"Russiagate": Der Zweck heiligt die Mittel
Über eine echte Verschwörung, ihre Hintergründe und Folgen
„Böse Menschen brauchen nichts weiter, um ihre Ziele zu erreichen, als dass gute Menschen zusehen und nichts tun.“ John Stuart Mill, 1867
Am 16. Juli 2018 fand in Helsinki ein Treffen zwischen Trump und Putin statt. In der Pressekonferenz spielte die Frage der russischen Wahlbeeinflussung (“Russiagate”) eine Rolle. Trump wurde gefragt, wem er mehr glaube: seinen eigenen Geheimdiensten oder Putins Verneinung einer Wahleinmischung. Trump stellte sich auf die Seite von Putin: Warum hätte Russland das tun sollen, entgegnete er. Er befürwortete auch eine gemeinsame Untersuchung des DNC-hacks, wie von Putin vorgeschlagen.
Das führte zu einem überparteilichen Aufschrei im US-Establishment, worüber der Guardian damals schrieb. Trump habe sich dem Feind unterworfen. John Brennan, einer der Drahtzieher von „Russiagate“, erklärte, Trump habe „nichts weniger als Hochverrat“ begangen.
Trump ruderte damals zurück. Er habe sich schlecht ausgedrückt.
Sieben Jahre später präsentierte die US-Geheimdienstkoordinatorin, Tulsi Gabbard, bis dahin geheime Dokumente zu „Russiagate“, also zur Behauptung, Russland habe sich in die US-Wahl 2016 zugunsten von Trump eingemischt. Aus den Dokumenten geht eindeutig hervor, dass diese Behauptung politisch motiviert und gesteuert war und sich nicht auf solide geheimdienstliche Erkenntnisse stützte. Gabbard beschuldigte Präsident Obama und hochrangige Geheimdienstler, mit dieser Falschbehauptung den US-Wählerwillen unterminiert zu haben. Denn der Vorwurf einer Russlandverstrickung von Trump ist nie verstummt.
Hier ist der link zu den von Gabbard jüngst freigegebenen Dokumenten:
sowie
https://www.dni.gov/index.php/newsroom/dig/4089-declassified-hpsci-report-on-the-manufactured-russia-hoax
Die wenigsten großen Medien machen sich die Mühe, diese Dokumente zu lesen. Zu viele haben über Jahre eine Russlandverstrickung von Trump postuliert. Geheimdienstliche Einflüsterungen wurden für bare Münze genommen. Bücher wurden darüber geschrieben und Kasse gemacht.
Zumal der Wahlsieg von Trump 2016 das liberale Spektrum entsetzte, und es schon beinahe zum guten Ton gehörte, nun „klare Kante“ zu zeigen, „Widerstand“ zu leisten.
https://www.nytimes.com/2017/12/18/opinion/trump-2017-resistance.html
Wegen des Widerstands gegen Trump befasste man sich nicht mit der Frage, die „Russiagate“ von Anfang an aufwarf: Wenn eine Partei mit Hilfe von Geheimdiensten die bevorstehende Präsidentschaft des politischen Rivalen unterminiert und damit durchkommt, ist das eine Einladung an den politischen Rivalen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Das wäre das Ende jeder Demokratie.
Eine der ersten Nebenwirkungen von „Russiagate“ in den USA war, dass die Kommunikation mit russischen Diplomaten nunmehr skandalisiert wurde und zu politischen Verdächtigungen führte. Mike Flynn war das Paradebeispiel. Der hatte sich 2012 als Geheimdienstchef des Pentagon gegen Obama gestellt. Als Trump-Unterstützer skandierte er 2016: „Sperrt sie (Hillary Clinton) ein“. Gegen Obamas Rat machte Trump Flynn zum Nationalen Sicherheitsberater.
