Corona-Aufarbeitung mit Dogmen, die in die Irre führen
Zu RKI-Protokollen, Verschwörungstheorien und dem Versagen demokratischer Kontrollmechanismen
Multipolar, so liest man im Wikipedia-Eintrag (und es gibt viel zu viele, die glauben, dass sie dort immer die Wahrheit nachlesen), „wird zu den verschwörungstheoretischen Alternativmedien gerechnet.“ Dort findet sich auch schon eine erste Beurteilung der RKI-Protokolle, die Multipolar einklagte.
Armin Laschet sagte dazu das Richtige: Multipolar interessierte es im Unterschied zum liberalen Mainstream, wie in der Bundesrepublik Deutschland pandemiepolitische Entscheidungen im RKI zustande kamen und versuchte, mehr Transparenz herzustellen. Das ist ein unbedingter Dienst an der Allgemeinheit, auch wenn die vielen Schwärzungen in der aktuellen RKI-Version eine Zumutung sind für jeden, der wissen will, was wie besprochen wurde.
Aber gerade deshalb kann man jetzt auch nicht mehr so tun, als wäre alles schon transparent, und die politischen Rufe nach einer Aufarbeitung werden lauter. Natürlich immer mit Einschränkungen. Denn angeblich sind wir doch alles in allem gut durch die Pandemie gekommen, nicht wahr? Was „klitzekleine“ Fragezeichen betrifft (und dann werden immer ein paar Beispiele genannt), so gilt – frei nach Jens Spahn- dass wir uns einige Fehler werden verzeihen müssen. Robert Habeck hält das für einen „weisen“ Satz.
https://web.de/magazine/politik/habeck-bekraeftigt-forderung-pandemie-aufarbeitung-39483334
Der Zeitraum der RKI-Besprechungen, der mich heute interessiert, liegt vor dem offiziellen Ausrufen der Pandemie durch die WHO – es ist der Zeitraum, in dem alle Expertengremien versagten: das RKI, die EU-Expertengruppe, die von der WHO eingesetzte internationale Expertengruppe. Die heraufziehende pandemische Gefahr wurde nicht erkannt.
Die RKI-Protokolle belegen, dass das RKI sehr schnell einen Arbeitsstab bildete, nachdem die Nachricht von einem neuartigen Virus die Welt erreichte.
Aber wie hat er gearbeitet?
Am 31.01. 2020 notiert das Ergebnisprotokoll des RKI, dass in der Öffentlichkeit und in Medien ein Bedrohungspotential wahrgenommen wird. Das Protokoll verrät allerdings auch, dass das RKI dieses Bedrohungspotential selbst anders einschätzte. Warum?
Weil das im Protokoll zitierte EU-Expertengremium es auch falsch einschätzte, und die eigens eingesetzte Expertengruppe für COVID bei der WHO sich nicht einigen konnte, ob es gefährlich würde oder nicht. Nach ihrer zweiten Sitzung am 30. Januar 2020 vertagten sich die WHO-Experten auf ein Treffen spätestens April 2020.
Es war bereits klar, dass Mensch-zu-Mensch-Übertragungen erfolgten, aber in der WHO-Expertengruppe (reichlich bestückt mit Europäern) glaubte man, das ließe sich eingrenzen.
Der WHO- Generalsekretär folgte dem Expertenrat, betonte allerdings am 23. Januar 2020, dass nach der WHO-Risiko-Analyse eine große globale Gefahr bestünde.
Daraus kann man lernen, dass es keine institutionelle Frage ist, ob eine heraufziehende Pandemie verschlafen wird oder nicht. Der Ruf nach mehr Kompetenzen auf europäischer oder internationaler Ebene nützt nichts, wenn Experten ein Brett vor dem Kopf haben, wenn in den USA Wahlkampf herrscht, Reisebeschränkungen zum politischen Kampfmittel werden und wenn ein Kampf um die Deutungshoheit des Geschehens entbrennt.
Aus den sogenannten Fauci-Emails, die in den USA öffentlich wurden, ergibt sich, dass „Insider“ Ende Januar 2020 sehr beunruhigt waren und sich sehr wohl Gedanken machten – allerdings um eine ganz andere Frage: Wo kam das Virus her? War es natürlichen Ursprungs oder menschengemacht?
