Über Geschichte und Geschichten und einen neuen Helden der Ukraine
"Russlandfreunde" im Kanzleramt - und das "Beste zweier Welten" in Kiew?
Am 4. Februar 2024 gab es einen Artikel in der Frankfurter Rundschau unter dem Titel „Russlandfreunde im Kanzleramt.“ Anlass war die Weigerung des Bundeskanzleramtes, die russischen Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Karlshorster Museums rauszuwerfen. Nichtrussische Mitglieder des Beirats hätten das gefordert.
Im Museumsgebäude in Berlin-Karlshort wurde 1945 die deutsche Kapitulation unterzeichnet und damit der Zweite Weltkrieg beendet. Dort werden in einer Dauerausstellung „die verbrecherische deutsche Kriegführung und Besatzungsherrschaft ebenso wie die sowjetische Gesellschaft im Krieg“ dokumentiert. Es ist das einzige Museum in Deutschland, das diese Aufgabe hat.
2021 boykottierte der damalige ukrainische Botschafter Melnyk eine Veranstaltung mit dem Bundespräsidenten, wegen des Namens. Damals hieß es noch „deutsch-russisches“ Museum. Wegen des Ukraine-Krieges wurde das geändert. Das Logo ist deutsch-russisch geblieben.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/deutsch-russisches-museum-berlin-karlshorst-andert-seinen-namen-8020216.html
Frau Strack-Zimmermann sah laut FR in der Weigerung des Kanzleramtes einen Vorfall mit “gefährlichem Symbolcharakter“. Es zeige, so die Liberale, „dass die Russlandfreunde im Umfeld des Kanzlers immer noch eine erschreckend starke Handlungsmacht haben.“ Das stoße „die geschundene Ukraine vor den Kopf und signalisiert gegenüber Russland ein fatales Signal der Schwäche.“
Bei Herrn Melnyk kann man es verstehen: Es ist sehr schwer, den extremen ukrainischen Nationalismus à la Bandera mit einer Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes in der Sowjetunion zu versöhnen. Banderisten behaupteten immer, dass ihr Kampf um die „Befreiung“ der Ukraine ein „Dienst für ganz Europa“ sei. Wie sie das in der Praxis verstanden, ist in einer US-Studie aus dem Jahr 2010 nachzulesen. Wer sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit Bandera &Co. die Hände schmutzig machte (OSS, MI6, BND) auch.
https://www.archives.gov/files/iwg/reports/hitlers-shadow.pdf
https://www.wilsoncenter.org/blog-post/operation-anyface-how-us-army-shielded-ukrainian-nationalist-soviet-intelligence
Im aktuellen ukrainischen Geschichtsbild gilt das Land als lange von „den Russen“ okkupiert. Erst kamen die Nazis, dann die Roten… Als der ukrainische Präsident 2022 (virtueller) Gast beim australischen Lowy-Institut war, stellte der Institutsleiter, der sich als Holocaustüberlebender vorstellte, die erste Frage. Er leitete sie wie folgt ein: „Ich erinnere mich, dass die deutsche Armee Ihr Land überrannte und ich erinnere mich auch, dass dann im Gegenzug die Sowjetunion Ihr Land überrannte.“ Selenkyj antwortete, ja das sei der Gang der Geschichte gewesen. Bei so einem Geschichtsverständnis über den Verlauf des Zweiten Weltkriegs wundert einen fast nichts mehr (ab Minute 16).
Bei Frau Strack-Zimmermann ist es schon schwieriger zu verstehen, was in ihrem Kopf rumspukt. Wenn man sich schon an der Erinnerungsarbeit mit einem tiefschwarzen Kapitel deutscher Geschichte vergreift, dann möchte ich nicht wissen, wie es aussähe, wenn im Kanzleramt die angeblichen Russlandfreunde keine „große Handlungsmacht“ mehr haben. Herr Kiesewetter hat schon mal die Marschrichtung vorgegeben: Wir müssen den Krieg nach Russland tragen … Zum dritten Mal?