Im Februar 2017 wurden Flynn dessen Telefonate mit dem russischen Botschafter in der Weihnachtszeit 2016 zum Verhängnis. Er bat den Botschafter, dafür zu sorgen, dass Russland die jüngsten Sanktionen der Obama-Administration nicht vergelten solle und kündigte eine amerikanische Politikänderung an. Das FBI befragte ihn zu diesen Telefonaten und behauptete, belogen worden zu sein. Trump ließ Flynn umgehend fallen wie eine heiße Kartoffel, damals wohl in der Annahme, er könne den Vorwurf von „Russiagate“ entkräften.
Als FBI, Medien und Justiz Flynn gründlich durch den Wolf gedreht hatten, glaubte fast die Hälfte aller Amerikaner, Flynn habe mit Russland konspiriert.
Trump, ein Immobilienmogul, hatte 2017 keine Ahnung, wie Washington funktioniert. Er hätte damals besser auf Chuck Schumer, den demokratischen Minderheitenanführer im Senat, hören sollen. Dieser gab am 3. Januar 2017 bei Rachel Maddow (MSNBC) einen unverblümten Einblick in die Kräfteverhältnisse in den USA. Trump, so Schumer, sei ziemlich dumm, sich gegen die US-Geheimdienste zu stellen. Die hätten „six ways from sunday“ (also alle Möglichkeiten, sich zu rächen), um ihn fertig zu machen. Ohne die US-Geheimdienste, so Schumer weiter, wäre der russische hack der US-Wahl nie entdeckt worden (ab Min 8:00)
Nach Gabbards Veröffentlichungen erklärte der stellvertretende Vorsitzende des US-Geheimdienstausschusses, der Demokrat Mark Warner, umgehend Gabbards Einschätzungen zur Lüge. Die russische Wahleinmischung zugunsten von Trump sei vom US-Geheimdienstausschuss 2019 nachgewiesen worden.
Offenbar, so Warner weiter, wolle sich Gabbard bei Trump einkratzen. Vielleicht sei das Ganze auch ein Ablenkungsmanöver, um von Trumps Beziehung zu Epstein (Anmerkung: verurteilter Kinderschänder und womöglich beteiligt an Kinderhandel und geheimdienstlicher Erpressung hochkarätiger Pädophiler) abzulenken.
Es mag sein, dass Trump das versucht. Es wird nicht gelingen. Der Epstein-Fall stellt im Grund die gleichen Fragen wie „Russiagate": Was wird aus einer Gesellschaft, wenn sie zulässt, das sich Menschen über Recht und Gesetz erheben? Sind vor dem Gesetz alle gleich? Was wird aus einer Gesellschaft, die nicht in die eigenen Abgründe schaut und daraus keine Konsequenzen zieht?
„Russiagate“ war zunächst „nur“ eine Strategie, um 2016 die Präsidentschaftswahl für Hillary Clinton 2016 zu sichern. Clinton strebte bereits 2008 nach dem höchsten Amt in den USA. Aber sie unterlag in der Vorwahl Barack Obama.
Für ihrem nächsten Griff nach dem Thron musste Clinton daher zuallererst den demokratischen Vorwahlkampf gewinnen. Zunächst war unsicher, ob Joe Biden, der 2015 durch den Tod seines Sohnes Beau einen tragischen Verlust zu verschmerzen hatte, auch in den Ring steigen würde. Gleichzeitig war mit Bernie Sanders ein Herausforderer angetreten, den dessen Wähler, vor allem kleine Leute „wirklich liebten“. Wassermann-Schultz, die damals das DNC leitete, war einerseits eine langjährige Clinton-Unterstützerin, aber sie hing auch an Biden.
https://www.politico.com/story/2015/09/debbie-wasserman-schultz-joe-biden-hillary-clinton-2016-loyalty-213294
Als Biden nicht antrat, griff Clinton nach der Kontrolle des DNC, um ihren innerparteilichen Gegner Sanders auszuschalten und zwar schon im August 2015. Sie brachte die Parteifinanzierung unter ihre Kontrolle. Das enthüllte Donna Brazile in einem Interview 2017.
https://www.politico.com/magazine/story/2017/11/02/clinton-brazile-hacks-2016-215774/
Brazile bestätigte, was aufgrund einer Wikileaks-Veröffentlichung kurz vor dem demokratischen Nominierungsparteitag im Juli 2016 enthüllt worden war: Clinton und das DNC hatten die demokratischen Vorwahlen manipuliert. Zum Opfer wurden Bernie Sanders und alle, die ihn gerne gewählt hätten.
