Einspruch zur mRNA-Impfstoffzulassung in der EU: Kein Desaster, ein Super-Gau
Wie Pfizer/Biontech reüssierten und wer ihnen dabei half
Die Berliner Zeitung stellte die Frage, ob es ein Zulassungsdesaster bei den mRNA-Impfstoffen gab - und veröffentlichte dazu Rede und Gegenrede.
Die Argumente beider Seiten waren kompliziert, aber betrafen auch komplizierte juristische Fragen. Beide Seiten nahmen auf eine geltende EU-Richtlinie aus dem Jahr 2001 (EG 83/2001) sowie auf ihren 2009 geänderten Anhang Bezug, der genbasierte Impfstoffe aus dem Anwendungsbereich genauer Prüferfordernisse ausschloss. Eine Seite vermutete den Einfluss der Pharmalobby, die andere fand alles unverdächtig und meinte, der Nutzen der Impfungen in der Pandemie sei unbestritten.
Um meine Schlussfolgerung, nachdem ich mir alles selbst genau angesehen hatte, gleich voranzustellen: Das war nicht nur ein Desaster. Es war ein Super-Gau. Bei der bedingten bzw. allgemeinen Zulassung der mRNA-Impfstoffe (analysiert am Beispiel Pfizer/ Biontech) wurden wissenschaftliche und ethische Prinzipien über Bord geworfen. Es wurde ein Arzneimittel zugelassen, das den Zulassungsgrund nicht erfüllt.
Ich widerspreche den Rechts-Professoren jedoch in einem Punkt. Ohne Akteneinsicht in die Dokumente von Kommission, Rat und EMA bleibt die Behauptung unbewiesen, hinter der beanstandeten Neufassung des Anhangs stecke die Pharmalobby. Die Kommission hatte keine Alleinentscheidungsbefugnis. 27 Mitgliedstaaten redeten mit (Ausschussverfahren).
2009 waren mRNA-Impfstoffe allerdings kein aktuelles Thema. Ich halte es für möglich, dass im Jahr 2009 den allermeisten Beteiligten die Herausnahme von genbasierten Impfstoffen aus strikten Prüfvorschriften als völlig unwesentlich erschien. Es gab darüber jedenfalls keine politische Diskussion, weder in der Kommission, noch im Rat. Sonst wüsste ich das.
Bevor ich meine Argumente darlegen möchte, sind noch zwei Anmerkungen notwendig.
Erstens: Das europäische Arzneimittelrecht ist kompliziert. Es ist nicht ganz so verschachtelt wie das EU-Agrarrecht. Aber Kenner des EU-Gesundheitsrechts sind hochspezialisiert. Das sind Experten, die sich über 27 Mitgliedstaaten verteilen, sowie Spezialisten, die in der Kommission und bei der EMA arbeiten und die auch international gut vernetzt sind. Sie verfügen über Wissen, das nicht auf der Straße liegt. Wenn die ein Problem nicht bemerken oder nicht verbalisieren (wollen), dann ist es ungemein schwer, dahinterzukommen.
Zweitens: Das Fundament des EU-Arzneimittelrechts bildet die Richtlinie 2001/83 EG. Im Jahr 2007 wurde ein Spezialrecht zu neuartigen Therapien geschaffen. Was darunter fällt (vgl. Art 2.1.a), legte der Gesetzgeber damals nicht fest, sondern verwies auf den Anhang der Richtline 2001/83.
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32007R1394&from=DE
Deren Anhang wurde 2009 überarbeitet (und dort wird auch explizit auf den Rechtsakt 2007 verwiesen.) Alles sollte fein zusammenpassen. Damit sollte die Innovation bei Arzneimitteln gefördert, aber auch Regulierungsgrundsätze festgelegt werden.
Aktuell wurden mRNA-Impfstoffe, als Pharmaunternehmen Anfang des Jahres 2020, ankündigten, mittels mRNA-Impfungen das Corona-Virus/ die heraufziehende Gefahr besiegen zu wollen. Allen Spezialisten, die das betreffende EU-Recht genau kennen, muss zu diesem Zeitpunkt klar geworden sein, dass das ganze schöne EU-Rechtsgebäude in Bezug auf diese Entwicklung ein einziges Kuddelmuddel war (wenn nicht sogar ein Verstoß gegen die Richtlinie aus dem Jahr 2001, denn Anhänge dürfen nur „unwesentliche Teile“ eines Rechtsakts ändern).
