibt es m.E. treffend: https://youtu.be/SrQx_473ck4
Ich teile die Besorgnis, die auch im Lied (DANKE!) zum Ausdruck kommt.
Dazu ein Hinweis
"Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft ist der deutsche Titel einer geopolitischen Abhandlung Zbigniew Brzezińskis. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1999 mit einem Vorwort Hans-Dietrich Genschers."
Für mich der das Buch von Anfang bis Ende 2 x gelesen hat um die ganze Tragweite dieser Ausführungen zu verstehen, ist der Kernsatz
Die USA, seine Vasallen und tributpflichtigen Länder.
Diese Kernaussage wird auch ein Trump nie in Frage stellen und man sieht deutlich an seiner Zollpolitik das er das gleiche Ziel verfolgt.
Die einzigen die es bisher nicht begriffen haben oder sich versuchen dagegen zu wehren sind die EU und NATO MItgliedsländer.
Abgesehen davon wird die Dividende des Marshall-Plans eingefahren, nie war sie größer als jetzt.
Vielen Dank liebe "Leuchtturmwärterin" für die wie gewohnt äußerst informativen "Nachrichten"
Liebe Frau Erler,
Abstand kann gut tun, vom Wahlkampf, von Nachrichten, von immer neuen Krisenherden und bizarren Meldungen des US-Präsidenten, von zunehmender Ratlosigkeit beim Publikum und seiner oft resignativen Zufriedenheit. Motto: Es könne ja alles noch viel schlimmer sein. Ein paar Wochen in ganz anderen Regionen und die Sortiervorgänge im Kopf entspannen wenigstens ein wenig. Ich war vielleicht nicht der Einzige, der ein grünes Parteimitglied kurz vor dem Urlaub während des Haustürwahlkampfs auf die erfolgreiche Arbeit der Grünen als Kriegspartei ansprach und Unverständnis aber immerhin eine gewisse Freundlichkeit erntete. Dann ging es in den Hohen Atlas und der Abstand war da.
Mit der Distanz zum Informationskrieg schwächen sich Sorgen etwas ab, hier und da taucht dann sogar das Kölner Karnevalsgefühl im Kopf auf „Et hätt noch immer jut jejonge...“ - selbst im Ausland. Bei der Rückkehr trafen dann die Schlagzeilen um so härter. „Die neue Angst vor einem Krieg.“ (Welt am Sonntag) „Kaum ein Treffen“ --so der Subtext - „auf dem nicht irgendwann über Krieg gesprochen wird.“ Und WAMS fragt sich – man möchte sagen - scheinheilig: „Ein typisches deutsches Phänomen?“ Die nächste Headline auf Seite eins in der gleichen Zeitung „Bundeswehr bereitet Wirtschaft auf Ernstfall vor“. Wer wird sich angesichts solcher Schlagzeilen keine Sorgen machen, frage ich mich? Zumal das Programm seit Jahren auf allen Kanälen läuft – die Sicht auf den einen Nachbarn durch den Sehschlitz verbunden mit der Unterstellung, die Russen stünden bald in Berlin, böte man ihnen nicht mit aller Kraft militärisch Einhalt.
Die Alphajournalisten haben sich eingerichtet, Zweifel an einer nie dagewesenen Aufrüstung werden mit pauschalen Bedrohungsszenarien abgetan, ohne auch nur sachdienliche Vergleiche der militärischen Stärke von NATO und Russland zu diskutieren. Aufrüstung, Kriegstüchtigkeit, Kriegsdenken, zukünftige Drohnenwälle an der Ostflanke - das Milliardengrab sinnloser Aufrüstung wird als die einzige Lösung offeriert. Diplomatie gilt in den gekaperten Leitmedien als Schwäche, Appeasement und Naivität.
Der längst auch im Bunker residierende Historiker Heinrich August Winkler darf in einem Interview der gleichen WAMS-Ausgabe sekundieren, indem er unter Auslassung aller öffentlich zugänglichen Dokumente zum Vorkrieg, der vorliegenden Interviews zum Stand der Verhandlungen des Waffenstillstands und der angekündigten Absichtserklärungen behauptet, die USA würden sich gegen die freie Ukraine mit Russland verbünden. Im gesamten Interview reduziert sich dabei seine Weltsicht auf die „freie Welt“ und „die anderen“ - intellektuell so unterkomplex wie die von ihm geforderte einseitige Dankbarkeit der Deutschen für das amerikanische Engagement für die europäische Freiheit.