Im ARD-Faktenfinder vom 28.01. 2020 fällt dieses Nachdenken schon in den gefährlichen Bereich des „Nährbodens für Verschwörungstheorien“, jedenfalls wenn sich „normale“ Leute mit der Frage befassen.
https://www.tagesschau.e/faktenfinder/fakes-geruechte-coronavirus-101.html
In der Zeit zwischen dem 31. Januar 2020 und dem 10. Februar 2020 wurden drei Glaubenssätze aufgestellt, die die ganze Pandemiepolitik weltweit prägen sollten:
Erstens: Das Virus ist natürlichen Ursprungs und jeder, der anderes behauptet, ist ein Verschwörungstheoretiker.
Wie massiv diese Kampagne in den USA lief, ist von Matt Orfalea in einem 9-minütigen Video festgehalten.
Inzwischen behauptet das niemand mehr. Die Hypothese eines natürlichen Virusursprungs und die einer Laborkreation, die entfleuchte, stehen gleichberechtigt nebeneinander. Aufgelöst ist nichts. Denn es ist alles politisiert, und das verdrängt die Tatsache, dass die Herkunft des Virus eine Grundfrage für das Verständnis dieser Pandemie ist.
Im Sommer 2023 legten zwei japanische Forscher eine spektakuläre, aber nicht gegengeprüfte Studie vor. Sie gingen der Frage nach, wie die Mutationen des Omikron-Virus zustande kamen. Sie kamen zum Schluss, dass sie mit den „bekannten Gesetzen der Biologie nicht erklärbar“ seien. Weitere Forschungen seien nötig, auch in Bezug auf die Herkunft aller anderen Varianten.
https://zenodo.org/records/8216373
Selbstverständlich landete diese Studie und jede Kommunikation darüber in der Desinformationskiste, statt sie als einen wissenschaftlichen Meinungsbeitrag anzusehen, der weitere Forschungen notwendig macht.
Das hat mit dem zweiten damals etablierten Axiom zu tun. Es lautete: Es gibt eine Pandemie der Desinformation, die noch gefährlicher ist als das Virus. Basierend auf einem Artikel im Guardian machte das als Erster der WHO-Generalsekretär im Februar 2020 zum politischen Thema.
Deshalb – so lautete die Argumentation- braucht es eine Art „Prätorianischer Garde“, um die Menschen vor „falschen Propheten“ zu schützen. Selbstverständlich allein um ihrer und der öffentlichen Gesundheit wegen.
Nur eigens dazu berufene Institutionen, wie etwa die WHO oder auch das RKI in Deutschland bzw. „anerkannte“ Experten galten in der Folge als „seriöse“ Referenzquellen. Das wurde unter dem Schlagwort: „Follow the science“ (Folge der Wissenschaft“) vermarktet. So etablierte sich eine Riege der „Pandemiesteuerer und -erklärer“, die „die Wissenschaft“ repräsentierten. Wer „die Wissenschaft“ repräsentierte, war die „wahre“ Informationsquelle, die dann auch darüber entschied, ob etwas noch Wissenschaft war oder schon Desinformation, Verschwörungstheorie, Coronaleugnung usw.
Mit diesem Herangehen engte sich die politische, mediale und wissenschaftliche Betrachtung der Pandemie fundamental ein, oder, wie der Spectator schrieb, legte „Covid die Schwächen unserer demokratischen Sicherheitsmechanismen offen“.
https://www.spectator.co.uk/article/covid-and-the-politics-of-panic-2/
Dieses Axiom wurde in den USA von amerikanischen Technikkonzernen in engem Schulterschluss mit der US-Regierung radikal durchgesetzt. Inzwischen ist dieses Vorgehen vor dem Obersten Gericht der USA anhängig. In den Vorinstanzen entschieden Richter unmissverständlich, dass es sich dabei um einen klaren Verfassungsbruch handelte. So wurde damals das Konzept, der Wissenschaft zu folgen, praktisch zur staatlichen Erklärung: Die Wissenschaft bin ich!