Die angekündigte mRNA-Impfstoffentwicklung war neuartig, regelrecht revolutionär, aber der vorliegende EU-Rechtsrahmen wurde dem nicht gerecht. Mit dieser Technologie gab es keinerlei Erfahrungen.
„Regulatorische Unsicherheiten“ waren nach Ansicht eines US-Professors der Grund, warum Pharma-Unternehmen nicht schon vor der Pandemie mRNA-Impfstoffe zur klinischen Entwicklungsstufe gebracht hatten.
https://insights.omnia-health.com/coronavirus-updates/entering-rna-era-therapeu
Das entspricht in etwa dem, was Dr. Buchholz vom Paul-Ehrlich-Instituts bereits im Jahr 2004 als Probleme der Regulierung neuartiger Therapien beschrieben hatte: keine Erfahrungen mit der Regulierung, keine klare Risikobewertung, neue Sicherheitsprobleme aufgrund unzureichender Kenntnisse in der Wirkung.
Das alles galt in Sachen mRNA-Impfstoffentwicklung (und etwaiger Zulassung) 2020 zweifellos.
https://www.dgra.de/media/pdf/fortbildung/kongresse/2004/kongr2004-buchholz.pdf
Mit Ankündigung der mRNA-Impfstoffentwicklung taten sich zwei Handlungsalternativen in der EU auf: Entweder man stellte sich verantwortlich der Herausforderung der revolutionär neuen Technologie, die niemals zuvor in einem Arzneimittel eingesetzt worden war und verlangte strikte wissenschaftliche Beweise.
Oder man machte die Augen zu und behandelte alles, als wüsste man seit Jahrzehnten Bescheid, also nach Schema F, so wie 2009 gedacht, und verließ sich auf das Wort der Hersteller.
Tatsächlich wurde Alternative 2 gewählt. Das politische Gieren nach der Impfung (Operation „warp speed“), der Kampf um sich abzeichnende Marktanteile der Im Impfstoffwettlauf agierenden Unternehmen wirkten wie Brandbeschleuniger. Die vielen Wissenschaftler, die öffentlich so taten, als wäre mRNA kein großes Ding, zwar revolutionär, aber trotzdem so überschaubar wie ein Puzzle für ein Kleinkind, machten die ganze Sache nicht besser. Das alles erfolgte im Namen von Lebensrettung/ Pandemiebeendigung. (Die Gegenrede in der Berliner Zeitung enthält diesen Aspekt.)
Das Impfversprechen erschien wie eine Alternative zu wiederholtem Lockdown. Natürlich erworbene Immunität wurde heruntergeredet, die Nutzung vorhandener antiviraler Therapeutika verworfen, vergessen gemacht, dass Sport und Ernährung Einfluss auf das Immunsystem haben und das allgemeine Sterbe-Risiko überhöht.
Nur in einem solchen Klima wurde es überhaupt möglich, dass die „Geschwindigkeit der Wissenschaft“ (laut Pfizer-Vertreterin vor dem EP), mit der Moderna, bzw. Pfizer/ Biontech im Jahr 2020 agierten, öffentlich akzeptabel erschien.
Erst im Jahr 2023 wurde „natürlich erworbene Immunität“ durch eine Veröffentlichung im Lancet „rehabilitiert“. https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(22)02465-5/fulltext
Das war 2020 das Umfeld, das zum Wegbereiter für den regulatorischen Zulassungsprozess der mRNA-Impfstoffe wurde.
Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass allen EU-Experten wohl bei der Sache war. Sie müssen am besten gewusst haben, wie viele Fragen offen und zu prüfen waren, Anhang 2009 hin oder her. Warum haben sie nicht Alarm geschlagen?
Weil damals warnende Stimmen ignoriert oder gar niedergemacht wurden?
Es wurde 2020 nicht getestet, wie lange der mRNA-Impfstoff im Körper verbleibt und wie er zirkuliert. Es wurde nur seitens der Hersteller behauptet, er zerfalle schnell, an der Impfstelle. Niemand forderte den Beweis für diese Behauptung, die sich später als unwahr herausstellte. Dänische Wissenschaftler fanden kürzlich (für sie überraschend) bei 9% aller Untersuchten 28 Tage nach der Impfung Fragmente oder mehr der Impfstoffe im Blut. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/apm.13294
Die dürften dort gar nicht sein.
Ähnlich sorglos wurde die Frage behandelt, ob die mRNA-Impfungen Folgen für die männliche Fortpflanzungsfähigkeit haben. (Inzwischen wissen wir: Ja, aber es bestehe die Hoffnung, es werde sich wieder für Betroffene zum Besseren wenden.)
