Angriff auf NordStream – Wann wusste Berlin was?
Über geheimdienstliche Märchenerzähler und deutsche Verzwergung
Es hätte für die Ampel-Regierung fast nicht schlimmer kommen können. Gerade erst hatte der Generalbundesanwalt durchsickern lassen, man sei einem kleinen ukrainischen Niemand, im Nebenberuf Nord-Stream-Attentäter, auf der Spur, mit ausgestelltem Haftbefehl, da schlug das Wall Street Journal (WSJ) zu.
Dessen Version lautete ganz anders: Es platzierte die Verantwortung für die Tat bei höchsten ukrainischen Regierungskreisen.
Aber damit nicht genug: Laut WSJ wusste die deutsche Regierung bereits vor dem Anschlag, dass die Ukraine eine Sabotage von NordStream vorbereitete. Sie hätte damit, wie die Berliner Zeitung korrekt schlussfolgerte, diesen Anschlag schweigend gebilligt.
Laut WSJ seien „einige deutsche Politiker…möglicherweise bereit (gewesen), Beweise zu übersehen, die auf die Ukraine hindeuten, aus Angst, die heimische Unterstützung für die Kriegsanstrengungen zu untergraben.“
Im WSJ wurde einem hochrangigen Deutschen mit Zugang zu den Ermittlungen das folgende in den Mund gelegt: „Ein Angriff dieser Größenordnung ist ein ausreichender Grund, die Kollektivverteidigungsklausel der NATO auszulösen, aber unsere kritische Infrastruktur wurde von einem Land gesprengt, das wir mit massiven Waffenlieferungen und Milliarden in bar unterstützen.“
Wie bitte?
Deutschland, weitere EU-Staaten und auch Russland werden Opfer des bisher größten Anschlags auf eine industrielle Infrastruktur mit schwerwiegenden wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen, und die Bundesregierung soll das vorher gewusst und anschließend so getan haben, als wüsste sie von nichts? Schon gar nicht, dass - in der aktuellen medialen US-Version - die Ukraine dahintersteckte?
Dann hätte sie einem Land großzügige praktische Unterstützung zukommen lassen, das sich eines kriegerischen Aktes gegen unser Land schuldig machte, nur um einen anderen Krieg zu befeuern.
Dann hätte sie den Bundestag und die deutsche Öffentlichkeit in schwerster Weise getäuscht. Nein, wir können unsere Untersuchungen nicht öffentlich machen, denn sonst erfahren wir ja nichts von befreundeten Geheimdiensten. Nein, ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist nicht das geeignete Instrument, herauszufinden, was geschah.
Die Bundesregierung wäre allerdings in guter (schlechter) Gesellschaft: Nach dem WSJ-Artikel sollen auch die Niederlande und die USA Bescheid gewusst haben.
Die taten auch alle so, als wüssten sie von gar nichts.
Allesamt entdeckten sie stattdessen, dass der Schutz der unterseeischen Infrastruktur nun ein wichtiges Nato-Anliegen sei.
Gleichzeitig waren sie politisch der Auffassung, dass eine unabhängige Untersuchung des Sabotageaktes durch die UNO nicht erforderlich sei. Das würden die ermittelnden Länder (Dänemark, Schweden und Deutschland) gründlich tun und dann die internationale Staatengemeinschaft informieren.
Dänemark und Schweden stellten die Ermittlungen ein.
2023 bezeichnete die Tagesschau eine etwaige Vorabinformation Deutschlands von einem ukrainischen Anschlagsplan noch als “politischen Sprengstoff”.
www.tagesschau.de/investigativ/nordstream-pipelines-anschlagsplaene-cia-100.htm
2024 war es normaler Teil der Berichterstattung.
Die Süddeutsche Zeitung vom 16.8. 2024 wiederum verteidigte ihre Recherchen zum Vorfall. Sie unterließ es, ihre Leserschaft von der mutmaßlichen Vorab-Unterrichtung der Bundesregierung über den Sabotageplan zu informieren. Auch die Frankfurter Rundschau drückte diese Information in den Skat, aber glänzte damit, nunmehr auch Polen zu involvieren. Laut dem Ex-BND-Chef August Hanning hat es zwischen dem polnischen und dem ukrainischen Präsidenten eine „Verabredung“ gegeben, diesen Anschlag durchzuführen.
