In einem sind sich alle deutschen Medien einig: Tucker Carlson war der abendliche Star bei Fox. Er brachte Quote, mehr als jeder andere in der Hauptsendezeit. Ihm schauten die unter 65 -Jährigen zu, Republikaner, Demokraten und Unabhängige. (Das verraten die deutschen Medien allerdings nicht.)
Ansonsten überschlagen sie sich in negativen Attributen, die von „umstritten“ über „rassistisch“, „Verschwörungstheoretiker“ und „Plagiat Putins“ bis hin zur „Schmutzschleuder“ reichen.
Das unternehmerische Amerika warb nicht mehr bei Tucker Carlson, außer „My Pillow“. Tucker Carlson hatte „nur“ viele Zuschauer. Die brachten das Geld, womit man im Mediengeschäft (der USA) die Brötchen verdient.
Völlig klar ist, dass die Scheidung von Fox nicht einvernehmlich war. Normalerweise gibt man dem eigenen Star-Moderator noch einmal die Gelegenheit zu einer letzten Sendung, zu einer Art förmlicher Verabschiedung vom Stammpublikum, Gelegenheit zu letzten versöhnlichen Worten. Nicht so in diesem Fall. Man braucht nicht darüber zu spekulieren, warum Fox sich dagegen entschied, dem geschassten Carlson einen letzten Gefallen zu erweisen.
Wer seine abendlichen Shows und seine öffentlichen Äußerungen der letzten Jahre verfolgte, weiß, dass Tucker Carlson aus seinem Herzen keine Mördergrube mehr machte. Er hatte die Lügen satt. Er wähnte sich sicher, die Wahrheit sagen zu dürfen, seine Wahrheit.
Ganz kurz vor dem Rauswurf wiederholte er das während seines Auftritts bei der Heritage Foundation.
So wie er sich dort äußerte, schien er keinen blassen Schimmer zu haben, dass er gecancelt werden würde.
Es ist völlig korrekt, dass Tucker Carlson ein US-Konservativer ist. Aber er ist kein Mitglied des konservativen Establishments, das in den allermeisten Fragen nur das Parteibuch vom demokratischen Establishment trennt.
Die „Schmutzschleuder“
gehört zu dem aufbegehrenden Teil in den USA, dem Trump aber auch zeitweilig Sanders ein Gesicht gaben.
Carlson ist kein Trump-Anhänger, aber eine wichtige konservative Stimme in den heutigen USA.
In deutschen Medien wurde suggeriert, der Rauswurf von Carlson könnte etwas mit der kürzlichen Einigung im Streit um den Vorwurf der Wahlfälschung zu tun haben (mittels der Wahlmaschinen von Dominion). Exakt diese These lehnte Carlson ab. Wenn Fox das mit personellen Konsequenzen beantwortet hätte, dann hätte Sean Hannity (der von Tucker enthronte Star der Sendezeit ab 9.00 Uhr) die Fox-Bühne verlassen müssen.
Andere vermuten, es hätte mit einem anhängigen Gerichtsprozess zu tun, in dem es um Sexismus und Anti-Semitismus innerhalb von Fox geht.
Klar ist lediglich, dass der Rauswurf von Tucker Carlson zunächst den Marktwert von Fox um fast eine Milliarde Dollar an der Börse schwächte. Offen ist, ob die Zuschauer von Tucker Carlson mit ihm ziehen und Fox den Rücken kehren werden.
Sie werden jedenfalls nicht zu anderen Kabel -Anbietern wechseln, die gegenüber Fox längst im Hintertreffen sind. Denn der kommerzielle amerikanische Mainstream hat ein anhaltendes Problem. Er ist nicht mehr nachgefragt.
Tucker Carlson war die Ausnahme von der Regel. Dem hörte man zu, entweder zustimmend oder mit allergrößter Ablehnung.
Tucker Carlson schien der einzige „James Bond“ im amerikanischen Mainstream, der mit der Lizenz, amtliche Narrative zu hinterfragen.