Der große klinische Test von Pfizer wurde Anfang 21 entgegen der bedingten Zulassungsauflage abgebrochen. Auch das wurde hingenommen. (Die Rechtsprofessoren verwiesen darauf.)
Der bivalente Booster B4/B5 wurde 2022 auf der Basis von Studien an Mäusen vorläufig zugelassen.
Im klinischen Versuch von Pfizer/Biontech waren Schwangere/ stillende Mütter keine Studienteilnehmerinnen. Versuche wurden nur an Ratten gemacht.
Aber die Impfung wurde Schwangeren dennoch empfohlen, zumindest in der EU und in den USA, ohne genau zu wissen, ob das Schädigungen für das werdende Leben bedeuten könnte. (China hat diesen Personenkreis nicht geimpft).
Die Frage wurde studiert, während dieser Teil der Bevölkerung schon geimpft wurde. Eine neuere Studie sieht keine speziellen Anhaltspunkte für erhöhte Risiken.
https://www.nature.com/articles/s41390-022-02421-0
Aber das ist auch umstritten.
(Nachtrag vom 1. März 2023: vgl. die Ausführungen von Prof. Retsef Levi, MIT.)
https://twitter.com/DrAseemMalhotra
Eine altersspezifische Risikobewertung der Impfstoffe hat es nie gegeben, obwohl sie unter Omikron-Bedingungen dringender wäre als je.
https://insulinresistance.org/index.php/jir/article/view/72/225
(Der EMA-Ausschuss verwies im Dezember 2020 lediglich auf ein günstiges Risiko-Nutzenprofil von Comirnaty für ältere und vorgeschädigte Menschen. Genaue altersspezifische Kosten-Nutzen-Analysen fehlen bis heute.)
Da diese Impfstoffe von Anfang an zum (wiederholten) Masseneinsatz gedacht waren, kann man das alles nur als Experiment bezeichnen, möglicherweise sogar als das größte „gain of function“ Experiment in der bisherigen Geschichte der Menschheit.
Schließlich wurde geimpften Menschen mittels genmanipulierter mRNA die Fähigkeit verliehen, das angeblich „harmlose“ Spikeprotein (SP) der ursprünglichen Corona-Variante zu bilden, um auf dieser Grundlage die Produktion von Antikörpern im Körper anzuregen.
https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/vaccines/different-vaccines/how-they-work.html
(Im Mai 2021 kam dann heraus, dass das SP der gefährliche Teil des Corona-Virus ist. Studien zeigten, SP im Blut kann töten. Auch das löste kein grundsätzliches Nachdenken aus.)
Auch eine Pandemie rechtfertigt nicht die Verletzung grundlegender wissenschaftlicher und ethischer Normen. Abstrakt ist Lebensrettung ein großartiges Konzept. So wie der Kommunismus aus der Sicht seiner Ideologen. Verantwortliches medizinisches Handeln ist etwas völlig anderes.
Zu ausgewählten Aspekten der Anforderungen an neue Arzneimittel zur Bekämpfung des Corona-Virus äußerte sich im Juni 2020 die Internationale Koalition der für Medizinprodukte zuständigen Zulassungsbehörden. Sie forderte, dass die klinischen Studien den richtigen wissenschaftlichen Zielstellungen folgen sollten (sogenannte Studienendpunkte), wie etwa die Überlebensrate oder die Anzahl derer, die beatmet werden müssen.
Sie sollten außerdem die schwierigsten Komplikationen einer COVID-Erkrankung adressieren.
https://www.icmra.info/drupal/news/statement_on_clinical_trials (Punkt “priority trials)
Aber selbst die Forderung nach einer ordentlichen wissenschaftlichen Zielsetzung erhielt die EMA nicht aufrecht. Tatsächlich empfahl sie bei Pfizer/Biontech auf der Grundlage einer Zulassungsstudie (Phase 3), die zwar viele Teilnehmer hatte, aber die (relative) „Impfeffizienz“ nach 7 bzw. 14 Tagen nach Impfung als wissenschaftliche Endpunkte hatte. Sie hat also ein klinisches Studiendesign durchgewunken, das sie ein halbes Jahr vorher noch als inadäquat betrachtet hatte.