Vielleicht hätte sich Winkler doch ein wenig intensiver mit dem Studium des Kalten Kriegs nach 1945 beschäftigen sollen, an erster Stelle rate ich, die Truman-Doktrin von 1947 und deren Folgen für die Beziehung zwischen den USA und Deutschland in den Blick zu nehmen. um zu einer differenzierenden Betrachtung der historischen Rahmenbedingungen deutscher Außenpolitik zu kommen. Schwungvolle Jubelperser-Arien auf die großartigen deutsch-amerikanischen Beziehungen scheinen mir angesichts der historischen Fakten vollkommen fehl am Platz. Welche Widerstände der Brandt-Regierung auf dem Weg zu einer eigenständigen Ostpolitik begegnete, scheint Prof. Winkler völlig entgangen zu sein.
Interessant, dass er im Interview auch die Kuba-Krise erwähnt, genauso interessant ist, dass er einseitig J.F. Kennedy die Lösung der Krise zuschreibt und die Lehren daraus und jede Parallele zur heutigen Situation in der Ukraine vermeidet. Angesichts solcher Geschichtsprofessoren sollten wir uns wirklich Sorgen machen – es ist genau diese salbadernde Elite, die Christopher Clark als „Die Schlafwandler“ am Vorabend des 1. Weltkriegs beschreibt.
Ihnen weiterhin vielen Dank für die hilfreichen Recherchen und Informationen.
Wolfgang Geuer
Vielen Dank, lieber Wolfgang,
ich denke, der Skript ist im Kopf, wie ein Virus, eine Art "Long Covid", eingebläut über Jahre, meines Erachtens, und wir wissen längst: wenn "Autoritäten" sprechen, wird geglaubt oder gekuscht (Milgram-Experiment). Man merkt nicht mehr, WAS man tut.
Leider haben Sie ein weiteres Mal recht.
Ich fürchte, liebe Frau Erler, Ihr Menschenbild ist immer noch zu positiv.
Wir Deutschen demonstrieren doch zum dritten Mal innerhalb von rund 110 Jahren, dass wir lernunfähig sind. Unsere legendäre politische Dummheit wird auch nicht dadurch besser erträglich, dass es uns gelungen ist, eine nicht unerhebliche Zahl von bisher anscheinend vernünftigen Nachbarn anzustecken. Wenn die Schweden nach dem Genuss von 200 Jahren Neutralität in die NATO drängen, die Finnen es ihnen nachtun und die sozialdemokratische dänische Ministerpräsidentin meint, für die Ukraine sei der Frieden schlimmer als der Krieg, dann sind ernsthafte Zweifel an der menschlichen Vernunft äußerst naheliegend.
Von Starmer, Macron, Tusk und Kallas braucht man gar nicht erst zu reden.
Wenn wir lange genug leben, werden wir außer dem geistig-moralischen auch noch den selbstverschuldeten wirtschaftlichen Ruin Europas mit"er"leben müssen. Im schlimmsten Fall die endgültige Zerstörung.
Da drängt sich der Gedanke auf, dass ein früher Tod auch eine Gnade sein kann. Meiner liebsten Kollegin blieb auf diese Weise die Erfahrung des Ukrainekrieges und seiner Folgen erspart, samt der Angst um ihre drei Kinder und acht Enkel.
Was können wir als "Normalbürger" noch tun? - Die Front der Bellizisten in Politik, Publizistik und Wirtschaft steht so geschlossen da wie noch nie seit Gründung der Bundesrepublik. Die Friedensbewegung ist zersplittert, dämonisiert in weiten Teilen Putin und Russland und wird bei den Ostermärschen ihre Abschiedsvorstellung geben. Der Russophobie im privaten Rahmen entgegenzuwirken, wie ich es drei Jahre lang versucht habe, ist zu mindestens 90 Prozent aussichtslos und führt zum Ruin langjähriger persönlicher Beziehungen ohne als Ausgleich Positives zu bewirken.
Lieber Jean Paul, Sie betrüben mich. Es tut mir so leid, dass Sie das Gefühl haben, gegen Windmühlenflügel anzugehen. Aber so ist es nicht. Menschen mögen nun mal nichts in den Kopf reinlassen, wenn schon anderes da ist. Aber sie hören dennoch die andere Meinung. Da muss man nicht lange insistieren oder sich gar zerstreiten. Es steht im Raum und bleibt. Am Ende geht es auch darum, ob man sich selbst im Spiegel anschauen kann. Denn Sie werden mir doch sicherlich zustimmen, unsere Zeiten werden immer herzloser und freier von Mitgefühl mit dem Nächsten oder mit jenen, die wir nicht kennen.