Laut AOC rief Tucker/ Fox zur Gewalt auf. Wenn es nach ihr ginge, müsste Fox verboten werden. Ob sich mit Tucker Carlsons Abgang bei Fox diese Forderung der prominenten US-Demokratin erledigt hat?
In der Beurteilung der US-Gesellschaft durch US-Demokraten hat seit 2016 eine entscheidende Veränderung stattgefunden. Waren Trump-Wähler nach Meinung von Hillary Clinton nur „unerlösbare Bedauernswerte“, so werden sie heute als die gefährlichsten Elemente im Land betrachtet: als politische Opposition, als Terroristen und Extremisten, denen das Recht auf freie Rede entzogen werden muss.
Glenn Greenwald hat das ungemein Tyrannische im vorherrschenden Denken der US-Demokraten sehr genau analysiert: Wer nicht mit uns ist, muss zensiert bzw. verboten werden.
Tucker Carlson hatte sich entschieden, niemandes Parteigänger zu sein – er warb für sich selbst und exponierte sich, immer wieder neu und immer wieder furchtlos.
Er war der einzige im US-Mainstream, der unabhängige Journalisten einlud, ihren Auffassungen zuhörte und so dafür sorgte, dass ihre Sichtweisen verbreitet wurden.
Er war der einzige, der sich für die Freiheit von Assange einsetzte. Er redete Trump ins Gewissen, nicht den Krieg in den Iran zu tragen, gegen die Interessen der John Boltons in den USA. Er war der einzige, der das amerikanische Interesse an einem Stellvertreter-Krieg mit Russland hinterfragte und vor einem Dritten Weltkrieg warnte. Er war der, der sich immer wieder mit Verve dafür einsetzte, dass nicht Religion, Rasse, Aussehen oder sexuelle Orientierung einen Menschen abschließend definieren sollten, sondern Charakter, Persönlichkeit und sein Können in und für die Gemeinschaft. Carlson sagte ohne Umschweife, was er von Kriegstreibern hielt und bedauerte, dass er einst den Irak-Krieg unterstützt hatte.
Tucker Carlson agierte als ein äußerst bissiger Showmaster bei Fox. Er sparte nicht mit abwertenden Attributen und Boshaftigkeiten. Niemals aber galten seine Attacken den kleinen Leuten, und dass unterschied ihn am allermeisten vom aktuellen US-Establishment.
Er reservierte seine ungemein spitze Zunge, die äußerst verletzend sein konnte, allen Hohn und Spott für die Mächtigen, die glauben, diese Welt beherrschen zu können. Er teilte aus gegen diejenigen, die aus seiner Sicht bereit schienen, alles in den Staub zu treten, was ihm wichtig war: Familie, Religion, Wahrhaftigkeit, Ordnung, Regeln, Zukunft.
Auch das kann man bei seinem Auftritt bei der Heritage Foundation nachhören. Für ihn reduzierte sich alles auf eine Grundfrage: Gut oder böse?
Das interessierte ihn.
Ist er ein Verschwörungstheoretiker? Wenn dazu gehört, dass er die Existenz von US-Biolaboren in der Ukraine anerkannte, die Ukraine nicht als eine Demokratie ansah, auf die nach wie vor offenen Fragen zum Geschehen in und um Capitol am 5. und 6. Januar 2021 immer wieder mit dem Finger zeigte, eine Täterschaft der USA bei NordStream annahm und einen nicht natürlichen Todesfall des pädophilen Epstein vermutete oder auf die Korruption von Medien durch die Pharmaindustrie aufmerksam machte -Dann gehört ihm dieses Etikett unbedingt auf die Stirn geklebt.
Dass er sich nicht impfen ließ, muss man unbedingt auch noch erwähnen.
Will Kane (ebenfalls Fox), der mit Carlson vor ca. sechs Monaten ein interessantes Gespräch führte, entlockte ihm auch das.
Tucker Carlson war vehement gegen den Stellvertreterkrieg in der Ukraine. Deshalb wurde er in der Ukraine als „Informationsterrorist“ gebrandmarkt, die Tagesschau sah in ihm ein „Plagiat Putins“.