Um es klarzustellen: Auch ich glaube, dass es in einer Pandemie überlebenswichtig ist, einen kühlen Kopf und eine ruhige Hand zu behalten und gut zu kommunizieren, um öffentliche Panik zu vermeiden und gesundheitspolitische Standards zu setzen. Aber so ist es auch nicht gelaufen. Denn dem Verschlafen des Pandemieausbruchs folgten äußerst hektische Entscheidungen und Angstmache, gepaart mit einem Sich-Abducken vor der Verantwortung. Man kann das sehr schön in den Eingangsätzen einer ZDF-Reportage nachvollziehen: „Ein Virus legt die Welt lahm“, wurde eingesprochen.
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/wtf-corona-aus-dem-labor-100.html
Nein, nicht ein Virus hat die Welt lahmgelegt. Dieses Lahmlegen war eine bewusste politische Entscheidung und die aufzuarbeitende Frage bleibt, warum sie so und nicht anders getroffen wurde.
Dass zwischen Axiom 1 und 2 anfänglich eine Verbindung bestand, lässt sich nach gründlicher Analyse der in den USA veröffentlichten Emails von Fauci und Mitstreitern nicht ausschließen. Wer eine Diskussion kontrollieren will, also gezielt den Verdacht aus der Welt auszuräumen sucht, das Virus könne einem (oder mehreren) Labors entsprungen sein, muss sich immer an die Spitze der Informationsnahrungskette setzen, und das Etikett „Verschwörungstheorie“ haftet besonders gut, wenn auch gewöhnlich nur zeitweilig.
Das dritte Axiom dieser Zeit lautete: Das Virus ist so „neuartig“, dass man daher kaum etwas über ihn wisse. Das führt direkt zur Selbstentschuldigung: Man habe soviel nicht wissen können.
Was hätte man wissen können, wenn es die Axiome 1 und 2 nicht gegeben und ein offener Diskurs geherrscht hätte?
Bereits der Name, SARS-Covid-2, zeigt, dass es einen engen Verwandten gab, der 2003 eine Pandemie ausgelöst hatte. Aus diesem Grund war das SARS-Covid-1-Virus und weitere Viren der Corona-Familie seit 2003 auch umfassend erforscht worden: Wie breiteten sie sich aus? Wie gefährlich sind sie oder könnten sie werden? Gibt es Therapiemöglichkeiten? Wer das nicht glaubt, möge sich den wissenschaftlichen Anhang zu einem abgelehnten US-Forschungsvorschlag gegenüber der Forschungsstelle des Pentagon (DARPA) ansehen, der beabsichtigte, eine Impfung von Fledermäusen gegen Corona-Viren zu entwickeln.
https://theintercept.com/2021/09/23/coronavirus-research-grant-darpa/
Es gereicht DARPA anhaltend zur Ehre, dass es einem solchen Wahnsinn nicht stattgab. Aber es erzählt alles über Forscher, die vor gain-of-function Forschungen nicht zurückschrecken, in der Annahme, die Menschheit so zu beglücken.
Wer die Pandemie aufarbeiten will, muss auch über diese Forschungen reden und darüber, wie wir es damit in Zukunft halten wollen - in Deutschland, in der EU und weltweit.
Aber zurück zum RKI-Protokoll vom 31.01. 2020. Darin ging man von sporadischen Mensch- zu Mensch- Übertragungen aus, die durch Tröpfcheninfektionen erfolgen.
Offenbar dachten viele (aber nicht alle) Experten so. Denn auch im Faktenfinder der Tagesschau vom 28.01. 2020 hieß es ganz zuversichtlich: „Die Coronaviren werden in der Regel tatsächlich durch Tröpfcheninfektion übertragen, erklärt Hartmut Hengel“, immerhin Professor und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Virologie.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/fakes-geruechte-coronavirus-101.html
Die WHO twitterte im März 2020 als „Fakt“: Covid is not airborn.
RKI, Prof. Hengel und die Experten der WTO schienen sich sicher: Tröpfcheninfektion.
