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Jan 31, 2023Liked by Petra Erler

Wer genau wissen möchte, wie es zugegangen ist in Serbien 1999 – von der atemberaubend dreisten Rechtfertigung der Bombardierung über das monatelange Gezerre um eine (zumindest vorläufige Beendigung des Bombardements zwischen den USA (Clinton, Albright, Talbott, ja und “Toria” Nuland), den Russen (Chernomyrdin), Jelzin etc) und Miloševic´, die Installierung der NATO im Kosovo (unter dem Deckmantel von KFOR), bis zu dem unglücklichen Versuch der Russen, im letzten Augenblick mit einer winzigen Truppe den einrückenden KFOR-Kriegern auf dem Flughafen Slatina (Priština) zuvorzukommen, sollte folgendes Buch aus 2006 herunterladen – (https://www.scribd.com/document/358064649/Collision-Course-NATO-Russia-Kosovo-pdf):

Norris, John. Collision Course : NATO, Russia, and Kosovo; foreword by Strobe Talbott. Westport, CT/Londen (Greenwood Publishing Group), 2005 [361 Seiten]

– und es aufmerksam lesen. Das beseitigt jegliche Zweifel darüber, was es mit der NATO (USA mit ihren Verbündeten) sowie mit deren “Friedensbemühungen” allerorten auf sich hat. Der Text stammt vom damaligen “director of communications” des (damaligen) U.S. Deputy Secretary of State (Stellvertreter Albrights) Strobe Talbott, welcher der leitende amerikanische Verhandler bei den dreiseitigen Verhandlungen um eine “Friedenslösung” nach NATO-Art war. Dieser Talbott hat auch das lobvolle Vorwort geschrieben. Das Buch ist ebenso informativ wie entlarvend, zumal es von jemand aus der allersten Zuschauerreihe mit wohl einmaligem Zugang zu den relevanten Quellen stammt.

Ein wenig weiter ausholend würde ich gerne noch den folgenden (deutschsprachigen) Text zu den jahrelangen Vorgängen der Zerfledderung Jugoslawiens empfehlen:

Ökonomische Ursachen des Zerfalls Jugoslawiens und der Transformationsprozess in Kroatien 1990-2000. Diplomarbeit verfasst von Zeljko Brkic, Universität Trier, Januar 2001. Kann runtergeladen werden von: https://www.uni-trier.de/fileadmin/forschung/ZES/Schriftenreihe/050.pdf.

Diese Studie behandelt nicht zuletzt die Rolle Deutschlands (Genscher & Konsorten) bei der Demontage Jugoslawiens bis hin zur Durchsetzung der einseitigen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens seitens der EU.

Martin Hutter

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Liebe Petra Erler, Hut ab angesichts des wieder brillant formulierten und recherchierten Beitrages - ein Genuss für Zeitgenossen mit Interesse für die tiefer liegenden „Sedimentschichten“ der Politik. Und: Sie haben völlig Recht - auch nach dem Krieg in der Ukraine wird das Völkerrecht zu seinem Recht kommen müssen (eigentlich hat seine Gültigkeit de jure nie aufgehört), was ja auch die westlichen Kritiker der russischen Invasion implizit zugeben. Damit ist allerdings auch umgekehrt klar: Die sogenannte „regelbasierten Ordnung“ - ergo der moralisch verbrämte westliche Hegemonialanspruch - kann offensichtlich nicht das Fundament zwischenstaatlicher Beziehungen sein, jedenfalls dann nicht, wenn man vorgibt, dem Frieden, der Entspannung und dem politischen Interessenausgleich verpflichtet zu sein. Die Chancen dafür stehen vielleicht gar nicht so schlecht, wie man derzeit glauben mag, denn wenn am Ende des derzeitigen globalen Umbruchs tatsächlich so etwas wie eine Multipolarität entsteht, gibt es auch keine Hegemonie oder Dominanz eines Imperiums mehr, sondern statt dessen den Zwang und die Bereitschaft, Konflikte im gegenseitigen Interesse zu lösen.