Deshalb verlor Wasserman-Schultz damals ihren Leitungsposten.
Aber der Sieg in der demokratischen Vorwahl war nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer Clinton-Präsidentschaft. Sie musste auch ihren republikanischen Herausforderer schlagen.
Deshalb hatten die US-Demokraten (Clinton-Kampagne und DNC) bereits am 7. April 2015 ausbaldowert, wie man einen möglichen republikanischen Gegenkandidaten im Wahlkampf besiegen kann.
Sie kamen zum Schluss, dass es Clinton leichter fallen würde, „rechte“ Republikaner wie Trump, Cruz und Carson im Wahlkampf zu besiegen (sogenannte „Rattenfänger-Kandidaten“). Die Presse sollte ermutigt werden, diese drei republikanischen Bewerber als ernsthafte republikanische Herausforderer von Clinton zu behandeln und ihnen viel Aufmerksamkeit zu schenken. In einem zweiten Schritt wollten dann die US-Demokraten deren Glaubwürdigkeit unterminieren und „im Trüben fischen“. Dieser Plan verriet, dass die Verfasser großes Vertrauen hatten, US-Medien entsprechend lenken zu können.
( Vgl. Anhang der Email aus dem Podesta-Archiv von Wikileaks https://wikileaks.org/podesta-emails/emailid/1120 )
Die Clinton-Kampagne konnte sich nicht auf nur auf eine breite Unterstützung der sogenannten „liberalen“ Medien verlassen. An ihrer Seite standen auch Präsident Obama und die Chefs von FBI und CIA. Sie alle glaubten, dass spätestens die angedichtete „Russland-Verstrickung“ von Trump kleben bleiben und zu dessen Wahlniederlage führen würde.
Sie rechneten nicht mit der Verzweiflung von US-Wählern, die sich längst nicht mehr repräsentiert sahen.
Wie die US-Demokraten stellten die europäischen Nato-Verbündeten, aber auch Russland die gleichen Fehlkalkulationen an.
Die von Gabbard veröffentlichten Dokumente belegen, dass Putin aus Sicht der US-Geheimdienste eine gewissen Präferenz für Clinton hatte, die er für berechenbarer hielt. Deshalb soll Moskau belastendes Material zu Clintons Charakter und Gesundheit zurückgehalten haben. Putin habe ein anhaltendes Interesse an „Partnerschaft“ mit den USA gehabt. Nach einer anderen Einschätzung habe Putin keinen großen Unterschied darin gesehen, wer die US-Wahl gewinnen würde.
Kurzum, 2016 war dem Lager der US-Demokraten nicht klar, dass Barack Obama nach 2008 allen Kredit verspielt hatte, der seinem „Yes we can“ innewohnte. Deshalb waren viele Wähler bereit, Trump zu riskieren, zumal Clinton keine Kandidatin „der Herzen“ war und einen Teil der Wählerschaft offen verachtete („irredeemable“ „deplorables“).
https://www.npr.org/2016/09/10/493427601/hillary-clintons-basket-of-deplorables-in-full-context-of-this-ugly-campaign
Trump war 2016, um die Worte von Chuck Schumer bei Rachel Maddow am 3. Januar 2017 aufzugreifen, gegen das Establishment beider Parteien angetreten, und er hatte gewonnen.
Das war die politische Katastrophe, die die wenigsten für möglich gehalten hatten.