Aufgrund einer Studie von 2022, die die Zulassungsstudien (Phase 3) von Pfizer und Moderna evaluierten und die ein deutlich erhöhtes Risiko schwerer „Nebenwirkungen von speziellem Interesse“ der mRNA-Impfungen von Pfizer/ Biontech und Moderna feststellte (1 pro 800 Impfungen), muss man zudem schlussfolgern, dass die Experten der EMA auch diesem Aspekt nicht genügend Aufmerksamkeit schenkten.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36055877/
Im Februar 2023 schlug nun Florida Alarm. Nach Daten dieses Bundesstaates erhöhte sich die Zahl aller Impfungen ab 2021 um das Vierfache, aber die Zahl der gemeldeten möglichen Impfnebenwirkungen um das Siebzehnfache und die Zahl der lebensbedrohlichen Vorfälle im Zusammenhang mit Impfungen sogar um das Vierundvierzigfache. Florida sah darin Hinweise, dass die Sicherheit der Impfstoffe besser evaluiert werden muss.
https://www.floridahealth.gov/newsroom/2023/02/20230215-updated-health-alert.pr.html
Aber, und in dieser Frage ist das EU-Recht aus 2001 ganz eindeutig, am Ende müssen alle Arzneimittel nach ihrer Wirkung beurteilt werden. Das gilt auch für Impfungen.
Offiziell wurden die mRNA-Impfungen zur Anwendung zur „aktiven Immunisierung“ eingestuft (2020 und 2022).
Das war der Gipfel der Scharade, an der EMA, EU-Kommission und Mitgliedstaaten gleichermaßen beteiligt waren/ sind.
Sie versteckt sich in Anhang 1. der Kommissionsentscheidung von 2020 zur bedingten Zulassung
https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/html/h1528.htm
Die Kommission erlaubte die bedingte Zulassung (hier Pfizer/Biontech) mit folgender Spezifikation:
„4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Comirnaty wird zur aktiven Immunisierung von Personen ab 16 Jahren zur Vorbeugung von COVID-19 durch das SARS-CoV-2-Virus angewendet.
Zur Dauer des Impfstoffes hieß es damals:
„Dauer des Impfschutzes
Die Dauer der Schutzwirkung des Impfstoffs ist nicht bekannt, da sie noch in laufenden klinischen Studien ermittelt wird.“
Zu Einschränkungen der Wirksamkeit formulierte sie
„Einschränkungen der Wirksamkeit des Impfstoffs
Wie bei jedem Impfstoff schützt die Impfung mit Comirnaty möglicherweise nicht jeden Geimpften.
Personen sind möglicherweise erst 7 Tage nach ihrer zweiten Impfdosis vollständig geschützt.“
Auch am 10. Oktober 2022 hieß es erneut
„4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Comirnaty 30 Mikrogramm/Dosis Konzentrat zur Herstellung einer Injektionsdispersion wird zur aktiven Immunisierung von Personen ab 12 Jahren zur Vorbeugung von COVID-19 durch SARS- CoV-2 angewendet.“
Nunmehr führte die Kommission allerdings das Konzept der „Grundimmunisierung“ ein, sowie der „Auffrischungsimpfung“, 3 Monate nach der Grundimmunisierung.“
Zur Dauer des Impfschutzes schrieb die Kommission ab, was sie schon 2020 niedergeschrieben hatte.
„Dauer des Impfschutzes
Die Dauer der Schutzwirkung des Impfstoffs ist nicht bekannt, da sie noch in laufenden klinischen Studien ermittelt wird.
Einschränkungen der Wirksamkeit des Impfstoffs
Wie bei jedem Impfstoff schützt die Impfung mit Comirnaty möglicherweise nicht jeden Geimpften. Personen sind möglicherweise erst 7 Tage nach ihrer zweiten Impfdosis vollständig geschützt.“
Zu diesem Zeitpunkt (10.10.2022) war die Herstellerstudie von Pfizer entgegen den Auflagen der EMA längst beendet worden. Aber die Abschreiber in der Kommission hatten das gar nicht mitbekommen.
Halten wir also fest, dass sowohl der zuständige EMA-Ausschuss aber auch die Kommission den Einsatz von Comirnaty (Pfizer/ Biontech) klinisch als „aktive Immunisierung“ betrachteten.
Was eine „aktive Immunisierung“ ist, regelt die Richtlinie aus dem Jahr 2001 (2001/83), Art. 1.4.1.
„Immunologisches Arzneimittel:
Jedes Arzneimittel bestehend aus Impfstoffen, Toxinen und Seren sowie Allergenen:
a) Impfstoffe, Toxine und Seren, die insbesondere abdecken
Wirkstoffe, die verwendet werden, um eine aktive Immunität hervorzurufen, z. B. Cholera-Impfstoff, Tuberkulose-Impfstoff, Poliomyelitis-Impfstoff und Pocken-Impfstoff“
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32001L0083
Diese beispielhaften Angaben zu Impfstoffen zeigen deutlich, was der Gesetzgeber 2001 unter „aktiver Immunisierung“ verstand: Schutz vor Infektion, im besten Fall lebenslang.
