Vorbemerkung:
Bei diesem Artikel geht es nicht um Effektivität von Impfungen, schwere Krankheitsverläufe einschließlich Tod, zu verhindern. Das ist wissenschaftlich und empirisch unbestreitbar und wichtig, wenn es die Vermeidung der Überlastung von Gesundheitssystemen geht. Es geht allein um die Frage, ob es zwischen Impfquoten und der globalen Pandemieentwicklung Zusammenhänge gibt.
Zuerst ließ sich der Zusammenhang zwischen der Höhe der Impfquote und der Explosion von COVID-Infektionsfällen empirisch wahrnehmen. In fast allen Hochimpfgebieten (Europa, USA) haben wir hohe Infektionsraten, die fast überall das Vorjahresniveau überschreiten.
Am 7. Dezember wurde online eine neue Studie veröffentlicht, die zum Ergebnis kommt, dass Impfdurchbrüche und Antikörperresistenzen zum Teil des Evolutionsmechanismus des Virus geworden sind. Die Studienautoren wollen ihre Studie klar als Beitrag zur Entwicklung einer neuen Generation von Impfstoffen verstanden wissen.
https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.jpclett.1c03380#
Die volle Studie muss käuflich erworben werden, aber die Zusammenfassung ist eindeutig:
„The importance of understanding SARS-CoV-2 evolution cannot be overlooked. … By tracking the evolutionary trajectories of vaccine-resistant mutations in more than 2.2 million SARS-CoV-2 genomes, we reveal that the occurrence and frequency of vaccine-resistant mutations correlate strongly with the vaccination rates in Europe and America. We anticipate that as a complementary transmission pathway, vaccine-breakthrough or antibody-resistant mutations, like those in Omicron, will become a dominating mechanism of SARS-CoV-2 evolution when most of the world’s population is either vaccinated or infected. Our study sheds light on SARS-CoV-2 evolution and transmission and enables the design of the next-generation mutation-proof vaccines and antibody drugs.“
Übersetzung:
Die Bedeutung des Verständnisses der Entwicklung von SARS-CoV-2 kann nicht übersehen werden…. Indem wir die evolutionären Verläufe impfresistenter Mutationen in mehr als 2,2 Millionen SARS-CoV-2-Genomen verfolgen, zeigen wir, dass das Auftreten und die Häufigkeit impfresistenter Mutationen stark mit den Impfraten in Europa und Amerika korrelieren. Wir gehen davon aus, dass als komplementärer Übertragungsweg Impfdurchbruchs- oder antikörperresistente Mutationen wie die in Omicron zu einem dominierenden Mechanismus der SARS-CoV-2-Evolution werden wird, wenn der Großteil der Weltbevölkerung entweder geimpft oder infiziert ist. Unsere Studie gibt Aufschluss über die Entwicklung und Übertragung von SARS-CoV-2 und ermöglicht die Entwicklung von mutationssicheren Impfstoffen und Antikörper-Medikamenten der nächsten Generation.
Diese Studie repräsentiert keine ewige Wahrheit. Sie wird wissenschaftlich diskutiert werden. Aber sie erlaubt ein besseres Verständnis, warum geschieht, was gerade geschieht. Was die Autoren sagen ist: wir haben dem Virus ein Paar zusätzliche Flügel verliehen.
Doch damit nicht genug: in der folgenden Sequenz erklärt ein renommierter Wissenschaftler (und Fauci-Schüler), Mark Dybul bei „Fortune“, was im Frühjahr 2022 nach seiner Analyse auf uns zukommt: “The probability of us seeing a vaccine resistant strain is very high.
Die Aufzeichnung stammt vom November 2021, als Omicron noch nicht als besorgniserregende Variante eingestuft wurde.
Für Dybul ist Impfen und Boostern einerseits ein notwendiges Mittel zur Vermeidung von schweren Erkrankungen und Todesfällen, aber andererseits nur eine Frage, wie man über die nächsten Monate kommt. Im Frühling 2022 prognostiziert Dybul, werde das Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit volle Impfstoffresistenz entwickelt haben. Er habe mit seinen Vorhersagen immer richtig gelegen, aber er würde sich gerne irren. Dybul war Mitglied des Experten-Gremiums des Globalen Gesundheitsgipfels von Rom im Mai 2021.