Nur die Unterstützer von Trump freute dessen Wahlsieg: Der Rest war entsetzt und sah nun den Widerstand gegen Trump als erste Bürgerpflicht an. Da in “Russiagate” der Unterteufel Trump mit dem Oberteufel Putin zusammengespannt wurde, verschaffte das vielen auch noch ein gutes Gefühl, für das “Richtige” zu kämpfen. Sie glaubten, die Demokratie zu retten. Die ganze Niedertracht von “Russiagate” fasste Colin Kahl in einem Artikel in Foreign Policy vom Dezember 2017 - bewusst oder auch unbewusst - so zusammen: “Es gibt nun unwiderlegbare Beweise dafür, dass Trump, seine Mitarbeiter und die Führung der Republikaner sich verschworen haben, um Moskau trotz (oder vielleicht gerade wegen) des Angriffs Russlands auf unsere Demokratie ungestraft davonkommen zu lassen.”
https://foreignpolicy.com/2017/12/04/the-evidence-is-damning-what-team-trump-knew-and-when-flynn-guilty/
Da Trump im Wahlkampf versprochen hatte, „den Sumpf“ (in Washington) auszutrocknen und mit Russland gute Beziehungen herstellen zu wollen, drohte in seiner Präsidentschaft der „außenpolitische Konsens“ über den Hauptfeind Russland zu zerbrechen, der 2015 in der Nationalen Sicherheitsstrategie der USA und 2016 in neuen Nato-Beschlüssen niedergelegt worden war (Stationierung von Nato-Truppen im Baltikum, Raketenabwehrsystem).
Zudem hatten alle Beteiligten an der Wahlkampf-Operation „Russiagate“ ein Interesse daran, alles, was sie vor der Wahl gemacht hatten, vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Außerdem mussten die US-Demokraten ihren Geldgebern nunmehr ein glaubwürdiges Motiv unterjubeln, warum Hillary Clinton mehr als 750 Millionen Dollar an Wahlkampfgeldern versenkt hatte. Insgesamt betrugen die Kosten des Wahlkampfes 2016 in den USA sage und schreibe 6,5 Milliarden US-Dollar.
Deshalb gingen sie in die Offensive: Trump wurde im Auftrag von Obama durch drei Geheimdienste als Präsident von „Putins Gnaden“präsentiert. Es wurde eine geheime Trump-Russland-Verbindung suggeriert. Angeblich habe Putin „Kompromat“ gegen Trump in der Hand (das sogenannte Pinkel-Dossier). Dazu wurde das von der Clinton-Kampagne in Auftrag gegebene und bezahlte „Steele-Dossier“ instrumentalisiert, dem US-Geheimdienste (wider besseren Wissens) den Anschein seriöser Recherche verliehen. Hier ist der link zum “Steele-Dossier”.
https://embed.documentcloud.org/documents/3259984-Trump-Intelligence-Allegations/
Im Dezember 2016 gab sich Obama staatsmännisch: Er habe Putin schon im September 2016 gesagt, dieser solle die Finger von den US-Wahlen lassen. Die Diskussion über das hack des DNC habe er bewusst den Kontrahenten im Wahlkampf überlassen. Er werde sauber spielen. Was immer das hieß, denn zu dem Zeitpunkt waren längst viele überzeugt, Russland habe sich, auch wenn es dies verneinte, an den US-Wahlen vergriffen.
https://www.politico.com/story/2016/12/obama-putin-232754
Unabhängig von den Ergebnissen aller möglichen Untersuchungen (Mueller-Bericht, Horowitz-Bericht, Durham-Bericht) halten die US-Demokraten bis heute an der Behauptung einer Russlandverstrickung von Trump beharrlich fest. Mit Trump „führen alle Wege zu Putin.“ (Nancy Pelosi, 2020)
Nun kündigte der CIA-Chef Ratcliffe an, die Hintergrundberichte zum Durham-Bericht zu veröffentlichen. Dabei geht es offenbar wieder um das „Steele-Dossier“.