Die russischen Beiratsmitglieder, offenbar infiziert mit politischer Lepra, waren also Stein des Anstoßes. FR ließ weg, dass es im wissenschaftlichen Beirat auch einen weißrussischen und einen ukrainischen Vertreter gibt. Denn das Karlshorster Museum unterhält Beziehungen zu „namhaften Institutionen in Belarus und der Ukraine“. https://www.museum-karlshorst.de/organisation/
Ukrainischer Kooperationspartner ist das „Museum für die Nationale Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg“, kurz „Kriegsmuseum“ in Kiew. Noch 2004 hieß dieses Museum: „Museum für die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges“ (so, wie dieser Krieg in der Sowjetunion hieß und auch heute noch in Weißrussland und Russland heißt).
https://podrobnosti.ua/119872-kievskaja-rodina-mat-otmechaet-23-letie.html
Dann setzte die „Ukrainisierung“ ein. Die Statue von „Mutter Ukraine“, die zum Erinnerungskomplex gehört, erhielt den ukrainischen Trident. Hammer und Sichel mit Ährenkranz verschwanden. Ansonsten sieht sie ihrer großen Schwester in Wolgograd recht ähnlich.
Weil sich Strack-Zimmermann so empörte, fragte ich mich, wie wohl das ukrainische Partner-Museum von Karlshorst mit der aktuellen Situation umgeht.
Auf dessen Website stieß ich auf eine Gedenkveranstaltung für Grygorjj Tsekhmistrenko (englisch) anlässlich seines ersten Todestages (15.01.2024). Er fiel in Bachmut einer Granate der Wagner-Truppe zum Opfer, wird als Held geehrt. Demnächst soll die Schule, die er in Kiew besuchte, seinen Namen tragen. Dass der Generalsekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Budanow, das Vorhaben unterstützt, stand dort nicht. Das erfuhr ich später aus ukrainischen Veröffentlichungen, als ich dem Leben von Grygorjj nachspürte.
Laut Veranstaltungshinweis des Museums diente er 2022 erst bei Asow und dann als Sanitäter/ Arzt in der Internationalen Legion. In der Foto-Strecke erscheint eine Fahne mit dem Asow-Zeichen (Schwarzes Corps) und seinem Bild.
https://warmuseum.kyiv.ua/_all-news-images/index_eng.php?id=1&news_year=2024
Wer ist dieser neue ukrainische Held, den Wikipedia als kanadisch-ukrainischen „zivilen Aktivisten“ bezeichnet?
https://en.wikipedia.org/wiki/Grygorii_Tsekhmistrenko
Der heutige stellvertretende Verteidigungsminister der Ukraine, ehemaliger ukrainischer Botschafter in Kanada, Andriy Shevchenko, sagte über ihn, er verkörpere „das Beste zweier Länder“.
Also das Folgende fand ich heraus:
Grygorjj stammte aus der westlichen Ukraine. Die Familie wurde nach 1991 sehr vermögend und gehört zu den 200 reichsten Familien des Landes. Sein Vater war zudem politisch erfolgreich und wurde zweimal zum Abgeordneten der Rada gewählt (bis 2006). So kam die Familie nach Kiew, wo Grygorjj anfänglich zur Schule ging. 2013 jedoch wechselte sie den Wohnsitz und verzog zunächst in die kanadischen Provinz Saskatchewan. In Kanada erhielt Grigori die kanadische Staatsbürgerschaft. Deshalb führte sein Tod dort zu Pressemeldungen. Grygorjj lernte anscheinend frühzeitig Englisch und Spanisch, spielte Schach und ging vielen sportlichen Aktivitäten nach. Er war ganz und gar kein Dummer.
https://www.cbc.ca/news/canada/saskatchewan/canadian-ukraine-killed-funeral-kyiv-1.6721356
In Kanada spielte er unter anderen in zwei Rugby-Mannschaften. Sein erstes Rugby-Team schrieb anlässlich seines Todes: Früher in seinem Leben sei er Teil des Konfliktes auf der Krim gewesen. Trotz einer fürchterlichen Erfahrung hat er seine Hand gehoben und ging im Januar 2022 in die Heimat zurück, um sie zu verteidigen….
(“Earlier in his life, he was part of the conflict in Crimea. Despite a truly horrific experience, he quickly put his hand up and went home to defend his country again in January of 2022. Greg was truly selfless and going home was a shining example of him living his life putting others needs before his own.”)
Ob Grygorjj tatsächlich auch auf der Krim war, wie sich die Rugby-Mannschaft erinnerte, muss man bezweifeln. Aber er war auf dem Maidan in Kiew seit Ende 2013 aktiv. Da war er 18.
https://www.pravda.com.ua/eng/news/2023/01/17/7385305/
Sein damaliger Kampfname lautete „Howerla“, nach dem höchsten Berg der Ukraine. Grygorjj war ein zwei-Meter-Mann und nicht zimperlich. Er war gewaltbereit, wurde verwundet, erlitt eine Gehirnerschütterung und wurde in diesem Zusammenhang von der Polizei im Februar 2014 verhaftet. Die Eltern holten ihn 2014 weg vom Maidan. Mit Fotos sei die Mutter zwischen den Barrikaden herumgewandert. Demnach wusste sie, wo sie suchen musste.
