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Martin Hutter's avatar

Wer genau wissen möchte, wie es zugegangen ist in Serbien 1999 – von der atemberaubend dreisten Rechtfertigung der Bombardierung über das monatelange Gezerre um eine (zumindest vorläufige Beendigung des Bombardements zwischen den USA (Clinton, Albright, Talbott, ja und “Toria” Nuland), den Russen (Chernomyrdin), Jelzin etc) und Miloševic´, die Installierung der NATO im Kosovo (unter dem Deckmantel von KFOR), bis zu dem unglücklichen Versuch der Russen, im letzten Augenblick mit einer winzigen Truppe den einrückenden KFOR-Kriegern auf dem Flughafen Slatina (Priština) zuvorzukommen, sollte folgendes Buch aus 2006 herunterladen – (https://www.scribd.com/document/358064649/Collision-Course-NATO-Russia-Kosovo-pdf):

Norris, John. Collision Course : NATO, Russia, and Kosovo; foreword by Strobe Talbott. Westport, CT/Londen (Greenwood Publishing Group), 2005 [361 Seiten]

– und es aufmerksam lesen. Das beseitigt jegliche Zweifel darüber, was es mit der NATO (USA mit ihren Verbündeten) sowie mit deren “Friedensbemühungen” allerorten auf sich hat. Der Text stammt vom damaligen “director of communications” des (damaligen) U.S. Deputy Secretary of State (Stellvertreter Albrights) Strobe Talbott, welcher der leitende amerikanische Verhandler bei den dreiseitigen Verhandlungen um eine “Friedenslösung” nach NATO-Art war. Dieser Talbott hat auch das lobvolle Vorwort geschrieben. Das Buch ist ebenso informativ wie entlarvend, zumal es von jemand aus der allersten Zuschauerreihe mit wohl einmaligem Zugang zu den relevanten Quellen stammt.

Ein wenig weiter ausholend würde ich gerne noch den folgenden (deutschsprachigen) Text zu den jahrelangen Vorgängen der Zerfledderung Jugoslawiens empfehlen:

Ökonomische Ursachen des Zerfalls Jugoslawiens und der Transformationsprozess in Kroatien 1990-2000. Diplomarbeit verfasst von Zeljko Brkic, Universität Trier, Januar 2001. Kann runtergeladen werden von: https://www.uni-trier.de/fileadmin/forschung/ZES/Schriftenreihe/050.pdf.

Diese Studie behandelt nicht zuletzt die Rolle Deutschlands (Genscher & Konsorten) bei der Demontage Jugoslawiens bis hin zur Durchsetzung der einseitigen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens seitens der EU.

Martin Hutter

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Kostas Kipuros's avatar

Liebe Petra Erler, Hut ab angesichts des wieder brillant formulierten und recherchierten Beitrages - ein Genuss für Zeitgenossen mit Interesse für die tiefer liegenden „Sedimentschichten“ der Politik. Und: Sie haben völlig Recht - auch nach dem Krieg in der Ukraine wird das Völkerrecht zu seinem Recht kommen müssen (eigentlich hat seine Gültigkeit de jure nie aufgehört), was ja auch die westlichen Kritiker der russischen Invasion implizit zugeben. Damit ist allerdings auch umgekehrt klar: Die sogenannte „regelbasierten Ordnung“ - ergo der moralisch verbrämte westliche Hegemonialanspruch - kann offensichtlich nicht das Fundament zwischenstaatlicher Beziehungen sein, jedenfalls dann nicht, wenn man vorgibt, dem Frieden, der Entspannung und dem politischen Interessenausgleich verpflichtet zu sein. Die Chancen dafür stehen vielleicht gar nicht so schlecht, wie man derzeit glauben mag, denn wenn am Ende des derzeitigen globalen Umbruchs tatsächlich so etwas wie eine Multipolarität entsteht, gibt es auch keine Hegemonie oder Dominanz eines Imperiums mehr, sondern statt dessen den Zwang und die Bereitschaft, Konflikte im gegenseitigen Interesse zu lösen.

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