Allerdings hatte im Jahr 2004 eine Studie die Luftübertragung des SARS-Covid-1-Virus in Räumen festgestellt.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15102999/+
Dieses Studienergebnis jedoch, aber das erfährt man nur durch eine andere Studie vom Juni 2020 (Titel: Die Welt sollte sich der Realität stellen- Luftübertragung), fristete ein Schattendasein, weil es nicht der „vorherrschenden“ Lehrmeinung entsprach.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S016041202031254X
Das entschuldigt die mangende wissenschaftliche Neugier des RKI, des renommierten Professors oder der WHO in keiner Weise, es ordnet sie nur ein. Sie schwammen allesamt im wissenschaftlichen mainstream mit und fühlten sich dort pudelwohl: Sie glaubten, Bescheid zu wissen. Das mündete wiederum in „wissenschaftlichen“ Empfehlungen, dass Menschen sich möglichst nicht an der frischen Luft aufhalten sollten, und falls, dann möglichst in kleiner Gruppe, obwohl dort tatsächlich das Risiko am geringsten war, sich mit Corona zu infizieren.
Das wiederum führt zu einer sehr generellen Frage: Inwieweit sind international vorliegende Studien bzw. Informationen zu SARS-Covid-2 überhaupt in die Arbeit des RKI bzw. in die Pandemiepolitik der Bundesrepublik Deutschland eingeflossen? Gab es irgendwo einen Ort oder ein Team, das damit beschäftigt war, wissenschaftliche Erkenntnisse aus den verschiedenen Gebieten, die pandemiepolitisch bedeutsam sind, also Medizin, Biologie, Virologie, Epidemiologie, Immunologie usw. systematisch auszuwerten, oder blieb jede Fachrichtung unter sich? Hing es vom Ehrgeiz Einzelner ab, wer was wann oder wie zur Kenntnis nahm? Hätte das RKI das leisten können? Hat es das geleistet?
Nach erster kursorischer Durchsicht der Protokolle muss man daran zweifeln, ob das INIG, das Mitglied der RKI-Arbeitsgruppe war, eine so herausfordernde Aufgabe hätte bewältigen können.
https://www.rki.de/DE/Content/Institut/OrgEinheiten/ZIG/INIG/INIG_node.html
Gab es ein solches Team im Bundesgesundheitsministerium oder beim Kanzleramt? Wie wurden die „Pandemieerklärer“ ausgesucht?
Eine Pandemie ist ein hochkomplexes Geschehen. Das, was aus der Sicht des einen Wissenschaftszweiges vernünftig erscheint, muss noch lange nicht aus Sicht eines anderen Wissenschaftszweigs vernünftig sein. Dass, was die wissenschaftliche Herde brüllt, ist nicht notwendigerweise mit Wissenschaft zu verwechseln. Neue Erkenntnis entsteht nur dort, wo gedacht, gezweifelt, gefragt wird und die Bereitschaft besteht, den Fakten zu folgen, wo immer sie hinführen. Alles andere ist nur verwaltetes Denken.
Im RKI-Protokoll vom 5. März 2020 ist ablesbar, dass damals eine sehr klare Vorstellung vom Risikoprofil bestand, wer durch das Virus besonders gefährdet war: alte Menschen und solche mit multiplen Vorschädigungen. Es sollte ein Risikoprofil erstellt werden. Was wurde aus diesem Profil? Beim RKI fand ich schließlich ein Risikoprofil, das zwischen April 2019 und Oktober 2020 erarbeitet wurde – Danach gehörten 21,6 Millionen Deutscher zur Hochrisikogruppe. Gleichzeitig wurde gesagt, dass in der Corona-Welle im Frühling 2020 für 80 Prozent der damals festgestellt Infizierten der Krankheitsverlauf allenfalls milde war. Über eine Dunkelziffer, also dass die Infektionsrate höher gewesen sein könnte als angenommen, wurde nicht gesprochen.
Folglich lautete die damalige Empfehlung, die Personen mit Risikofaktoren prioritär zu impfen.
Aber wie kam es dann zum Wahn, alle impfen zu müssen?