Paul Ronzheimer (BILD) sprach in seinem Podcast mit dem Verfasser des WSJ-Artikels, Bojan Pancevski. Darin spielte die mutmaßliche frühzeitige Kenntnis der Bundesregierung ebenfalls keine Rolle. Gleichwohl lohnt es sich, dieses Gespräch anzuhören. Pancevski war bereits unmittelbar nach dem Anschlag auf NordStream davon überzeugt, dahinter stecke die Ukraine. Er glaubt seinen Quellen und wirkte, zumindest im Gespräch mit Ronzheimer, recht naiv. Er glaubt, die ukrainische Sicht zu verstehen. Für die, mitten im Krieg mit Russland, wäre es ein legitimer Akt gewesen, aber gleichzeitig auch nur ein kleines Projekt im großen Krieg. Die Zerstörung der Pipelines würde die Mehrheit der Ukrainer mit Freude und Stolz erfüllen. Die Gesprächspartner hatten keine Sympathie für NordStream (Ronzheimer: „Pipeline der Schande“). Das führte dazu, dass das zutiefst Kriminelle der Zerstörung von NordStream 1 (komplett) und 2 (eine Pipeline) einschließlich der katastrophalen Umweltauswirkungen eher unterbelichtet blieb.
Selbstverständlich dementierte das ukrainische Präsidialamt nach der Veröffentlichung im WSJ umgehend jede Verantwortung für den Anschlag und legte erneut die Spur nach Russland. Selbstverständlich dementierte auch der heutige ukrainische Botschafter in Großbritannien, Saluschnyj, dem das WSJ die persönliche Aufsicht über den Sabotageakt zuschrieb. Er bezeichnete eine solche Unterstellung gegenüber WSJ als „pure Provokation“. Damals war Saluschnyj der Oberkommandierende der ukrainischen Armee.
Die Zurückweisung der Verantwortung durch den ukrainischen Präsidentenberater Podoljak enthielt ein Element, dass die deutschen Untersuchungen gerne vergessen lassen wollen: Hinter einem solchen beispiellosen Akt steht ein Staat und keine Laienspieltruppe. Das war von Anfang an klar, zuerst ausgesprochen durch Schweden.
Podoljak fügte auch hinzu, dass die Ukraine von einer solchen Tat weder einen strategischen noch einen taktischen Vorteil gehabt hätte. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil die Frage, wem der Anschlag schadete bzw. wem er nützte, nicht gern gestellt wird.
Im WSJ-Artikel kam dagegen die einzige namentlich genannte Quelle (der ukrainische Geheimdienstler Roman Tscherwinskyj) zu einer ganz anderen Schlussfolgerung: Der Anschlag habe Moskau nur noch einen Hauptweg gelassen, um Gas nach Europa zu leiten: Pipelines, die durch die Ukraine führen. Das sichere ihr Transitgebühren.
Das stimmt nicht. Es gibt eine weitere Pipeline durch Polen (Yamal Europe), und es gibt SouthStream, über die Türkei. Deren Bedeutung als Gas-Hub für EU-Lander ist gestiegen.
Der Artikel im WSJ vertieft meine Überzeugung, dass die Täterschaft (oder Mitwisserschaft) im Fall NordStream dort zu suchen ist, wo die folgenden Bedingungen zusammentreffen: Mittel, Fähigkeit, Gelegenheit und Willen zum ruchlosen Anschlag (Motiv) verbunden mit der Fähigkeit zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Westen, um die Tat zu verdecken.
Was den WSJ-Artikel besonders macht, ist eine abenteuerliche Mischung aus drei Elementen: Erstens enthält er eine gezielte politische Einflussnahme auf innere Auseinandersetzungen in der Ukraine. Präsident Selenskyj wird zunehmend unpopulärer. Sein politischer Hauptrivale heißt Saluschnyj. Beiden schaden die im Artikel gemachten Aussagen politisch. Auch der ukrainische Geheimdienst wird beschädigt, denn der soll mit von der Partie gewesen sein. Ausgerechnet angebliche ukrainische geheimdienstliche Strippenzieher erklärten den Anschlag auf NordStream gegenüber dem WSJ zu einem legitimen Akt. Kyrylo Budanov, der Chef des militärischen Geheimdienstes, wird garnicht erwähnt.
Zweitens nahmen alle Einflüsterer hin, dass die aufgestellten Behauptungen eine erneute politische Demütigung unseres Landes bedeuten.