Der Vater fragte später seinen Sohn, wie er verletzt worden sei. Der soll geantwortet haben, dass sie angegriffen hätten, aber dann hätten es einige mit der Angst zu tun bekommen und wären weggerannt. Er nicht. Er verteidigte die Barrikade. Das muss am 18. oder 19. Februar 2014 gewesen sein, bei einem „friedlichen“ Angriff der Maidan-„Aktivisten“.
Seine Schwester erzählte 2024, Grygorjj habe schon 2014 an der Anti-Terroraktion gegen den Donbass teilnehmen wollen und es sich nicht verziehen, auf den Vater gehört zu haben. Er kannte so viele, die dort kämpften.
Grygorjj kehrte 2022 noch vor Kriegsausbruch in die Ukraine zurück. Wann genau, ist unklar, ob nun schon im Januar 2022 oder erst am 17. Februar 2022. Sein Sohn hätte so ein Gefühl gehabt, dass ein großer Krieg komme, erklärte sein Vater. Er wollte ihn davon abhalten, habe ihm die Erfüllung seines Traumes, eine Weltumseglung, finanzieren wollen. Die Mutter von Grygorjj erklärte, ihr Ehemann sei bei Kriegsausbruch 2022 in Kiew gewesen und hätte Grygorjj persönlich zur Asow-Truppe gebracht.
Ein nicht näher genannter Freund erzählte, Grygorjj hätte in seinem Leben nur einen Traum gehabt: zum Militär zu gehören. Er habe beharrlich sein Ziel verfolgt, ein „richtiger Krieger“ zu werden. Er hätte viel trainiert und die Ausbildung (zum „tactical medic“) dadurch finanziert, indem er auf dem Bau gearbeitet bzw. andere schwere Arbeiten gemacht hätte. (Anm.: Das ist angesichts des Wohlstandes seiner Familie sehr merkwürdig, und auch angesichts des angeblich letzten Wohnortes.)
Zwischen den Ausbildungskursen sei Grygorjj viel gereist. Er hätte in Krankenhäusern in mehreren Ländern gearbeitet, einschließlich bei christlichen Missionen in Simbabwe.
Grygorjj hätte auch an militärischen Übungen in den USA, Tschechien und Polen teilgenommen. Der darüber sprach, war überzeugt, dass Grygorjj die Prüfungen für die «Special Forces» Kanadas oder der USA bestanden hätte, wären die Dinge anders gelaufen.
Die Schwester berichtete 2024, sie hätte sich gefreut, als sie hörte, das Grygorjj (noch vor dem Krieg) in Dänemark einen Kurs absolvieren würde. Sie lebte längst in Norwegen, und Dänemark war quasi „um die Ecke“.
Wie geht das, fragte ich mich. Da will ein kanadischer Staatsbürger ukrainischer Herkunft ein «richtiger Krieger» werden, macht eine (militär)medizinische Ausbildung und nimmt an militärischen Übungen teil? Bewirbt man sich neuerdings dafür als Praktikant? An wen schickt man das Bewerbungsschreiben – an die Nato, an die kanadische Armee, an den Geheimdienst und wenn ja, an welchen?
Die Mutter gab im Interview 2024 an, Grygorjj habe an der Militäruniversität in Malta studiert und sich zum Militärarzt/ -Sanitäter ausbilden lassen.
Eine derartige Universität existiert nicht auf Malta.
Grygorjj soll zuletzt in Kanada in Port Alice an der Westküste gewohnt haben. Was macht man in einem solchen abgelegenen Fleckchen, wenn man ein „richtiger Krieger“ werden will? Die nächste größere Stadt, Victoria, ist etwa 4,5 Autostunden entfernt. Es war nicht herauszufinden. Was er dort tat, darüber ist nichts publiziert. Bei Island Health, dem staatlichen Gesundheitsanbieter der Region, scheint er nicht beschäftigt gewesen zu sein. Es gibt von dieser Seite keinen Nachruf auf ihn. Der örtliche landsmannschaftliche Verband kannte ihn auch nicht.