Er lud den demokratischen Herausforderer von Joe Biden, Kennedy Jr. in seine Show.
Carlson erzählte seinem Publikum, dass er geheimdienstlich ausgespäht wurde.
Carlsons dachte offenbar, er könne sich journalistische Integrität bewahren und Teil des Mainstreams bleiben. Nun hat der US-Mainstream den letzten und gleichzeitig prominentesten Dissidenten ausgespuckt.
Doch nein, das ist so nicht ganz richtig. Denn aktuell scheint die Washington Post in Sachen Ukraine ein bisschen in die Tucker-Carlson-Rolle geschlüpft zu sein. Deren Leserschaft erfährt die Wahrheit über den Ukraine-Krieg. Tröpfchen für Tröpfchen wird sie darauf vorbereitet, dass der in die Hose geht, und dass angeblich die CIA immer das Schlimmste verhinderte (so wie etwa einen in Kiew erdachten Angriff auf Moskau).
Tucker Carlson äußerte sich mittlerweile in einer kurzen Video-Stellungnahme auf Twitter. Man kann sie nur so verstehen, dass er weiter dem folgt, was er für seine Mission hält. 38,3 Millionen haben sie inzwischen gesehen. Das ist der „Streisand-Effekt“. Nun werden sich sehr wahrscheinlich noch sehr viel mehr für das interessieren, was Carlson zu sagen hat. Dass er nicht die Klappe halten wird, machte er jedenfalls klar.
https://twitter.com/TuckerCarlson/status/1651376097349578753?cxt=HHwWgsC9kfXz7uotAAAA
Eine meines Erachtens sehr faire Beurteilung dessen, was Tucker Carlson bei Fox repräsentierte, lieferte Glenn Greenwald auf Rumble.
Von Greenwald weiß jeder (der es wissen will), dass er seine journalistische Integrität nie opferte. Auch wenn Greenwald natürlich längst von allen möglichen Leuten ebenfalls nur noch negativ beurteilt wird.
Glenn Greenwald sagte nun auf Rumble, Tucker Carlson wäre ein Freund.
Ich empfehle, Greenwald genau zuzuhören.
https://rumble.com/v2k86j4-system-update-show-77.html
Denn am Ende betrifft es uns alle: Das amerikanische Freiheitsversprechen, seine zutiefst europäische soziale Ergänzung sind in großer Gefahr, wenn wir zulassen, dass die Idee weiter um sich greift, man müsse Dissens wegsperren, entfernen, canceln.
Deshalb ergriff Carlson Partei für Afro-Amerikaner, mit denen er ideologisch nichts gemein hat. Ihr Recht auf freie Rede verteidigte er. Warwick hat es in seinem Beitrag zur Anklage gegen Mitglieder der African People Socialist Party auf den Nachdenkseiten erwähnt.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=96869
Es ist nicht zufällig, dass viele unabhängige US-Journalisten den Rauswurf von Carlson mit einem sehr viel klareren Blick kommentieren als deutsche Medienvertreter.
Die allermeisten dieser unabhängigen Journalisten rechnen sich dem progressiven Lager zu. Mit Tucker Carlson, dem Konservativen, teilen sie jedoch die Kritik an den herrschenden Verhältnissen in den USA, die Kritik an endlosen Kriegen und regime change-Operationen und das anhaltende Bemühen, aus dem Schmutz der Lügen die Wahrheit ans Licht zu ziehen. Das macht viel Arbeit und wirbelt viel Dreck auf.
Insofern sind sie alle mehr oder weniger „Schmutzschleudern“.
Tja, der "demokratische" Lack blättert ab und die letzten Dissidenten mit Einfluss werden abgeräumt. Assange verrottet im Knast der Wertewestens und die falsche Meinung führt zu Gefängnisstrafen, aber hej, wir sind ja die Guten.
Eigentlich kann man ur noch sarkastisch auf diese eigentlich ja Demaskierung schauen.
Eine hochaktuelle Doku in diesem Zusammenhang, die noch nicht einmal die letzten Jahre berücksichtigt
https://www.youtube.com/watch?v=pX8Tmc_B6vo