Ratcliffe sagte im einzelnen das Folgende: “Im Sommer 2016 fingen US-Geheimdienste russische Geheimdienstgespräche ab, in denen es um einen Plan von Hillary Clinton ging, einen Plan von Hillary Clinton, Donald Trump fälschlicherweise der Zusammenarbeit mit Russland zu beschuldigen, ihn zu diffamieren und mit dem zu diffamieren, was später als das berüchtigte Steele-Dossier bekannt wurde.“
Tatsächlich hatte der CIA-Direktor Brennan Obama am 28. Juli 2016 über diese CIA-Erkenntnis unterrichtet, was erst 2020 bekannt wurde.
Aber aus Brennans handschriftlichen Notizen ging nicht hervor, dass sich die russischen Gespräche, die die CIA abgefangen hatte, auf das „Steele-Dossier“ bezogen.
Woher hatten die russischen Geheimdienstler ihre (zutreffenden) Informationen?
Kannten sie die damaligen Berichte von Steele (wahrscheinlich drei zum Zeitpunkt der Unterrichtung Obamas)?
Wenn ja, hatten sie eine Quelle in der Umgebung der Clinton-Kampagne, oder hatten sie eine Quelle in der Umgebung von Steele?
Oder schlossen sie das allein aus den öffentlichen Vorwürfen der Clinton-Kampagne gegen Russland?
Der Vorwurf, der Cyber-Einbruch in das DNC sei erfolgt, um Trump zu begünstigen, wurde erstmals am 24. Juli 2016 durch den Chef der Clinton-Kampagne, Robby Mook, erhoben.
https://abcnews.go.com/ThisWeek/clinton-campaign-chief-russians-trump-pro-russian-platform/story?id=40824946
Nach der Strategie „Haltet den (russischen) Dieb“ versuchte die Clinton-Kampagne den Schaden zu begrenzen, den Wikileaks mitten im Wahlkampf angerichtet hatte, indem es die innerparteiliche Wahlmanipulation zugunsten von Clinton offenlegte.
Später beklagte sich unter anderem Jennifer Palmieri, damals Kommunikationschefin von Clinton, in der Washington Post und bestätigte so die Urheberschaft der Clinton-Kampagne für die Russland-Verdächtigung von Trump. Am Rande des Parteitags der US-Demokraten, auf dem die Nominierung von Hillary Clinton erfolgte (25. bis 28. Juli 2016), seien sie, so Palmieri, mit dem Golfkarren herumgefahren, um mit Presseleuten nur über eines zu sprechen: „über die Aussicht, dass Russland nicht nur E-Mails des Demokratischen Nationalkomitees (DNC) gehackt und gestohlen hat, sondern dass es dies getan hat, um Donald Trump zu helfen und Hillary Clinton zu schaden.“
Das Steele-Dokument (Nr. 2016/95), das sich ebenfalls mit dem Einbruch in den Server des DNC beschäftigt, ist undatiert. Darin wird von einem „leak“ gesprochen, davon, dass ein „Trump-Verbündeter“ die russische Verantwortung für den Cybereinbruch eingeräumt habe, und das die Trump-Kampagne und Russland sich wechselseitig abgestimmt hätten bei Cyberattacken. Trump habe einen „Maulwurf“ im DNC gehabt.
Über den Cybereinbruch beim DNC hatte die Washington Post bereits am 14. Juni 2016 berichtet, zwei Tage nachdem Julian Assange die Veröffentlichung von Emails, die „Hillary Clinton betreffen würden“, gegenüber ITV angekündigt hatte.
https://www.itv.com/news/update/2016-06-12/assange-on-peston-on-sunday-more-clinton-
Der CEO von CrowdStrike, der Cybersicherheitsfirma, die vom DNC beauftragt und bezahlt wurde, erklärte damals gegenüber der Washington Post, russische Hacker hätten „Oppositionsforschung“ über Trump gestohlen.