2022, bei Asow, wählte Grygorjj den Kampfnamen „Dürer“, ich nehme an, in Referenz an dessen Geburtsstadt Nürnberg. Nirgendwo stand geschrieben, dass Grygorjj kunstbegeistert gewesen sei. In seiner letzten Verwendung, ab April 2022 war er „Greg“, so wie für seine Rugby-Freunde in Kanada, ein Abkürzel seines Vornamens, der soviel wie Wächter, Hüter, Hirte bedeutet. Aber er war auch „Doc Snickers“, der mit dem halb unterdrückten, spöttischen Lachen des Überlegenen. (Quelle: Nickolas Braidlaw, ehemaliger US-Special Force)
Grygorjj war kein schlichter Sanitäter oder gar Arzt bei der „Internationalen Legion“ der ukrainischen Armee, wie die Website des Kiewer Museums suggerierte. Er war Mitglied der Internationalen Legion des (militärischen) Geheimdienstes der Ukraine.
sowie
In dieser Internationale Legion dienen, laut Website, Vertreter der besten «Special Forces» der Welt. Wenn man ein Profi ist, kann man sich bei dieser Einheit bewerben.
Über Einsätze durfte Grygorjj nicht sprechen, und das tat er wohl auch nicht. Die mit ihm kämpften und über ihn posthum redeten, sprechen ebenfalls nicht darüber. Was an der Front war, bleibt an der Front. Die kanadische Regierung (Global Canada) blieb, als er starb, wortkarg, aus „Sicherheitsgründen“.
https://www.pravda.com.ua/eng/news/2023/01/17/7385305/
Ein Freund erzählte, dass Norwegen und Island Grygorjj fasziniert hätten (also ein Wikinger-Verehrer!).
Der ehemalige US-Marine Nicholas Laidlaw kannte „Greg“ und nannte ihn einen Freund. Er schrieb im Nachruf auf Instagram, Grygorjj hätte sich im Krieg trotz heldenhafter Leistungen nicht als Held gefühlt. Er sah sich als einer der „Guten“.
https://www.instagram.com/nicklaidthelaw/p/Cncwtz7PXZz/?img_index=1
In der gleichen Einheit wie Grygorjj soll auch Daniel Swift, ein US Navy Seal, gedient haben. Swift hatte sich 2019 unerlaubt von der Truppe entfernte und landete prompt in der Ukraine. Er war auch in Bachmut und wurde am Tag, als Grygorjj fiel, schwer verwundet (oder am Vortag) und starb schließlich an den Folgen.
Über beide Gefallenen sprachen US-Söldner, die ebenfalls in der Ukraine gekämpft hatten, in einem Podcast (vgl. P-Dub-Podcast). Den einen, Adam Thiemann, hatte es Anfang Februar 2022 in die Ukraine gezogen, weil er seit November 2021 den Krieg „roch“, wie er sagte. Über Söldner-Gagen sprach er nicht. Thiemann gab an, er hätte „Greg“ noch vor dem Krieg in Kiew bei der „Georgischen Legion“ getroffen. (Anm.: diese Legion gibt es seit 2014). Bei Thiemann gab es kein Zwischenspiel von „Greg“ bei Asow.
Laut Thiemann, der in der gleichen Legion wie „Greg“ gewesen sein will, wäre „Greg“ nie bewaffnet, immer nur mit seinem Sani-Kasten beschäftigt gewesen, immer guter Dinge, ohne militärische Erfahrung und doch „einer der besten Soldaten“, die er je kannte.
https://theatlasnews.co/conflict/2023/01/20/awol-u-s-navy-seal-killed-during-in-combat-in-ukraine/
Auf einem Foto von „Greg“ aus Kriegstagen sieht man einen gutaussehenden, lächelnden und gut trainierten jungen Mann mit einer Waffe. Auf der Brust trägt er das Wappen der Spezialeinheit. (Auf der Website der Legion ist es besser zu erkennen.)
Grygorjj posierte mit dem Siegeszeichen, genauso, wie man das von Fotos von General Saluschnyj kennt. Auch das Rugby-Team veröffentlichte ein Foto eines bewaffneten „Greg“.
(Anm.: Militärärzte dürfen Waffen zur Selbstverteidigung tragen.)
Vor Kriegsausbruch im Februar 2022, so erzählte ein anonym bleibender Freund, sei Grygorjj überzeugt gewesen, dass die russische Armee stark sei. Sie hätten wissen wollen, warum er in den Krieg ziehen will. Er hätte es doch soviel besser haben können. Grygorjj fand, dass es der bestmögliche Tod sei, für die Ukraine zu sterben.
Grygorjj hätte nicht geheiratet, erzählte seine Mutter, weil er nicht wollte, dass eine Frau und Kinder um ihn trauern.
Grygorjjs Vater betonte, dass sein Sohn an Zukunft dachte. Er wollte ein Haus bauen, an der Küste, nach dem Krieg.