Es ist den ungeschwärzten RKI-Protokollen nicht zu entnehmen, ob im RKI im Februar bzw. März 2020 darüber diskutiert wurde, was die allgemeine Risikoverteilung bedeutete: Sie enthielt im Kern eine äußerst optimistische Botschaft: die Kinder, die Jugendlichen, junge oder mittelalte gesunde Erwachsene waren durch Corona nicht bedroht. Sie würden weder schwer erkranken, noch sterben. Was sagt es über das Ethos in unserer Gesellschaft aus, dass das überhaupt nicht kommuniziert wurde?
Im Gegenteil, alle sollten sich vor den Kindern fürchten (bzw. viele haben sich auch gefürchtet), vor diesen ahnungslosen potentiellen Mördern ihrer Omas und Opas…
Warum stand das im Vordergrund? Warum gab es die politische und breit akzeptierte Bereitschaft, Kinderglück, schulische Bildung bzw. jungen Überschwang zu opfern, um angeblich altes Leben zu retten, was auch nicht gelang. In den Heimen wurde trotzdem gestorben, in den Krankenhäusern auch, nur unendlich viel einsamer. Hätte dieses Wissen nicht dazu führen müssen, dass man es genau anders herum macht, und alle die, die dem Virus trotzen würden mit einem allenfalls „milden“ Verlauf (falls überhaupt symptomatisch) munter ihr Leben führen lassen? Aber dazu fehlte jede Bereitschaft, jedes Nachdenken, jede Diskussion.
Schon am 28. Januar 2020 war im Faktenfinder nachzulesen, dass es keine Impfung gibt gegen das neue Virus. Eine natürliche Infektion als Quelle zum Aufbau einer Herdenimmunität spielte offenbar auch beim RKI keine Rolle. Das ist ganz merkwürdig, denn aus der Grippeforschung ist bekannt, dass diejenigen, die die sehr gefährliche Pandemie 1918 bis 1920 (sogenannte Spanische Grippe) überlebten, dauerhafte Immunitäten gegen das Virus aufbauten.
Aus dem RKI-Protokoll vom 5.3. 2020 geht ebenfalls hervor, dass es damals eine Empfehlung gab, wie mit Covid-Verdachtsfällen bzw. Erkrankungen umzugehen war: Stationär oder ambulant lautete die Frage.
Nach der Philosophie sollten sich Hausärzte und Gesundheitsämter kümmern, sofern die Personen keine zusätzlichen Risikofaktoren hatten (Alter, Vorerkrankungen), aber bestätigte Fälle sollten vorzugsweise im Krankenhaus behandelt werden.
Im nicht geschwärzten Teil findet sich allerdings kein Hinweis, wie behandelt werden könnte. Zu dem Zeitpunkt hatte China bereits umfassende Richtlinien zur Behandlung von leichten und schweren Covid-Erkrankungen vorgelegt, die sowohl traditionelle chinesische Medizin als auch westliche Arzneien erfassten. In China ging man sehr wohl der Frage nach, ob man bei Infizierten etwas tun könnte, damit die Krankheit sich nicht in ein lebensgefährliches Stadium entwickelte.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7580738/
Praktisch wurden bei uns Infizierte zunächst zuhause verwahrt. Hatten sie Pech, schritt die Krankheit fort, wurden sie zu Krankenhausfällen. Es gab rühmliche Ausnahmen unter den Hausärzten, die frühzeitig behandelten, aber die fielen aus dem deutschen Heldenbild heraus. Das fokussierte sich ausschließlich auf die Krankenhäuser. Deren drohende Überlastung war allgegenwärtiges Thema. Deshalb gehört zur Aufarbeitung der deutschen Pandemiepolitik auch die Frage, warum weder gezielte Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems noch frühzeitige symptomatische Behandlungen empfohlen wurden. In den USA (aber nicht nur dort) wurden frühzeitig behandelnde Ärzte regelrecht wie Scharlatane behandelt.
Hatte es damit zu tun, dass Pharma-Unternehmen lieber auf die „Goldgrube“ von Impfstoffen setzten? Hatte es etwas mit Interessenkonflikten zu tun? Biontech ist aktuell mit der NIH im Streit um Lizenzgebühren. Hat das kein Geschmäckle?