Drittens steht die CIA wie immer gut da, voller guter Absichten, die leider an den Ukrainern scheitern. Sie konnte schließlich nicht wissen, dass in der Ukraine Saluschnyj nicht auf Selenskyj hören und die Sache – einmal in Gang gesetzt - durchziehen würde. Wahrscheinlich rief Zelensky nicht noch einmal in Washington an, um nunmehr der besorgten CIA zu erläutern, dass die Sonderoperation nicht mehr abgeblasen werde könne. Wie bei einem Torpedo, einmal abgeschossen, lässt es sich nicht zurückholen. Gleichzeitig bleibt die CIA hinreichend distanziert. Immer sind die Niederländer die, die alles als erster erfahren.
Das ist schlicht eine absurde Präsentation. Im Juni 2022 war die halbe Nato-Flotte im Manövereinsatz im Ostseeraum, die USA blieben bis September, aber wer kann denn wissen, wie das Boot hieß, auf dem ein paar Ukrainer im September 2022 ihrer gut geplanten, 300.000 Dollar-Spezialmission entgegenschipperten? Wer hätte ahnen können, dass diese Segel-, Tauch- und Sprengstoff-Profis dann auch noch einen Sprengkörper in Schweden verlieren würden, aber wenigstens eine kleine ukrainische Fahne am Mast flattern ließen? Und siehe da, die USA sollen sogar den deutschen Ermittlern Hilfe bei der Beschaffung von Emails geleistet haben. Mittels gerichtlicher Verfügung gegenüber Google. Google? Die USA haben die NSA, die alles abgreift.
2022 schrieb ich, dass der Anschlag auf NordStream die deutsche Souveränität untergrub, indem er unsere Entscheidungsfreiheit für oder gegen die Inbetriebnahme von NordStream 2 einschränkte. Das WSJ erklärte nunmehr die deutsche Bundesregierung zum schweigenden Komplizen.
Wer glaubt, dass das keinen Einfluss auf die Landtagswahlen in Ostdeutschland haben wird? Oder auf die kommenden Bundestagswahlen? Jeder weiß genau, welche Parteien in Sachen NordStream was sagten. Ronzheimer war das im Podcast bewusst, Pancevski glaubte, in Sachen NordStream gäbe es sowieso feste Meinungsblöcke, die in Russland oder den USA den Täter sehen wollen oder NordStream politisch instrumentalisierten.
Gleichwohl beschädigt sein Bericht über die „wahre Geschichte“, die nur eine Quelle mit Namen nennt, das öffentliche Vertrauen in Deutschland. Schließlich behauptete er unter Bezug auf verschiedene Geheimdienstquellen und namenlose Beamte, dass Deutschland von den Anschlagsplanungen frühzeitig wusste und das Selenkyj womöglich gegenüber BILD log.
Leider ist auch bei uns üblich geworden, alles zu glauben, was Geheimdienste flüstern oder Journalisten in die Feder diktieren, statt sich an die Stellenbeschreibung zu erinnern, die der einstige CIA-Chef Mike Pompeo so launig vorbrachte: Lügen, Betrügen und Stehlen gehören zum Handwerk. Das wird trainiert.
Trotzdem lügen Geheimdienste äußerst schlecht. Glücklicherweise. Das führt wiederum zurück zum besagten Artikel im WSJ.
Behauptet wurde, bei den Planungen zum Anschlag wäre zunächst ein alter Anschlagsplan auf NordStream studiert worden, der 2014 durch den „ukrainischen Geheimdienst und westliche Experten“ ausgearbeitet worden sei, nach der ersten russischen Invasion (Krim). Der sei aber zu komplex und kostenintensiv gewesen und daher verworfen worden. Eine kleine Jacht mit kleiner Mannschaft sei komplett ausreichend.
In wessen Schublade lag dieser angebliche Plan von 2014, und wie kamen die angeblichen Planer um den ukrainischen Geheimdienstler Roman Tscherwinskyj daran? Zudem: Damals gab es nur das ungeliebte NordStream 1, aber noch nicht den großen Zankapfel NordStream 2.
Alles sei auch ganz einfach gewesen. Es brauchte nur ein Kiewer Besäufnis im Mai 2022 und die „eiserne Entschlossenheit einer Handvoll Menschen, die den Mut hatten, ihr Leben für ihr Land zu riskieren.“ So sieht das also angeblich aus Kiewer Perspektive aus: Ein schwerer Sabotageakt wird zur edlen Landesverteidigung verklärt.