Assange bestritt immer, die DNC-Emails von Russland erhalten zu haben. Die „Veterans for Sanity“, ehemalige US-Geheimdienstler, die sich wegen der geheimdienstlichen Lügen im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg formiert hatten, gingen im Dezember 2016 an die Öffentlichkeit. Sie widersprachen, dass russische Hacker Daten aus dem DNC über das Internet abgezogen hatten. Sie glaubten auf der Basis der Meta-Daten der veröffentlichten Emails, dass die Server-Daten auf einen Datenträger gezogen wurden.
https://docs.house.gov/meetings/JU/JU00/20170228/105636/HMKP-115-JU00-20170228-SD006.pdf
In einer nichtöffentlichen Sitzung des US-Geheimdienstausschusses am 5. Dezember 2017 musste der CEO von CrowdStrike, Shawn Henry, unter Eid zugeben, dass die Firma für die öffentliche Behauptung, dass russische Hacker überhaupt etwas vom DNC-Server stahlen, keine Beweise gefunden hatten. Henry sprach von “Indikatoren”.
https://intelligence.house.gov/uploadedfiles/shawn_henry_testimony_dec_5_2017.pdf
Dieses Eingeständnis blieb lange geheim, weil allen Mitgliedern dieses Ausschusses offenbar daran gelegen war, die Vorstellung vom russischen Dateneinbruch in das DNC - mit anschließender Veröffentlichung - aufrechtzuerhalten.
Erst zum Ende der ersten Trump-Präsidentschaft kamen die Aussagen von Henry ans Licht.
Aaron Maté, ein kanadisch-stämmiger Journalist, der „Russiagate“ in allen Facetten verfolgt, und demnächst ein Buch dazu vorlegen wird, kommentierte diese Enthüllung auf Youtube.
Das kollektive Schweigen aller großen Medien diesseits und jenseits des Atlantik verhinderte, dass dieses Eingeständnis öffentlich wurde. Die lahmen öffentlichen Erklärungen von CrowdStrike, das sich nun auf Befunde anderer berief, änderten nichts an der Sache.
https://www.crowdstrike.com/en-us/blog/bears-midst-intrusion-democratic-national-committee/
Weder den US-Geheimdienstausschuss noch die Medien interessierte die Frage: Was hatte CrowdStrike gefunden, wenn es keinen Datenabfluss über das Internet gefunden hatte? Wie waren die Daten dann abgezogen worden? Über ein Speichermedium? Sie fragten auch nicht, wie es passieren konnte, dass Wikileaks Emails veröffentlichen konnte, die vom 25. Mai 2016 stammten. Praktisch waren die Emails unter den Augen von CrowdStrike gekapert worden, denn das Unternehmen war seit 1. Mai 2016 für das DNC tätig.
Wikileaks verriet nie, wie es an die DNC-Daten kam. Assange bestritt, die DNC-Daten aus Russland erhalten zu haben. Außerdem glaubte Assange, sein Wissen um die Herkunft der Emails in der juristischen Auseinandersetzung mit den USA benutzen zu können.
Nach dem Mord an einem DNC-Mitarbeiter, Seth Rich im August 2016 kam der Verdacht auf, er könnte die DNC-Emails an Wikileaks gegeben haben. Das gilt als rechte Verschwörungstheorie.
Wikileaks tat nichts, um diese Verdächtigung zu entkräften. Im Gegenteil. Es lobte eine Belohnung von 20.000 Dollar für die Ergreifung des Mörders von Seth Rich aus.
Tatsächlich ist der Mordfall an Seth Rich bis heute ungeklärt. Der Fall beschäftigt noch immer ein US-Gericht. Es geht darum, dass das FBI im Besitz des Laptops von Rich ist und der Inhalt Auskunft darüber geben könnte, mit wem Rich kommunizierte.
https://www.newsweek.com/seth-rich-laptop-turned-over-fbi-judge-rules-1847947
Der Fall ist weiter anhängig.
Warum das FBI den Laptop eines zufälligen Opfers eines missglückten Raubs in seinem Besitz hat, ist eine offene Frage, die auch nicht verschwindet.