Die im RKI damals bekannte Risikoverteilung im Fall einer Covid-Infektion führt zur Frage, warum bis heute in Deutschland Übersterblichkeit herrscht. Auch das ist ein Nicht-Thema.
Man müsste doch meinen, dass 2020/ 2021 die Schwächsten regelrecht dahingerafft worden wären aufgrund des Virus, und dass unter Omikron-Bedingungen und seinen leichteren Verläufen sich nun alles entspannt und weniger gestorben wird. Aber so ist es ganz und gar nicht. Auch die Zahl der Krankentage steigt (2023: 24). In Großbritannien steigt auch die Zahl der Berufsunfähigen. Was ist los? Immer dann, wenn nicht offen diskutiert wird, sind Tür und Tor zu Spekulationen geöffnet.
Das Einzige, was sich nicht wegdiskutieren lässt, ist die Übersterblichkeit. Die europäische Methode zur Ermittlung von Übersterblichkeit fußt auf dem Vergleich mit dem vorpandemischen Mittel der Jahre 2016 bis 2019. Danach gab es in der Bundesrepublik Deutschland 2023 und in einigen (nicht allen) EU-Länder massive Übersterblichkeit. Im Dezember 2023 lag sie bei 19.9 Prozent, im Januar bei 9,9%. Es gibt Länder in der EU mit hohen Übersterblichkeitsraten (darunter auch Dänemark, Niederlande), aber auch solche, die das Phänomen nicht haben, darunter ganz prominent Bulgarien und Rumänien. Im EU-Durchschnitt herrscht anhaltend Übersterblichkeit.
Das zuständige Statistische Bundesamt übermittelt seine Zahlen korrekt an die EU.
Aber in der nationalen Darstellung fing man an zu mogeln. Der EU-Referenzrahmen wurde aufgegeben. Warum?
Berichtet wird aktuell auf der Grundlage des Mittels der Jahre 2020 – 2023. Gleichwohl lag die Sterberate in Deutschland im Februar 2024 6 Prozent über dem Mittel des neu gewählten Vergleichszeitraums – die Influenza könnte es gewesen sein…
Logischerweise insinuiert eine solche Behauptung, dass Influenza inzwischen tödlicher sei als Covid. Wie soll man das bewerten?
Nach wie vor ist jede Debatte über mRNA-Impfungen hochvermintes Terrain. Nach Robert Habeck war die Pflichtimpfung aller der Weg in die „Herdenimmunität“. So jedenfalls begründete er seine Unterstützung einer allgemeinen Impfpflicht einst im Bundestag. Solche intellektuelle Konfusion war das Ergebnis kreativer Wortschöpfungen wie „Grundschutz“ und „hybride Immunität“, die über das Dilemma hinweghelfen sollten, dass mit den verfügbaren Impfstoffen, anders als gedacht, keine „Herdenimmunität“ erreichbar ist. Deshalb verabschiedete sich auch das RKI im November 2021 von der Vorstellung. Das Virus würde endemisch werden.
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/herdenimmunitaet-105.html
Der Plan war jedoch ein anderer: Man glaubte den Impfstoffherstellern und war frohen Mutes. Erst hieß es: zwei Pieks und die Pandemie sei vorbei. Dann, dass die Impfungen zumindest einen hohen Schutz vor schweren Verläufen böten. Der Fortgang der Pandemie wurde den Impfverweigerern in die Schuhe geschoben. Und obwohl sich Omikron durch Ungeimpfte und Geimpfte gleichermaßen fraß, galten noch im Frühjahr 2022 diejenigen, die diese Piekse aus unterschiedlichen Gründen für sich ablehnten, als asozial, als Stolpersteine auf dem Weg in die Freiheit aller.
https://www.gruene-bundestag.de/parlament/bundestagsreden/impfpflicht
So wurde es in den unterschiedlichsten Tonarten von viel zu vielen immer wieder neu gesungen, geschrieben, gesprochen. Alle wären quasi „Versuchskaninchen“, und es wäre doch alles auch gutgegangen.