Behauptet wurde weiterhin, die CIA hätte im Juni 2022 dank des niederländischen militärischen Geheimdienstes in der Ukraine von den Anschlagsplänen Wind bekommen, daraufhin dem ukrainischen Präsidialamt ins Gewissen geredet, so dass Selenskyj, der den Plan zunächst gebilligt haben soll, einen Rückzieher machte. Die CIA agierte gewissermaßen auf dem kleinen Dienstweg.
War der US-Präsident informiert? Oder der US-Verteidigungsminister? Der Artikel ließ das offen. Mündlich erklärte Pancevski, alles sei auf „technischer Ebene“ geblieben. Ein 18 Milliarden schweres Anschlagsprojekt wurde im Westen unpolitisch behandelt?
Nach dem Anschlag Ende September 2022 sprach das Pentagon von einer notwendigen Untersuchung. Der US-Präsident suggerierte damals gleichzeitig, dass Russland wie immer lüge, als es frühe Beschuldigungen, es habe den eigenen Goldesel selbst sabotiert, zurückwies.
Laut Bericht erfuhr die CIA nichts aus eigenen Quellen oder über die Kiewer Kollegen, mit denen sie laut NYT so dicke ist. Laut NYT verfügt sie in der Ukraine über 12 Horchposten zur Ausforschung Russlands, ist ihre Zusammenarbeit mit den Ukrainern vorbildlich. Erst später seien noch die Niederländer mit ins Boot geholt worden.
Laut WSJ sind es nun die Niederländer (militärischer Geheimdienst), die eine starke geheimdienstlichen Präsenz in der Ukraine haben. Die ist so effizient, dass diese etwas aus einer feuchtfröhlichen Runde ukrainischer Patrioten zwitschern hörten, was die CIA bzw. der ukrainische Geheimdienst nicht erfuhr, obwohl hochrangige ukrainische Geheimdienstler auch mit von der Partie gewesen sein sollen.
Die wiederum unterstanden nicht Saluschnjy, aber wer weiß, womöglich gibt es in der Ukraine ein einziges Kuddelmuddel in den Befehlsketten, so dass der Geheimdienstchef nicht wusste, was seine Leute angeblich im Auftrag und unter Aufsicht Saluschnyjs machten. Dessen Namen fehlt im WSJ-Artikel. Für Pancevski funktioniert die Ukraine wie ein „start up“.
Zumindest gab das WSJ nunmehr einen Grund an, warum die CIA und die niederländischen Kollegen so eng in der Ukraine kooperierten. Wegen MH 17.
Soweit ich mich erinnere, erklärte der US-Außenminister Kerry am 20. Juli 2014 großspurig, die USA hätten alles gesehen und genau gewusst, wer und wie es war. Wieso mussten dann angeblich die Niederländer, die doch so eng mit den USA kooperieren, so stark in der Ukraine präsent sein? Um was zu erfahren? Wozu haben sie denn US-Kollegen, die angeblich alles wissen? Wieso unterrichtete der niederländische militärische Geheimdienst nur die CIA, aber nicht die Kollegen im Pentagon?
Beide Zeitungsberichte stimmten allerdings darin überein, dass die geheimdienstliche Kooperation der USA mit den Niederlanden besonders eng ist. Das verstimmt gewiss London, es sei denn, auch die Londoner Kollegen haben eine besonders enge Kooperation mit den Niederlanden.
Aber warum?
Meines Erachtens geht es dabei nicht nur um die Ukraine. In den Niederlanden sind drei internationale Organisationen ansässig, die sich hoher geheimdienstlicher Aufmerksamkeit erfreuen: Die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen, der Internationale Gerichtshof und der Internationale Strafgerichtshof.
So wäscht eine Hand womöglich die andere. So entsteht politisches Vertrauen. Das würde mir schon erklären, warum die Niederländer bei der Auswahl eines Generalsekretärs der Nato (bzw. einer Generalsekretärin) schlicht die besseren Karten haben und nun schon den vierten Nato-Generalsekretär stellen werden.