Wer das nicht glaubt, sollte beim Paul-Ehrlich- Institut die Charakteristika dieser Impfstoffe nachlesen.
Eine entsprechende Darstellung, was „aktive“ und was „passive“ Immunität ist, kann auch in der folgenden wissenschaftlichen Ausarbeitung nachgeschlagen werden.
https://academic.oup.com/occmed/article/57/8/552/1474357
Man muss daher vermuten, dass eine von der Richtlinie 2001 überhaupt nicht gedeckte Neudefinition vorgenommen wurde, was „aktive Immunisierung“ bedeutet, oder dass die EMA-Experten und auch die Kommission blind den Herstellern geglaubt haben, dass deren Produkt eine COVID-Infektion verhindert. Gewusst haben sie es nicht. Das ist unwissenschaftlich.
Wenden wir uns nun dem politischen Zulassungsprozess im Dezember 2020 zu.
Offenbar bestand zwischen der Kommission und der EMA Einvernehmen, dass die Ereignisse der wissenschaftlichen Begutachtung der Zulassungsstudien (und ergänzender Herstellerinformationen) schnellstmöglich („im fast track“) politisch gebilligt werden würden. Der zuständige Experten-Ausschuss tagte regulär am 21. 12. 2020, hatte aber alternativ noch eine Sitzung für den 29.12. 2020 eingeplant.
Die Stellungnahme des zuständigen Experten-Ausschusses der EMA erfolgte schließlich am 21.12. 2020. Am selben Tag veröffentlichte die EMA eine glattgebügelte Kurzzusammenfassung, mit der sie Elemente der Expertenbegutachtung und dessen positiver Empfehlung zusammenfasste.
https://www.ema.europa.eu/en/documents/smop-initial/chmp-summary-positive-opinion-comirnaty_en.pdf
Ebenfalls am selben Tag traf die Europäische Kommission förmlich die Entscheidung zur bedingten Zulassung. Die letzte Kommissionssitzung in diesem Kalenderjahr fand allerdings am 15.12. 2020 statt. Der Beschluss wurde also im sogenannten schriftlichen Verfahren getroffen, unter Beteiligung aller Mitglieder der Kommission. Das ergibt sich aus der Unterschrift zum Beschluss. Sie wurde von M. Schinas als Vizepräsident der Kommission geleistet. (Das impliziert, dass die zuständige Kommissarin für Gesundheit diese Entscheidung nicht allein treffen konnte.)
Bei einem schriftlichen Verfahren haben alle Beteiligten im Fall von Bedenken das Recht auf einen Einspruch. Dann wird zunächst eine Schlichtung versucht. Anderenfalls muss im mündlichen Verfahren verhandelt werden. Da die Beschlussfassung umgehend erfolgte, lief alles offenbar glatt.
Zu diesem Zeitpunkt gab es mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Zugang der Entscheider zur detaillierten Experten-Prüfung der EMA, die auf den Seiten 130 ff auch für Laien verständliche Aussagen zu den Unwägbarkeiten dieses neuen Impfstoffs und zur Kosten-Nutzenanalyse enthält.
Wenn überhaupt, hatten sie allenfalls noch die Presserklärung der EMA vom 21.12. 2020 gelesen und im Übrigen blind vertraut.
Dabei wird eine Rolle gespielt haben, dass die EU im Zulassungswettlauf „hinterherhinkte“, da die US-Zulassungsbehörde (FDA) bereits eine vorläufige Zulassung ausgesprochen hatte.
Am 10.12. 2020 hatte die FDA festgestellt (S. 74):
https://www.fda.gov/media/144246/download
„A highly effective vaccine, with sufficient uptake… may
be able to induce population herd immunity to bring the pandemic under control.28
The available clinical evidence for Pfizer-BioNTech COVID-19 Vaccine effectiveness includes
induction of strong immune responses …suggesting the vaccine
confers protection against COVID-19 in individuals ≥16 years of age.“
(eigene Übersetzung: Ein hocheffektiver Impfstoff, mit ausreichender Impfrate ist möglicherweise in der Lage, Herdenimmunität zu erzeugen und so die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Die verfügbaren klinischen Daten von Pfizer/Biontechs`s Covid-Impfstoffes zeigen eine starke Immunantwort… und legen nahe, dass die Impfstoffe Menschen über 16 Jahren vor COVID schützen.)