Das ist die große Frage.
Nun gibt es eine neue Studie, die belegt, was seit Jahren in der Luft lag: Das Einzige, was bei diesen Impfungen sicher ist, ist, dass eine stabile Immunprägung stattfindet, die nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht durch Impfungen überschrieben werden kann. (Nach der Influenza-Forschung kann nur eine Virusinfektion eine solche Programmierung überschreiben.)
Mit mRNA geimpfte Menschen sind also in der Regel dazu „verdammt“, immer wieder die Antikörper gegen das ursprüngliche Corona-Virus (Wuhan) auszubilden, egal ob sie nun mit den ursprünglichen Impfstoffen geimpft oder mit sogenannten „angepassten Impfstoffen“ geboostert wurden. Die Anti-Körper bleiben die gleichen, während das Virus seinen eigenen Mutationsweg geht.
So sollte es der Vorstellung nach nicht laufen, von allen übrigen Impfschäden ganz zu schweigen.
Allgemein zeigt sich: Wenn man glaubt, statt sicher zu wissen, hofft, statt kritisch zu prüfen, geht man in die Irre oder in den Menschenversuch. Die vorläufige und dann normale Zulassung dieser Impfstoffe und die gesellschaftliche Ächtung aller, die sich ihnen entzogen, das wird niemals erwähnt, wenn über Aufzuarbeitendes gesprochen wird. Das gilt als sakrosankt. Denn, so wird argumentiert, die Impfungen haben viele Leben gerettet.
Es gilt allerdings der Grundsatz, dass erst zum Schluss abgerechnet wird. Das Virus ist noch nicht mit uns fertig.
Aber wo sind die kritischen Geister, die nun fragen, welchem Risiko heute eine Bevölkerungsmehrheit auch in Deutschland ausgesetzt ist: die Impfung immunisiert nicht steril. Man kann sich trotzdem infizieren und bleibt Überträger, während das Virus womöglich in die Immunflucht getrieben wird. Zudem kommt hinzu, dass zu viele Impfungen das Immunsystem ermüden können. Wer forscht daran weiter? Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber darüber gibt es keine Diskussion.
Deshalb bin ich auch so gespannt, wie die pandemiepolitische Aufarbeitung erfolgen könnte, falls sie je kommen sollte: So, wie man immer schon dachte, oder mit dem Mut, die unbequemen Fragen zu stellen?
Aber wie soll das laufen, wenn die Axiome 1, 2 und 3 nicht durchbrochen werden? Wie, wenn der Bundesgesundheitsminister von Transparenz spricht und gleichzeitig die Unwahrheit sagte, als es um das Verhältnis zwischen BMG und RKI ging?
Selbstverständlich ist das RKI nicht ganz unabhängig vom Ministerium. Es kann frei forschen, aber es ist eine nachgeordnete Behörde des Bundes und also grundsätzlich weisungsgebunden.
Wie, wenn die weiteren RKI-Protokolle (nach April 2021) nicht freigegeben werden?
Hatte nicht der Tagesspiegel auch die Kanzleramtsprotokolle freigeklagt?
Wie, wenn es keinen ehrlichen Blick in den Spiegel gibt?
In einem Interview mit der Tagesschau wurde Herr Wieler, ehemals RKI, das Folgende gefragt:
tagesschau.de: Wir haben eine starke Polarisierung der Gesellschaft in der Pandemie erlebt. Gruppen, die nicht faktenbasiert Impfungen in Frage gestellt haben - oder andere Corona-Maßnahmen. Hätten Sie sich das vorher so drastisch vorgestellt?
Damit war die Tagesschau schon in der Fragestellung ganz Partei. Die Gruppen, die „nicht faktenbasiert argumentierten“, trugen die Verantwortung für die gesellschaftliche Polarisierung. Wer entscheidet, was die Fakten sind?
Antwort Wieler: „Dass es so spalterisch und intensiv wird, hätte ich nicht gedacht. Aber es wird solche Tendenzen immer geben. Es gibt Menschen, die bewusst Fehlinformationen streuen. Es ist schwer, dagegen anzugehen. Dem kann man nur fachliche kompetente unaufgeregte Sachlichkeit gegenüberstellen.“
Was ist fachliche Kompetenz?