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Wer genau wissen möchte, wie es zugegangen ist in Serbien 1999 – von der atemberaubend dreisten Rechtfertigung der Bombardierung über das monatelange Gezerre um eine (zumindest vorläufige Beendigung des Bombardements zwischen den USA (Clinton, Albright, Talbott, ja und “Toria” Nuland), den Russen (Chernomyrdin), Jelzin etc) und Miloševic´, die Installierung der NATO im Kosovo (unter dem Deckmantel von KFOR), bis zu dem unglücklichen Versuch der Russen, im letzten Augenblick mit einer winzigen Truppe den einrückenden KFOR-Kriegern auf dem Flughafen Slatina (Priština) zuvorzukommen, sollte folgendes Buch aus 2006 herunterladen – (https://www.scribd.com/document/358064649/Collision-Course-NATO-Russia-Kosovo-pdf):

Norris, John. Collision Course : NATO, Russia, and Kosovo; foreword by Strobe Talbott. Westport, CT/Londen (Greenwood Publishing Group), 2005

– und es aufmerksam lesen. Das beseitigt jegliche Zweifel darüber, was es mit der NATO (USA mit ihren Verbündeten) sowie mit deren “Friedensbemühungen” allerorten auf sich hat. Der Text stammt vom damaligen “director of communications” des (damaligen) U.S. Deputy Secretary of State (Stellvertreter Albrights) Strobe Talbott, welcher der leitende amerikanische Verhandler bei den dreiseitigen Verhandlungen um eine “Friedenslösung” nach NATO-Art war. Dieser Talbott hat auch das lobvolle Vorwort geschrieben. Das Buch ist ebenso informativ wie entlarvend, zumal es von jemand aus der allersten Zuschauerreihe mit wohl einmaligem Zugang zu den relevanten Quellen stammt.

Ein wenig weiter ausholend würde ich gerne noch den folgenden (deutschsprachigen) Text zu den jahrelangen Vorgängen der Zerfledderung Jugoslawiens empfehlen:

Ökonomische Ursachen des Zerfalls Jugoslawiens und der Transformationsprozess in Kroatien 1990-2000. Diplomarbeit verfasst von Zeljko Brkic, Universität Trier, Januar 2001. Kann runtergeladen werden von: https://www.uni-trier.de/fileadmin/forschung/ZES/Schriftenreihe/050.pdf.

Diese Studie behandelt nicht zuletzt die Rolle Deutschlands (Genscher & Konsorten) bei der Demontage Jugoslawiens bis hin zur Durchsetzung der einseitigen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens seitens der EU.

Martin Hutter

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ich habe wieder mal mit intellektuellem Genuss Ihre Meinungsäußerung zu der benannten Frage gelesen.

Ich möchte Sie aber bitten, über einen Ihrer Schlüsse nochmals nachzudenken.

Art. 51 UN-Charta besagt:

„Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat. Maßnahmen, die ein Mitglied in Ausübung dieses Selbstverteidigungsrechts trifft, sind dem Sicherheitsrat sofort anzuzeigen; sie berühren in keiner Weise dessen auf dieser Charta beruhende Befugnis und Pflicht, jederzeit die Maßnahmen zu treffen, die er zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit für erforderlich hält.“

NATÜRLICH kann die UN-Charta nur UN-Mitglieder betreffen, für Nicht-UN-Mitglieder kann die UN natürlich keine Regeln aufstellen – daher wohl die Einschränkung „gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen“.

Allerdings spricht Art. 51 vom „naturgegebenen Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung“ – das als naturgegeben natürlich nicht nur UN-Mitgliedern zusteht!

Da die DNR und die LNR mit ihrer Proklamation im Jahr 2014 aus völkerrechtlicher Sicht zu Subjekten geworden sind und demzufolge mit ihrer Anerkennung durch einen Dritten (erst 2022, aber vor dem 24.2. d.J.) dieser das Recht zum Abschluss völkerrechtlich verbindlicher Beistandsabkommen erwirbt, kann ich nicht sehen, worin Völkerrechtswidrigkeit des Vorgehens der RF im benannten Konflikt bestehen soll.

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Hier der link zu einem ganz aktuellen Video (28.01.23) mit Florian Pfaff, der auf einer Demo in Traunstein zum Ukraine-Krieg spricht:

https://www.youtube.com/watch?v=wqg-kCA_SG8

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Jetzt werde ich mal ganz flapsig: Völkerrechtswidrig sind Aktionen seitens Russland, China, Nordkorea, Iran, wenn sie denn deren Ausland betreffen, nicht völkerrechtswidrig sind Aktionen von NATO-Ländern und Israel oder zumindest sind sie als nicht so schwer zu bewerten, dass sie eine Klage des IGH nach sich ziehen sollten und wenn überhaupt werden sie nur unter heftigen Bauchschmerzen zur Durchsetzung von Menschenrechten und Demokratie begangen, denn manchmal muss man, um das Gute zu bewirken, etwas weniger Gutes tun, klar. Und wir sind ja die Guten, immer (!), deshalb kann das, was wir tun, nur gut sein, zumindest gut intendiert.

Tut mir leid, liebe Frau Erler, da kann ich nur noch satirisch oder gar zynisch reagieren angesichts der Millionen Toten, die die USA seit ihrer Existenz und zusammen mit ihren Vasallen seit dem 2. Weltkrieg verursacht haben.

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