Erst kam die STIKO und empfahl Booster für Kinder und Jugendliche ab 12. Gerechtfertigt wurde das mit Omikron.
Es hat die STIKO nicht gestört, dass es dafür keine soliden wissenschaftlichen Grundlagen gibt.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren waren nicht Teil der bedingten Zulassung von Boostern durch die EMA. Der wissenschaftliche Ausschuss der EMA ging sogar davon aus, dass diese einer solchen „Auffrischung“ wahrscheinlich weniger bedürfen würden.
https://www.ema.europa.eu/en/documents/variation-report/comirnaty-h-c-5735-ii-0067-epar-assessment-report-variation_en.pdf
Aber „Vorreiter“ zu sein, experimentell mal zu schauen, ob das Eis schon trägt, gefällt offenbar einigen. Ganz besonders, wenn die aktuell zirkulierende Variante weniger krankmachend ist.
Versteht das noch jemand?
Auch das RKI hat in seinem letzte Wochenbericht sehr viel Text-Kreativität bewiesen, um Boosterimpfungen für Kinder und Jugendliche (12 bis 17 Jahre) zu rechtfertigen.
Im RKI-Bericht heißt es:
"Schätzungen gegenüber den schwersten Verläufen fehlen für die Altersgruppe 12-17 Jahre aufgrund der sehr niedrigen Fallzahlen.“
Tatsache ist, und das ist dokumentiert in Tabelle 4 des Berichts, es gab wegen Omikron gar keine schwersten Verläufe in der Altersgruppe: Kein Kind/Jugendlicher musste auf die Intensivstation, keines starb.
Denn in dieser Altersgruppe sind schwere Verläufe grundsätzlich – unabhängig von den zirkulierenden Virusvarianten sehr selten. Vgl.: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Projekte_RKI/COVID-19_Todesfaelle.html; Spalte „AG”
Selbst die Hospitalisierungszahlen sind sehr gering.
Aber das RKI ließ nicht locker. Weiter wurde ausgeführt:
„Die schwankenden wöchentlichen Schätzwerte in Bezug auf den Schutz vor Hospitalisierung in der Altersgruppe 12-17 Jahre sprechen für eine mögliche Anfälligkeit der Effektivitätsschätzungen für Verzerrungen, die vermutlich den niedrigen wöchentlichen Fallzahlen geschuldet ist.
Dennoch muss davon ausgegangen werden, dass bei Vorherrschen der Omikron-Variante die Effektivität einer Grundimmunisierung auch in dieser Altersgruppe keinen so hohen Schutz gegenüber einer Hospitalisierung bietet wie dies bei der Delta-Variante der Fall war. Daher ist eine Auffrischimpfung mittlerweile auch für Jugendliche öffentlich empfohlen.“
Zur „Grundimmunisierung“: Mindestens 14 Tage müssen nach dem 2. Pieks vergangen sein, um diese sprachlich so bestechende Auszeichnung zu verdienen. Infektion nach 13 Tagen – tja Pech gehabt, der/die/das ungeimpfte Schlingel!
Was tut man nicht alles, um die eigene Statistik zu schönen.
(Die Impfeffektivität wurde ursprünglich nach 7 Tagen nach dem zweiten Pieks berechnet.)
„Dennoch muss davon ausgegangen werden“ wiederum ist bestes Beamtendeutsch, was soviel bedeutet wie:
Da es heute regnet, gehe ich davon aus, dass es morgen auch regnen wird, und es interessiert mich nicht, dass die Wetterexperten einen sonnigen Tag prognostizieren.
Schlimmer ist, dass das, was das RKI schreibt und das, was das RKI in Tabellenform liefert, nicht vollends zusammenpasst.
Es gibt zwei Tabellen; Tabelle 3: alle symptomatischen Infektionen der letzten 4 Meldewochen und Tabelle 4: nur Omikroninfektionen im Zeitraum.
Aus beiden Tabellen lassen sich die Delta-Infektionen bei Kindern/ Jugendlichen + 12 im Berichtszeitraum errechnen und danach sah es so aus:
Unter den symptomatisch Erkrankten waren 65% ungeimpft, 32,5% geimpft und 2,2% geboostert.
