Am 29. Dezember 21 war Dr. Fauci, der führende (aber umstrittene) COVID-Experte der USA zu Gast bei CNBC. Dort wurde er (ab Minute 5) unter anderem mit der Frage konfrontiert, ob es nicht einen politischen Kommunikationsfehler gab, als anfänglich gesagt worden wäre, dass Impfungen vor einer COVID-Infektion schützten.
Beginn der Antwort von Dr. Fauci:
„Ich denke, es war die Frage, was Leute hineininterpretiert haben.“
(Well, I think it was the question of what people interpreted.)
Und dann fuhr er fort zu erklären, dass das schon nicht dem Studiendesign der Zulassungsstudien der Impfstoffe von Pfizer und Moderna entsprach. Da wäre es immer nur um die Verhinderung symptomatischer Erkrankung gegangen. Schließlich räumte er ein, dass die Kommunikation hätte besser sein können.
Diese Antwort von Fauci ist atemberaubend.
Erstens schob er jegliche Verantwortung auf andere Leute, so als wäre er nicht der zentrale Corona-Berater des amerikanischen Präsidenten, nicht omnipräsent in Medien. Zweitens war er wunderbar informiert über das Design der Zulassungsstudien der Pfizer/Biontech und Moderna Impfstoffe.
Er interpretierte formal das Studiendesign völlig korrekt.
In der Pfizer-Studie wird ein COVID-Fall doppelt definiert: eine Infektion wird per Test bestätigt und es kommt zum Symptomausbruch. https://www.ema.europa.eu/en/documents/assessment-report/comirnaty-epar-public-assessment-report_en.pdf
Dass Fauci das Studiendesign zitierte, zeigt, dass er wusste, dass die Studien, die der Impfzulassung zugrunde lagen, den ganzen Bereich der durch asymptomatisch Infizierte übertragenen Infektionen überhaupt nicht abdeckten. Nach neuster Studienlage sind 40.5% aller Infizierten asymptomatisch.
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2787098
Wer waren „die Leute“, die nach Fauci das alles angeblich nur falsch verstanden hatten?
Im Interview mit Yahoo Finances erklärte Bill Gates im August 2020, dass das zentrale Ziel der Impfungen sei, die „Übertragung zu stoppen.“
In der Rachel Maddows Show vom 29. 03. 21 wurde die Direktorin der CDC, Michelle Walensky, interviewt. Die war eindeutig: Wer geimpft ist, infiziert sich nicht. Auch Rachel Maddows freute sich sichtlich darüber, dass durch die Impfung Infektion und Virusübertragung verhindert werden.
https://www.msnbc.com/transcripts/transcript-rachel-maddow-show-3-29-21-n1262442
Am 1. April 2021 twittert der CEO von Pfizer:
“Excited to share that updated analysis from our Phase 3 study with BioNTech also showed that our COVID-19 vaccine was 100% effective in preventing #COVID19 cases in South Africa. 100%! https://pfizer.com/news/press-release/press-release-detail/pfizer-and-biontech-confirm-high-efficacy-and-no-serious
3:46 nachm. · 1. Apr. 2021·Twitter Web App
Am 1. Mai 2021 erklärte Fauci, Impfungen seien effektiver als natürlich erworbene Immunität in Bezug auf COVID-Infektionen.
Am 17. Mai 2021 sagte Dr. Fauci während der Anhörung im Kongress aus, dass er zuversichtlich wäre, dass mit ausreichenden Impffortschritten es nur noch ganz wenige COVID-Fälle in den USA geben würde und wiederholte damit, was er schon in früheren Pressekonferenzen sagte.
Am 9. Juli erklärte der amerikanische Präsident Biden in einer CNN Town Hall: Wer geimpft ist, kriegt kein COVID.
Zuvor hatte er am 4. Juli die „Unabhängigkeit“ vom Corona-Virus ausgerufen.
Am 30. Juli vertrat Biden die Meinung, die Pandemie wäre eine „Pandemie der Ungeimpften“.
https://www.dw.com/en/joe-biden-its-a-pandemic-of-the-unvaccinated/av-58702624
Die EMA kommunizierte wesentlich vorsichtiger. Sie hat von Anfang an „nur“ behauptet, der Pfizer-Biontech Impfstoff (Comirnaty) schütze vor einer COVID-Erkrankung, aber hinzugefügt, dass unklar wäre, ob Geimpfte sich infizieren oder das Virus übertragen können.
https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/comirnaty
Der eine Teil der Nachricht war leider zu optimistisch, und der andere Teil der Nachricht ging irgendwie auf dem Weg von Den Haag in die EU-Hauptstädte verloren, so dass auch in Deutschland eine ähnliche Kommunikationslage wie in den USA entstand.