Wenn schon die FDA keine Bedenken sah und so optimistisch den Impfstoff beurteilte, dann war eher nicht zu erwarten, dass die EMA oder die EU „aus der Reihe“ tanzen würden. Oder?
Die Richtlinie aus 2001 enthält Vorschriften zur Arzneimittelwerbung. Impfkampagnen dürfen ausdrücklich beworben werden (Art 88.4), allerdings gilt auch dort das Gebot einer objektiven, nicht übertreibenden Darstellung des Sachverhalts. Irreführung ist nicht erlaubt. (Art 87.3)
Offizielle Verlautbarungen wie „Die Impfstoffe sind effizient und sicher“ oder „Die Impfstoffe führen uns aus der Pandemie“ waren noch nicht einmal auf den damaligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis gestützt. Sie waren übertreibend, wenn nicht gar irreführend.
Nur wenn objektiv kommuniziert wird, können Menschen sich frei und informiert entscheiden. (Das wurde nicht gewährleistet.)
Nur dann ist es auch gesichert, dass Menschen mit Impfschäden oder Familien, die Impf-Opfer zu beklagen hatten, wirklich auf Solidarität und Gerechtigkeit setzen können. Wenn nicht sein kann, was nicht sein darf, folgt die Verleugnung auf dem Fuße.
Betrachtet man alle Elemente zusammen, ist ein „Zulassungsdesaster“ die milde Umschreibung eines Super-Gaus, der sich aus einer Mixtur politischer, wissenschaftlicher, regulatorischer und kommunikativer Fehlleistungen speist.
Daran ändert nichts, dass in der späteren Kommunikation zu den mRNA-Impfstoffen darauf Wert gelegt wurde, sie böten Schutz vor schwerer Erkrankung oder gar Tod. Zugelassen wurden sie zur „aktiven Immunisierung“ und damit für einen Zweck, den sie nicht erfüllen.
Die von FDA bei der vorläufigen Zulassung ins Spiel gebrachte erhoffte „Herdenimmunität“ (so wie man das früher verstand), wurde durch die Massenimpfkampagne ebenfalls nicht erreicht. Deshalb kam es zu kreativen Wortschöpfungen wie „Grundimmunisierung“/ „Auffrischung“ bzw. „hybrider Immunität“.
Auch begriffliche Verrenkungen ändern nichts an der Realität. Die enthüllt sich in den Infektionszahlen. Das Virus findet immer neue Opfer, die wiederum andere infizieren können. Viel zu viele. Die Virusvariantenentwicklung ist nicht gebrochen und Immunflucht regiert.
Würde so etwas wie eine klassische „Herdenimmunität“ (oder falls man es synonym verwenden möchte „hybride Immunität“) auch nur in greifbarer Nähe liegen, müssten die Infektionszahlen sinken. Das Virus fände schlicht immer weniger Menschen, die es infizieren könnte.
Aktuell ist der R-Wert in Deutschland wieder steigend. Nach RKI-Schätzungen vom 9.2. 2023 waren in einer Woche etwa 600.000 Menschen infiziert. Nach Schätzungen vom 16.2. 300.000 bis 700.000, nach RKI-Schätzungen der letzten Woche waren 400.000 bis 900.000 Menschen infiziert.
Nun könnte man sagen, was soll`s? Die Pandemie war gestern. Alles verläuft so schön milde, manche bemerken die Infektion kaum noch. Dank von x Impfungen ist der Spuk vorbei.
Aber so ist es eben auch nicht.
Wie bisher sterben vor allem alte Menschen an Corona, ob nun geimpft oder nicht.
Großbritannien hat kürzlich sehr präzise Sterbestatistiken für England für den Zeitraum April 2021 bis Dezember 2022 vorgelegt.
Tabelle 1 zeigt die Gesamtmortalität, Todesfälle, bei denen Covid beteiligt war bzw Todesfälle ohne Covid im Zeitverlauf, je nach Impfstatus. Im Dezember des Jahres 2022 (also unter Omikron-Bedingungen) betrug der Anteil geimpfter Menschen, die an/ mit Covid verstarben 95%.
