Discussion about this post

User's avatar
Karotz's avatar

Zwei Tage nach dem Jubiläum ist es Ihnen gelungen, das neue Leuchtturmwärterin-Jahr mit einem absolut glänzenden Artikel einzuleiten. Tausend Dank für diesen so wichtigen und nachdenkenswerten Beitrag! Der mir (unter anderem) unter der Zwischenüberschrift „Wir müssen Zuhören lernen“ zeigt, was sein könnte, wenn... ja, wenn die Geschicke unseres Landes und unseres Kontinents in den Händen kluger, besonnener, offener, friedliebender, um Konfliktbewältigung und Sicherheit bemühter Menschen läge statt in denen zweifelhafter katzbuckelnder Ideologen und Karrieristen.

Expand full comment
Kostas Kipuros's avatar

Liebe Petra Erler, danke für die Decodierung des US-Sprechs, mit dem Sachverhalte, die wenig mit Moral und Ethik, dafür aber umso mehr mit knallharten Interessen zu tun haben, so offensichtlich verschwurbelt werden. Eigentlich gibt es Ihrem Beitrag - wieder einmal - nichts hinzu zu fügen. Eigentlich. Denn uneigentlich bleibt eine unbeantwortete, ja vielleicht sogar unbeantwortbare Frage: Wenn Tatsachen, Fakten und Zusammenhänge so evident sind - wie kann es sein, dass die gesamte Kaste von Politik und Medien sich sehenden Auges in den Schwitzkasten des großen „Bruders“ begibt? (In der DDR wurde häufig über das abhängige Verhältnis zu Moskau gelästert: Was ist uns die Sowjetunion - Bruder oder Freund? Antwort: Bruder, weil, einen Freund kann man sich aussuchen, den Bruder nicht.) Nun, die Bundesregierung spricht im Gegensatz zur DDR-Führung bezüglich zur UdSSR stets von einem Freund, wenn es um die USA geht (außer es passiert ein Ausrutscher wie Trump), verhält sich aber, als ob die USA ein gottgegebener „Bruder“ wären, zu dessen Wünschen es selbstverständlich keine Alternative gibt.

Sie bemerken richtig, dass die Betonung auf der Unverzichtbarkeit der „einzigartigen Nation“ notwendigerweise die Verzichtbarkeit anderer Nationen impliziert, weil ihnen das Merkmal der Einzigartigkeit fehlt. Das ist Zynismus, der sich selbst enttarnt. Das Paradoxe: Soweit die Verzichtbarkeit widerständige Nationen (wie etwa Chile, Kuba, Iran oder Russland und China) betrifft, die sich dem US-Diktat widersetzen, ergibt der US-Zynismus aus der Sicht der USA Sinn: Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns, ist ergo verzichtbar. Was sich aber nicht erklären lässt, jedenfalls nicht rational, ist, dass formal souveräne Regierungen von sich aus de facto die Verzichtbarkeit ihrer Nation, Interessen und Belange erklären (weil, das Große Ganze, was immer das sein soll, zählt mehr) und gleichzeitig Führungsanspruch in Europa, ja sogar weltweit beanspruchen. Größenwahn meets Komplex der Minderwertigkeit. Das ist eine Kombination, aus der keine stringente Politik entstehen kann. Gibt es Hoffnung? Vielleicht! Abba Eban, einstiger Außenminister Israels, wird der Satz zugeschrieben, dass Nationen irgendwann das Richtige tun, nachdem sie alles Falsche versucht haben. Wenn es so ist, dann haben wir allerdings kaum noch Zeit.

Expand full comment
12 more comments...

No posts