Sehr geehrter Jean-Paul,
wenn nur 90% Ihrer Versuche aussichtslos waren, haben Sie dennoch 10% Ihrer Gesprächspartner vielleicht zum Denken gebracht (und evtl. als Freunde behalten). Meine eigene Quote sieht wesentlich bedrückender aus.
Ich habe eben eine Fernsehdiskussion gesehen (na ja, zwei Drittel davon, dann habe ich den britischen Diskussionsteilnehmer nicht mehr ertragen), die das alles nochmals fast 1:1 auf den Punkt bringt:
https://www.youtube.com/watch?v=XsRIqRLc8LM&t=97s
Alles, aber auch wirklich alles, was A. Maté dort sagt, ist durch nicht-russische Quellen belegbar - und was hilft es? Gar nichts. Offenbar ist das Zeitfenster, in dem man sich eine politische Meinung bildet, sehr klein. Deutschland war einmal eine Demokratie mit einer tatsächlich veritablenen kritischen Journaille als 4. Kraft, man war als Deutscher gewohnt, dem zu vertrauen. Seit spätestens 2014 wurde aber einheitlich immer massiver das anti-russische Narrativ gepflegt; die Erfindung des "Schwurblers" und "Verschwörungstheoretikers" während Corona hat den "Dummen" ein zusätzliches Totschlag-Argument geliefert, und auch die "Klugen" schaffen es nicht, mehr als die Tagesschau, Lanz und Maischberger und zusätzlich Spiegel oder ZEIT oder FAZ zu konsumieren. Insofern teile ich Frau Erlers unten (oder oben?) geäußerte Hoffnung für Deutschland (alte Bundesländer) leider nicht.
Was mich doch ein bisschen hoffen lässt: in dem kleinen italienischen Dorf, in das ich gezogen bin, sehen die meisten Leute die Ukraine-Krise durchaus differenziert. Hier hatte man - so sagt mir ein Bekannter - anfangs (also ab ca. 2014 und vor allem auch Anfang 2022) noch eine relativ offene Berichterstattung in den Medien. Ich habe auch in D lebende Bekannte aus Staaten des ehemaligen Jugoslawien, die sowohl während Corona als auch hinsichtlich Ukraine und Palästina den Hauptmedien sehr kritisch gegenüber standen und stehen. Es scheint also noch ein paar "kleine gallische Dörfer" irgendwo an der Peripherie Europas zu geben, die dem Wahnsinn vielleicht zumindest kleine Steine in den Weg werfen können.
Die Reihe der Nichtgewinner gegen Russland: Napoleon-Adolf-Annalena.
Warum muss man sich jetzt mit 300 Milliarden in dieser Reihe anstellen?
Es ist passiert.
Lasst alle Hoffnung fahren.
Der abgewählte Bundestag hat nochmal zugeschlagen und das Kuckucksei plaziert. Sehen wir mal zu, wer und was aus dem Nest fliegt, wenn der Rüstungsvogel wächst.
Nach seinem Erfolg hat der unselige wahrscheinlich zukünftige Kanzler schon verkündet, dass nun die Sozialausgaben geprüft werden.
Da lassen sich bestimmt wenigstens die Zinsen für die Milliardenkredite rauspressen.
Nein und Nein, liebe liebe Brigitte, auch wenn so entschieden wurde, Hoffnung ist ein eigenartiges Ding. Sie stirbt erst mit dem letzten Atemzug. Politik ist Menschenwerk, Menschen können sie ändern. Wir sind zu nichts "verdammt".
Danke, Petra, ich frage mich nur, wer diese Polit-Marionetten dirigiert. Was meinst Du? Ich vermute, es sind letztendlich die Banken und Investmentfonds, die mit dem Krieg gigantische Gewinne machen wollen: https://open.substack.com/pub/freigeist/p/die-macht-des-geldes
Ich habe den Post gelesen, lieber Joachim. Krieg ist immer ein Geschäft und doch, ich mag nicht an die "unsichtbaren" Marionettenspieler glauben, die mit dem "großen Plan". Dass, was sich in der EU (und in GB) abspielt, ist mE. völlig gefühlsgetrieben. Sonst würde nicht soviel Humbug behauptet.