Das WSJ befasste sich auch mit der Frage, ob die Ukraine über exzellente Taucher verfüge. Das wurde bejaht. Sie habe auf der Krim bis 2014 eine militärische Tauchbasis gehabt. Dort seien auch Delphine zur militärischen Verwendung trainiert worden. In einer Veröffentlichung des US Naval Institute wird eine andere Geschichte erzählt. Danach sei zwar nach 1991 versucht worden, den Betrieb der einstigen sowjetischen und nunmehr ukrainischen Tauchbasis aufrechtzuerhalten, aber sie „blieb kaum geöffnet“.
Die politische Schlussfolgerung, die aus allem zu ziehen ist, ist eindeutig. Das WSJ erzählt ein Geheimdienstmärchen. Der politische Kollateralschaden für unser Land aber auch für die Ukraine scheint dabei nicht zu interessieren.
Wäre die Berichterstattung des WSJ korrekt, hätten wir es mit einer so großen Pflichtverletzung der Bundesregierung zu tun, dass sie abdanken müsste und mit einer Ukraine, die so voller krimineller Energie steckt, dass man sich gar nicht ausmalen möchte, was ihr nach NordStream noch alles einfallen könnte.
Auch wenn ich die Auffassung kenne, dass sich eine Regierung immer schlimmer verhält, als man es gemeinhin vermutet, gibt es meines Erachtens außer dem damals erschreckenden offiziellen Schweigen zu diesem Sabotageakt keine Indizien dafür, dass die deutsche Regierung Mitwisser der Anschlagsplanungen war und zwischen Juni 2022 und September 2022 untätig blieb.
Die offizielle Feier zur Deutschen Einheit 2022 war von dem Anschlag und seinen schweren Folgen für unser Land überschattet.
https://www.dw.com/en/german-reunification-politicians-strike-somber-tone-on-anniversary/a-63322240
Der Bundeskanzler versprach damals: „Gleichzeitig werden wir alles dafür tun, dass wir dann langfristig unsere Energieversorgung so sicher organisieren können, dass niemand uns erpressen kann, niemand uns unter Druck setzen kann.“
Niemand heißt niemand. Es schließt alle Staaten ein, auch die sogenannten befreundeten.
Die völlig an den Haaren herbeigezogene „Andromeda-Geschichte“ erscheint im Licht des WSJ-Artikels wie ein geheimdienstliches Vertuschungsmanöver. Es werden falsche Fährten gelegt, so dass investigative Medien aber auch offizielle Ermittlungen in die Irre laufen müssen.
Anmerkung: Daran krankte auch die Geschichte, die Hersh erzählte, ebenfalls mit tätiger Unterstützung der CIA und die mit dem Finger auf den US-Präsidenten wies.
Dass nunmehr in der Frankfurter Rundschau über eine konspirative Verabredung zwischen Selenskyj und Duda gemutmaßt wird, macht es nur noch schlimmer.
Der heutige polnische Außenminister bedankte sich einst umgehend auf X bei den USA für den Anschlag auf NordStream, mit dem berühmten Foto vom sprudelnden Methan, löschte diesen tweet aber später.
Nun ist der Fall NordStream definitiv zum Politikum geworden.
Wenn die Bundesregierung glaubwürdig bleiben will, muss sie jetzt einer unabhängigen internationalen Untersuchung des Anschlags auf NordStream zustimmen. Sonst bleibt von dem vielen Dreck was hängen, der geheimdienstlich geworfen wurde.
Schließlich tendieren Menschen dazu, auch die aberwitzigsten Geschichten zu glauben, wenn man sie nur mit ein paar Namen und Daten verbindet und möglichst treuherzig erzählt: Es war einmal eine kleine Segeljacht, die Andromeda, bestückt mit ukrainischen Patriotinnen und Patrioten, die gleichzeitig Tauch- und Sprengstoffexperten waren. Diese zerstörten NordStream gegen den Rat der CIA, aber mit deren schweigender Duldung. So verhielten sich auch alle übrigen Mitwisser, darunter der ukrainische Präsident, darunter die deutsche Bundesregierung. Der unbeugsame Zaluschnyj hingegen weigert sich bis dato, zuzugeben, dass er der eigentliche Held der Story ist…
Wat mutt, dat mutt… .
Bravo! Mehr gibt es nicht zu sagen.
Ebenfalls empfehlenswerte Lektüre, wenngleich nicht ganz so scharfsinnig wie bei Frau Erler:
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/nord-stream-sprengung-wie-die-tagesschau-unkritisch-die-sprache-der-deutschen-behoerden-uebernimmt-li.2245591
https://www.nachdenkseiten.de/?p=119718