Die hinterbliebene Familie ist auf Geschichten angewiesen, die Mitglieder aus der Spezialeinheit über „Greg“ erzählen, und sie sagen nur Gutes.
In einem Interview mit Fakty 2024 gab die Mutter eine Geschichte wieder. Danach war ihr Sohn einmal Teil einer geheimen Mission. Eine kleine Truppe setzte mit einem Schlauchboot über den Dnepr, um russische Kriegsgefangene zu machen für einen Gefangenenaustausch. (Anm.: es gibt mehr ukrainische als russische Kriegsgefangene). Bei der Aktion kam es zum Kampf, ein russischer Soldat wurde angeschossen und schwer verletzt. Weil dieser -laut Grygorjj- nicht überleben würde, wurde er angeblich laut vor Schmerzen schreiend, zunächst zurückgelassen. Grygorjj soll dann noch einmal umkehrt sein, um ihm Morphium zu spritzen, damit dieser Russe schmerzlos verstirbt. Der sei doch auch ein Mensch.
Die Mutter ist nach wie vor in tiefer Trauer. Sie glaubt alles, was man ihr über ihren Grygorjj erzählt.
Nun liegt Grygorjj in ukrainischer Erde. Oder speist mit den Göttern in Walhalla, was auf das Gleiche hinausläuft. Seine Mutter hofft auf ein Wiedersehen im Himmel.
Postum wurde ihm ein ukrainischer Militärorden verliehen.
Das Museum in Kiew ehrt ihn, den ukrainisch-stämmigen Kanadier, als Helden im Kampf gegen Russland. An ihn wird auch in einer Ausstellung über den Kampf um Bachmut erinnert, der verlorenging. Fast alle laufenden Ausstellungen in Kiew erzählen vom aktuellen Krieg.
Wie Grygorjj zu einem „Profi“ wurde, liegt weiter im Dunkeln. Warum er noch vor Kriegsausbruch 2022 in die Ukraine zurückging, wer weiß. War es Grygorjjs Version eines „großen Kriegers“, oder folgte er militärischem Befehl?
Grygorjj wurde nur 28 Jahre alt.
Vielen Dank, Frau Erler, für Ihre akribische journalistische Aufklärungsarbeit, die mich einem wirklichen Verständnis der gegenwärtigen weltpolitischen Geschehnisse ein bisschen näherbringt.
Dazu ein interessanter Artikel, manchmal ein bisschen schwer zu verstehen, was er sagen will, das mag aber auch an einer etwas holprigen Übersetzung liegen.
Dennoch lesenswert: https://antikrieg.com/aktuell/2024_02_18_einantirussischeseuropa.htm
Und zu Nawalny https://www.moonofalabama.org/2024/02/they-finally-killed-navalny-.html
hier die deutsche Übersetzung https://www.sicht-vom-hochblauen.de/endlich-haben-sie-nawalny-getoetet/
https://voicefromrussia.ch/ein-toter-nawalny-ist-ein-geschenk-fur-biden-cui-bono/
Um es mal deutlich zu sagen, ich finde es kaum noch erträglich, was da abläuft. Und selbst im Freundeskreis müssen immer mehr Themen außen vor gelassen werden, damit man nicht umgehend in schweren Streit gerät.
Heute gerade wieder erlebt, eine Freundin, z.Z. in einer Rehaklinik, erwähnte, dass sie mit Tischnachbarn interessante Gespräche, z.B. über den Fall Nawalnys, führen kann. Ich steige nicht darauf ein, aber eigentlich liegt mir die Frage auf der Zunge, ob sie sich auch über Assange ausgetauscht hätten, der übrigens keinen Spaziergang irgendwo draußen machen kann. Mal abgesehen von den persönlichen "Qualitäten" des Herrn Nawalny,
mich ekelt diese heuchlerische Arroganz besonders von gebildeten Leuten nur noch an, die ununterbrochen mit dem Finger auf meist vom Westen als autoritär bezeichnete Länder zeigen und deren tatsächliche oder angebliche Verfehlungen, die aber immer darüber hinweg sehen, erstens, welch eine blutige Geschichte wir selbst als Deutsche speziell und als Teil des Westens haben und zweitens, was gerade in unseren Ländern abgeht gegen Dissidenten. Wir haben nicht die geringste Berechtigung und nicht den geringsten Anlass in dieser selbstgerechten Manier durch die Welt zu trampeln. Die meisten Länder, die wir so "mutig" kritisieren und anklagen, haben unter uns, unseren Verbündeten und besonders dem US-Hegemon schwer gelitten.