So stellte das RKI am 30.12. 2020 unter der Rubrik, warum sollte man sich impfen lassen, folgendes fest:
„Der erste Impfstoff, der in Deutschland kurz vor der Zulassung steht (Pfizer/Biontech), war in der klinischen Erprobung sehr effektiv. Die Studiendaten zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus zu infizieren, bei den COVID-19 geimpften TeilnehmerInnen um 95% geringer war als bei den Placebo-geimpften TeilnehmerInnen. Das bedeutet, dass eine gegen COVID-19 geimpfte Person nach einem Kontakt mit SARS-CoV-2 mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erkranken wird.“
https://web.archive.org/web/20201230034057/https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html
Und selbstverständlich gab es auch in Deutschland die abenteuerliche Behauptung von der Pandemie der Ungeimpften.
Dank des aalglatten Dr. Fauci enthüllen sich nun Abgründe einer öffentlichen Gesundheitsbürokratie, die Desinformation beklagt und selbst desinformiert.
Enthüllt wird auch, was der blinde Glaube an das anrichtet, was für sich beansprucht, Wissenschaft zu sein (Fauci: „I represent science“).
Auch in Deutschland führte es dazu, dass Politik und viele Medien auf ein Pferd aufsprangen, ungeachtet der Frage, ob es zugeritten oder gesattelt ist oder gar in die falsche Richtung galoppiert, statt vorsichtshalber mehrere Pferde ins Rennen zu bringen.
Welche Erklärung haben deutschen Politiker, Experten und Medien, dass seit 2020 tatenlos zugesehen wird, wie Menschen symptomatisch an COVID-19 erkranken und NICHTS getan wird, bis einige/ viele davon schließlich im Krankenhaus landen? Beklagt wird allenfalls die große Last auf Intensivstationen. Wenn so Krebstherapie betrieben würde: Ach bitte, suchen sie ärztlichen Rat erst dann, wenn der Tumor mindestens SO groß geworden ist, würden wir uns mit Ekel und Entsetzen abwenden.
Munter galoppiert der deutsche Gaul nun in Richtung Impfpflicht: für Impfungen, die nicht gegen Infektion schützen, nicht gegen Erkrankung, noch nicht mal gegen den Tod (ab einer bestimmten Altersgruppe/ Ko-Morbiditäten), mit einer Impfung, die nicht das tut, was sie tun sollte: Infektionsketten zu unterbrechen; aber schlimmer noch mit Impfstoffen, die das Virus in die völlige Impfresistenz treiben könnten. „Mehr Fortschritt wagen“ ist das definitiv nicht.
Ich dachte immer, die Wissenschaftler, die den ersten Atombombenversuch durchführten, obwohl sie nicht sicher wussten, ob dadurch die Erdatmosphäre abgesprengt werden würde, hätten bereits die Grenze der Amoralität erreicht. Dann dachte ich, heimliche Forschungen an B- und C-Waffen seien unverantwortlich und gain-of function-Forschungen, selbst um den Preis einer Pandemie, hätten ebenfalls die Schwelle der wissenschaftlichen Ethik überschritten. Aber es gibt offenbar immer noch Steigerungsstufen.
Bevor man in Deutschland eine generelle Impfpflicht auch nur ins Parlament bringt, sollte sich die deutsche Politik auf allen Ebenen mit allen maßgeblichen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fakten konfrontieren, auch wenn das mühsam und vieles nur auf Englisch verfügbar ist.
Weiter sollte es eine offene und breit geführte öffentliche Debatte über die Irrungen und Wirrungen der bisherigen Pandemiepolitik geben, um daraus zu lernen.
Und schließlich hat jeder in Deutschland das Recht zu erfahren, welches große gesundheitliche Risiko uns gemeinsam droht, wenn wir (annähernd) Vollimpfung hätten, aber das Virus impfresistent würde. Das ist kein Kassandraruf, das ist auch keine „Schwurbelei“, sondern ein tatsächliches, in der Wissenschaft verankertes Risiko, dem wir ins Auge sehen müssen.
Das bleibt allerdings so lange ein frommer Wunsch, so lange vor allem über ein zentrales Impfregister diskutiert wird, locker flockig die Impfung aller (ja auch von Babies, Kindern und Jugendlichen) für unabweisbar gehalten wird und sich jede sonstige geistige Regung allenfalls noch auf das möglichst vollständige Eintreiben der Impfschuld konzentriert. Leider, leider, da scheinen sich alle Propagandisten der Vollimpfung einig, kann man niemanden auf die Streckbank legen und zwangsimpfen. Unterschrieben werden sollte schon, damit es wenigstens so aussieht wie ein freiwillig gegebenes Einverständnis. Was für eine jämmerliche und entsetzlich kurzsichtige Diskussion.