Hier ist die deutsche Übersetzung des maßgeblichen Teils seiner Aussagen, entsprechend dem englischen Transkript, einschließlich aller sprachlichen Verirrungen
„Aber was wirklich besorgniserregend ist, ist ähm. Und leider haben sich die meisten Vorhersagen, sind alle Vorhersagen, die ich gemacht habe, so ziemlich eingetreten. Ich hoffe, ich liege diesmal falsch. Aber ich denke, bis März/ April/Mai werden wir eine vollständig impfstoffresistente Variante haben. Ähm, es gibt einfach keine andere Möglichkeit, bei so niedrigen Impfraten auf der ganzen Welt, mit dem Impfstopf- Virus Ping-Pong, dem Ping-Pong zwischen geimpften und ungeimpften Menschen. Das setzt das Virus stark unter Druck. Ich meine (unter) Immunologen, ähm, die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen impfstoffresistenten Stamm sehen, ist sehr hoch. Ähm, bis März denke ich, März, April, Mai, wahrscheinlich. Ähm, weil wir eine große Welle haben werden. Wir haben bereits Stämme in Lateinamerika, die gegen den chinesischen Impfstoff völlig resistent sind, weil die mit dem chinesischen Impfstoff angefangen haben. Äh, so funktioniert unser Immunsystem. Und so funktioniert das Virus jetzt. … Den Viren ist es egal, ob sie dich töten, sie kümmern sich lediglich darum, ob sie sich vermehren und verbreiten können. Ähm und so hat die Tatsache, dass es (Anm: gemeint ist die Delta-Variante) sich in geimpften Menschen ausbreiten konnte, in gewisser Weise weniger Druck auf das Virus ausgeübt, sich zu ändern, weil es nicht nötig ist, weil es sich immer noch ausbreiten kann, aber irgendwann werden wir zu einer Variante kommen, die auftaucht, die den Impfstoff umgeht und übertragbarer ist.“
Ist Omicron schon die Variante, die Dybul meint?
Auch Dybul kann irren, denn niemand kennt die Zukunft. Aber Dybul stellt den Zusammenhang zwischen Impfung und „wie das Virus jetzt funktioniert“ her und verweist auf die Entwicklung in Lateinamerika.
Haben diejenigen, die den Massen-Impfzug auf ein westliches Gleis gesetzt haben, statt weltweit in fairer Weise die Impfung der Alten und Schwächsten voranzutreiben, genau gewusst, wie dieses Virus „tickt“?
In einem Artikel des National Geographic, der sich mit der Lage in Lateinamerika beschäftigte, finden sich Spuren der Annahmen vom Sommer 2021. Wissenschaftler werden dort wie folgt zitiert:
“Wenn man nicht impft, wird sich das Virus entwickeln“ (Virgin) sowie „Die Infektionsraten mit diesen Viren werden runtergehen, überall dort, wo Menschen geímpft sind“ (Landau).
Leider sieht die globale Realität etwas anders aus.
So wie sich die Situation für mich darstellt - und in Anleihe an Dybul - spielt das Virus derzeit Tischtennis mit einer Menschheit, die in hochgeimpft und kaum geimpft zutiefst gespalten ist. Dass die verfügbaren Impfstoffe nicht immunisieren, kommt ganz komfortabel für das Virus noch obendrauf.
Wir stehen allerdings nicht auf der anderen Seite der Platte in diesem Ping Pong. Wir sind augenblicklich der Ball und es ist zu vermuten, dass dieser Satz klar an die durchsetzungsfähigere Virusvariante geht. Das geht mir gründlich gegen den Strich.
Neue wissenschaftliche Einsichten, womit im weiteren Verlauf der Pandemie zu rechnen ist, die diskutiert und überprüft werden können, werden ein besseres Verständnis der globalen Pandemieentwicklung ausprägen. Das brauchen wir am nötigsten, um sie hinter uns zu lassen.
Anmerkung:
Ich habe einen technischen Fehler gemacht (es fehlte eine Graphik und eine Übersetzung) und deshalb den Text aktualisiert
Teil II folgt
Danke auch für diesen Teil. Dann lässt sich nur hoffen, dass die Politik und die Pharmaindustrie reagieren und alles dran setzen, Impfstoffe zu finden, die eine sterile Immunität dem Covid- Virus entgegen setzen. ich frage mich allerdings, ob das bei einem derart mutationsfreudigen Virus möglich ist? Ist es in dieser Hinsicht vergleichbar mit dem Grippevirus, bei dem jährlich neue Impfstoffe angeboten werden? Oder verleihen auch hier die mal mehr mal weniger verabreichten Impfstoffe dem Virus Flügel? Wie sieht es mit den Therapeutika aus? Ich las jüngst einen Artikel, der in einem der deutschen Pressemedien veröffentlicht wurde - ich weiß leider nicht mehr in welchem - in dem die bisherigen Therapeutika eher schlecht bewertet wurden bzw. der Ruf aufgebracht wurde, eines der Therapeutika würde zur Schwächung und Irritation des Immunsystems beitragen, oder eben zu resitenzen des Virus führen. Ich misstraue solchen berichten und würde gern einmal eine Übersicht haben, was es bisher für Erfahrungen mit Therapeutika gibt. Herzlichen Dank noch einmal. Viele Grüße, Jana Weinert.
Dann freue ich mich, weiter von Dir zu lesen. Und den Teil II werd eich mir wohl noch mal vornehmen müssen