Im Berichtszeitraum starben anteilmäßig immer mehr geimpfte Menschen an/ mit COVID. Zwischen April 21 und Dezember 21 lag der Anteil der Geimpften an den Covid-Todesfällen bei 76,5%. Zwischen Januar und März 22 erhöhte er sich auf 88%. Zwischen April und Dezember 2022 lag er bei 94%. Das liegt über der allgemeinen Impfrate von ca. 90% (eine oder 2 Impfdosen, August 2022). Aber es kommt noch schlimmer. Zwischen April und Dezember 2022 lag der Anteil Geimpfter an Nicht-Covid Todesfällen bei 96,3% (2021: „nur“ 93,7%), also auch über ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung. Diese Daten sind allerdings nicht alterstratifiziert. Das leistet Tabelle 2, die nach Altersgruppen im Berichtszeitraum angibt, wie viele Menschen pro 100.000 je nach Impfstatus starben, fein säuberlich nach Covid und nicht Covidfällen (sowie Gesamtmortalität) geordnet. Diese Zahlen beruhigen auch nicht.
Es gibt Studien, die nahelegen, dass durch Impfungen die Immunabwehr geschwächt werden kann. Das würde eine gestiegene Krankheitsanfälligkeit davon Betroffener bedeuten. Nicht nur gegenüber dem Corona-Virus.
Kann sich ein durch mRNA geprägtes und geschwächtes Immunsystem wieder erholen? Auch das weiß keiner. Man muss es inzwischen zutiefst hoffen.
Wo die anhaltende Übersterblichkeit herkommt, weiß ebenfalls niemand. 13% waren es in Deutschland im Januar 2023. Noch immer wird so getan, als wäre das alles „normal“ und ließe sich prüfungslos erklären.
Das Virus hat die Nase unverdrossen vorn. Das wird solide verdrängt. Es ist nicht so, dass die Wissenschaft nicht weiß, dass die Kombination zwischen einer Massenimpfung mit Stoffen, die keine Infektion verhindern und einer Pandemie die denkbar schlechteste Option pandemischen Handelns ist. Es wurde sogar ab und zu gesagt bzw. aufgeschrieben. Zum Nachdenken hat es die Wenigsten gebracht. Warum auch?
Denn die Geschichte der schnellen Verfügbarkeit der mRNA-Impfstoffe gilt vielen bis dato als Erfolgsgeschichte. Wer da Fragezeichen setzt oder Einsprüche formuliert, war/ ist -so will es der Glauben - wissenschaftsfeindlich, gesellschaftsfeindlich, verantwortungslos, um das Wohl anderer nicht besorgt, schlimmstenfalls ein gedanklicher Massenmörder. (Die Liste ist verlängerbar.)
Das Gegenteil ist richtig.
Was im Jahr 2020 einsetzte, war die Ignoranz bzw. Verletzung wissenschaftlicher und ethischer Prinzipien bei einer Zulassung von Impfstoffen, mit denen die Menschheit keine Erfahrung hatte. Die EU, die so oft im globalen Vergleich der bessere Regulator ist, hat in dieser Frage spektakulär versagt. Mit jedem Tag der vergeht, werden neue Belege für dieses Versagen hinzukommen. Das ist bitter.
Warnsignale gab es. Spätestens als Impfstoffe für gesunde Kinder und Jugendliche in den Fokus kamen, also für den Teil unserer Gesellschaft, der zu keinem Zeitpunkt vom Virus tödlich bedroht waren, lag offen zutage, dass etwas grundsätzlich schieflief. Inzwischen ist die Versündigung an den Kindern im Lockdown einigermaßen anerkannt. Bei der Impfung jedoch nicht.
Die Erfinder der G-Regeln und der „Pandemie der Ungeimpften“ und die Verfechter von Impfpflichten taten alles, um nicht hinsehen zu müssen, dass sich in Sachen mRNA-Impfstoffe zwischen Versprechen und Realität große Fragezeichen auftaten. Sie glaubten lieber, statt sich wissenschaftlich zu befassen. Das dominiert noch heute deutsche Politik (und in der Folge die deutsche Medienlandschaft).
Wenn man nur ein bisschen am propagandistischen Lack kratzt, kommt all das Hässliche zum Vorschein, das entworfen oder billigend in Kauf genommen wurde auf der Jagd nach dem vermeintlichen Impfkatapult aus der Pandemie bzw. auf der Jagd nach dem schnellen Mammon.
Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob wir die ganze hässliche Fratze des Super-Gaus überhaupt schon gesehen haben.
Das Gezerre um pro und contra im besagten Artikel der Berliner Zeitung jedoch zeigte, dass es noch keine breite Bereitschaft gibt, Einsprüche mit dem Ernst zu behandeln, den sie verdienen.