Gehört dazu, eine heraufziehende Pandemie zu verschlafen und den wissenschaftlichen mainstream nachzubeten?
Gehört dazu, die Behauptung von „sicheren und effizienten Impfstoffen“ locker im Mund zu führen, die „schützende Immunität“ gewähren würden, oder zu versprechen, dass 95 von 100 Geimpften nicht erkranken würden (Stand 22.12. 2020)? Ehrlicherweise muss man hinzufügen, dass das RKI damals wenigstens aufschrieb, man wüsste nicht, wie lange die Immunität andauert. Nur, was ist dann „schützende Immunität“?
Abschließend: Ich finde es äußerst ärgerlich, dass die Informationsfreigabe-Klage durch Multipolar häufig in einem Atemzug mit dessen angeblich „verschwörungstheoretischen“ Affinitäten genannt wird, so als stecke man schon in einer Schmuddelecke, wenn man annimmt, dass staatliche Institutionen eigene Machtüberlegungen haben und daher auch gewillt sind, vor der Öffentlichkeit etwas zu verstecken. Es ist Aufgabe der vierten Gewalt, diesem Ansinnen Paroli zu bieten, die Schmutzwäsche zu finden und in aller Öffentlichkeit aufzuhängen. Dass der Staat sich dagegen wehrt, wissen wir nicht erst seit Assange. Aber wir sind auch zu Zeugen geworden, dass die Solidarität unter Medienvertretern längst brüchig wurde. Viele arrangieren sich lieber, mit sich und der Welt im Reinen, statt sich „in die Nesseln zu setzen“, um zu berichten, „was ist“.
Wie kann man feststellen, was ist, wenn man in der Pose verharrt, längst zu wissen, wie alles ist?
In diesem Sinn: Danke Multipolar und Frohe Ostern!
Vielen Dank Frau Erler für ihren genauen und ehrlichen Blick. Nur als Randnotiz: Ich kann mich gut an den schwedischen „Sonderweg“ und die begleitende mediale Hysterie erinnern, war selbst 21/22 regelmäßig in Schweden und selbst sehr gefangen in der deutschen Mainstream-Perspektive - keine Masken, Schulen offen, alles beim alten, sind die verrückt?! Wurde sofort als unverantwortlich verurteilt. Die wenigen schwedischen Gegenstimmen durften sogar in der deutschen Presse die fehlende Hysterie zuhause beklagen. Dabei hätte man das ja als große Vergleichsstudie in real time begreifen können, um zu erfahren, ob sich signifikante Unterschiede in Sachen Infektions- und Sterblichkeitsrate o.ä. bemerkbar machen. Ein kostenloses Studienangebot, etwas zynisch ausgedrückt- aber in seltsamer Hybris haben wir das einfach abgetan.
Ja, auch Ihnen frohe Ostern, liebe Frau Erler, und ebenso meinen Dank an Multipolar und Paul Schreyer, der nun verunglimpft wird als rechter Verschwörungstheoretiker. Man denkt an Assange, der, bevor er dem langsamen Tod durch Inhaftierung unter Folterbedingungen ausgeliefert wurde, auch schon etlichen persönlichen Diffamierungen ausgesetzt war. Und die Welle von Kontokündigungen geht übrigens weiter (Gegen Manova und die Jüdische Stimme aktuell), würde mich nicht wundern, wenn es bald auch Multipolar träfe.
Dabei sind sowohl seine Untersuchungen zu 9/11 und eben jetzt zur Vorgeschichte der Corona-Hysterie nur schlichte saubere journalistische Recherchearbeit. Die führt allerdings zu für die Regierung(en) unliebsamen Fragen und Erkenntnissen. Ich möchte hier noch mal auf sein Buch "Chronik einer angekündigten Krise" und einen Auszug daraus auf Multipolar hinweisen.
https://multipolar-magazin.de/artikel/wurde-die-corona-krise-geplant
Wirklich, wir leben in sich verfinsternden Zeiten.