Pro Kohorte mussten ins Krankenhaus
0,51 % der ungeimpften
0,53% der grundimmunisierten
0,21% der geboosterten Kinder/ Jugendlichen
Das bedeutet, dass unter Deltabedingungen zweifach geimpfte Kinder eine schlechtere Prognose hatten als ungeimpfte Kinder, im Krankenhaus zu landen. Geboosterte hatten die beste Prognose. Ein ungeimpftes Kind verstarb.
Tabelle 4 wiederum gilt nur für Omikroninfektionen und zeigt folgende Daten:
Insgesamt erkrankten 7347 Kinder/ Jugendliche (+12) symptomatisch.
Davon waren 52% ungeimpft, 45,4% „grundimmunisiert“ und 2,6% geboostert.
Die (insgesamt 35) Krankenhauseinweisungen verteilten sich auf 51,4% ungeimpft, 45,7 % „grundimmunisiert“, 2,95 % geboostert.
Pro Kohorte mussten
0,47% der ungeimpften
0,48% der grundimmunisierten und
0,51% der geboosterten Kinder/ Jugendlichen ins Krankenhaus.
Noch ist die Datenlage schmal (Mit der Feststellung hat das RKI absolut recht.).
Aber Omikron dürfte aufgrund des weniger krankmachenden Infektionsverlaufs (in den oberen Atemwegen) ganz grundsätzlich nur sehr wenige Kinder ins Krankenhaus schicken.
Und schließlich gibt es noch Tabelle 5.
Nach dieser Tabelle haben Kinder (Altersgruppe 12+) „grundimmunisiert“ einen sehr viel niedrigeren (relativen) Schutz vor einer Hospitalisierung als allen anderen Altersgruppen. Nur 48%. Erst ein Booster, so das RKI, würde sie auf 90% bringen.
Wären wir in „normalen“ Zeiten, würden sich vielleicht Experten fragen, was da los ist:
Warum schützen zwei Impfungen Kinder/Jugendliche + 12 sehr viel schlechter als Erwachsene?
Wieso landen geimpfte/ geboosterte Kinder relativ häufiger im Krankenhaus?
(Ich lasse mal beiseite, dass es offenbar überhaupt kein Verständnis mehr gibt, dass das Sterberisiko nach Altersgruppen absolut verschieden und Omikron eine „milde“ Variante ist.)
Sollte sich jedoch fortsetzen, was aus den Tabellen 3 bis 5 herausgelesen werden kann, dann hätten wir es mit einer krankheitsverstärkenden Wirkung der Impfungen bei Kindern zu tun.
Anmerkung:
Vom RKI kann man auch keine Transparenz mehr erwarten.Die akribischen Situationsberichte sind alle im Netz. Aber die Wochenberichte von 2020 und die der ersten Hälfte 2021 wurden gelöscht. Wahrscheinlich aus Speicherplatzgründen – Smiley.
Liebe Jana, ich werde das weiterverfolgen, versprochen.
Ich glaube, aus gesundheitspolitischer Perspektive ist eine globale Pandemie ein "bösartiges Problem" (Kampf gegen Übergewicht/Fettleibigkeit ist auch eins).
Man kann bei der WHO nachlesen, wie man damit umzugehen hätte bzw. wo Fallstricke liegen (S. 30/31 https://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0011/148259/RC61_gdoc10.pdf)
"Bösartige Probleme" sind in der Regel mit Politikversagen verbunden, weil sie komplexer Natur sind und es keine simplen Lösungen gibt. Leider hat die WHO eine ganze Reihe von Problemen, die wir heute haben, damals noch garnicht gesehen: wie die Beschränkung wissenschaftlicher Debatte, die Unterminierung ethischer Prinzipien...
Kann die Politiker-Riege mal bitte lebendig auf die Erkenntnisse reagieren?! Ich habe langsam den Eindruck, es gibt Verträge mit Pharmafirmen, denen sich die Regierung stärker verpflichtet fühlt, als dem angemessenen Gesundheistschutz der Bevölkerung und den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. In mir kommt Zorn auf, wenn ich die hier dargestellten Fakten lese. Und gut so. Hier geht es um Kinder! Die nicht für sich selbst entscheiden können. Über die entschieden wird. Schlimm genug, dass Erwachsenen gegeneinander aufgeputscht und unter Druck gesetzt werden.