Alle Achtung, ein langer und ausführlicher Artikel über die unsägliche Sache mit dem mRNA. Ich gehöre, heute rückblickend, zu den glücklichen Ungeimpften. Ich habe mir angeeignet, alles kritisch zu hinterfragen und möglichst viele Infos mir zu besorgen.
Recht früh am Anfang des Dramas kaufte ich mir ein Taschenbuch auf Grund einer Empfehlung von den Nachdenkseiten. Autor Clemens Arvay, Titel: Corona-Impfstoffe: Rettung oder Risiko. Dieses Buch war ein erster wichtiger Nachdenkanstoss für mich in Sachen Corona. Jetzt musste ich vor kurzem traurigerweise erfahren, dass Clemens Arvay nicht mehr lebt. Er hat Suizid begangen (18.02.2023). Mutmaßlich durch das vergiftete Klima in der Gesellschaft, wenn man zurückdenkt, wie Hetze betrieben wurde gegen Ungeimpfte und alle kritisch denkenden Menschen. Ich empfinde dabei Entsetzen und tiefe Trauer, obwohl ich Clemens Arvay gar nicht kannte, sondern nur sein Buch. Das Entsetzen und die tiefe Trauer über den Tod Clemens Arvay hat wohl auch die Ursache, wie sehr sich das Klima in den Gesellschaften sehr schlimm verändert hat. Dass sieht man auch an der Ukraine-Krise. Eine Essenz der Demokratie ist verloren gegangen, die freie Meinungsäußerung, das Zuhören, das Miteinander-reden.
Die Sache mit der mRNA war wohl auch in erster Linie leider einfach nur Geschäftemacherei, ohne Rücksicht. Die Wissenschaft an sich wurde beiseite geschoben. Die Medien kamen ihrem Auftrag nicht mehr nach – aufzuklären. Weite Teile der Politik total korrumpiert und leider auch ein Teil der medizinischen Fachwelt. Dieser verdammte, mistige neoliberale Kapitalismus ist der Virus der alles kaputt gemacht hat.
Eine sehr gute und wichtige Arbeit. Danke. Ich muss es noch einmal lesen. Keine leichte Kost, auch wenn die Grundrichtung mir komplett plausibel ist. Wenn die Berliner Zeitung schon so differenziert herangehen will an das Thema, dann sollten sie auch Deinen Beitrag zur Kenntnis nehmen. - Und dann, nicht nur die G-Regelungen, die "Pandemie-der-Ungeimpften"-Diffamierung und der enorme Druck, der auf die Menschen ausgeübt wurde, sind zu thematisieren, auch der Fakt, dass ganze Berufsgruppen gezwungen waren, sich impfen zu lassen, wenn sie nicht ihre Arbeit verlieren wollten. Sollte das nicht ebenfalls juristisch angeschaut werden? Ich würde auch zu gern wissen, wie viele Impfschäden und welcher Art gibt es wirklich? Und - für alle Geimpften wichtig - erholt sich das Immunsystem? Das sollte aber nicht nur wie eine Beruhigungspille heruntergebetet werden, sondern diesmal wirklich belegbar sein.
Wie hängen Übersterblichkeit und Impfungen zusammen, WENN sie denn zusammenhängen.
Wenn man erst in der Zukunft endlich beschlösse, Obduktionen breit angesetzt vorzunehmen und Verstorbene - aber auch Lebende Erkrankte - genauen Tests zu unterziehen, ob sich zB. Spikeproteine im Gewebe und in Blutgefäßen befinden, wo sie eigentlich gar nicht sein sollten, dann wäre das zu spät. Das hätte längst passieren müssen oder sollte wenigstens jetzt Gebot der Stunde sein.
Also, mit der Aufarbeitung dieser politischen Entscheidungen und ihrer Folgen für die - ja man kann sagen Weltbevölkerung - hat man ja noch gar nicht wirklich begonnen. In einer für Oktober 2022 anberaumten Anhörung von Vertretern von Pharmakonzernen im EU-Parlament hatte Pfizer die verlangten Unterlagen seitenweise geschwärzt vorgelegt. Die im nachgang erfolgten und zunächst noch verfügbaren aufgebrachten Parlamentarierstimmen in Presseterminen usw. sind inzwischen im Internet nur noch sehr schwer zu finden. Und noch immer wird alles klein geredet, was die damalige Politik grundsätzlich in Frage stellen könnte und der Einsatz der Impfstoffe vor allem. Es bleiben uns Fragen über Fragen und so ein unwohles Gefühl, medizinischen (und politischen) Offerten nicht mehr ohne Weiteres vertrauen zu können. Die Folgen all dessen sind kaum absehbar.