Die jetzt durch Tulsi Gabbard veröffentlichten Dokumente stützen die Interpretation, dass die Daten des DNC nicht über das Internet abflossen. Wäre dem so gewesen, hätte die NSA, deren „Beruf“ es ist, alle Emails zu „kennen“, die weltweit verschickt werden, dafür einen Beweis gehabt. Auch das FBI, das den DNC-Server nie selbst untersuchte, aber zumindest einen Bericht von CrowdStrike hatte, befand ausweislich der freigegebenen Dokumente die Beweislage für nicht ausreichend („low confidence“).
Es gibt eine Folge von „Russiagate“, die kaum erörtert wird: Da die US-Demokraten 2016 durch „Russiagate“ mit ihren internen Wahlkampfmanipulationen recht glimpflich davonkamen, lernten sie nichts daraus. 2020 manipulierten sie die Vorwahlen erneut zu Lasten von Bernie Sanders (sie streuten, er sei der Wunschkandidat von Putin). Joe Biden, schon gesundheitlich beeinträchtigt, wurde auf den präsidialen Thron gehievt. Die Covid-Politik des Lockdowns begünstigte das. Ein echter Wahlkampf fand nicht statt. Die Behauptung von 51 ehemaligen US-Geheimdienstlern, die Geschichte vom Hunter-Biden-Laptop weise alle Merkmale „russischer Desinformation“ auf, war ganz sicher auch hilfreich. 2024 verzichteten die US-Demokraten ganz auf einen demokratischen Vorwahlkampf, weil Biden eine zweite Amtszeit haben wollte. Als dessen kognitiver Verfall nicht mehr geleugnet werden konnte (und um die Spendengelder nicht zu verlieren), mussten sie die öffentlich äußerst unbeliebte Kamala Harris als Ersatz für Biden nominieren. Das öffnete die Tür zum erneuten Wahlsieg von Trump.
Zum Abschluss: Es spricht sehr viel dafür, dass die Mär von einer Russland-Verstrickung von Trump nicht erst im Juli 2016 geboren wurde, sondern bereits im Sommer oder Herbst 2015. Das legt zumindest eine Veröffentlichung des Guardian 2017 nahe, die behauptete, die britische Schwesterorganisation der NSA, GCHQ, habe schon im späten Herbst 2015 verdächtige Interaktionen zwischen Personen, die mit Trump assoziiert waren, und bekannten oder verdächtigten russischen Agenten festgestellt (angeblich durch Zufall) und ihren US-Kollegen mitgeteilt. Aber die hätten zunächst selig geschlafen. Mehrere westliche Geheimdienste, darunter Deutschland, Estland und Polen, hätten - laut Guardian - dann ebenfalls ihre elektronischen Erkenntnisse zu Kontakten des „inneren Kreises von Trump mit Russen“ übermittelt.
https://www.theguardian.com/uk-news/2017/apr/13/british-spies-first-to-spot-trump-team-links-russia
So befeuerte der Guardian, ausschließlich mit Hinweis auf namenlose Quellen, die Idee einer Russland-Verstrickung von Trump, aber folgte gleichzeitig dem bekannten britischen Strickmuster: Wenn etwas Wichtiges in Sachen Russland geschieht, sind wir immer dabei, wenn nicht sogar die ersten.
Die von Tulsi Gabbard neu freigegebenen Dokumente beweisen, dass die USA im Jahr 2016 keinen einzigen belastbaren Beweis für irgendeine Kungelei zwischen Trump bzw. seinen Mannen und Russland hatten, dass die russische Wahlbeeinflussung zugunsten von Trump eine Lüge war.
Aber es könnte doch so sein, „es klingt wahr“, argumentierte der CIA-Direktor Brennan 2016 gegenüber Skeptikern im eigenen Dienst.
Der damals noch nimmermüde Falke, Senator John Mc Cain, befand öffentlich, Russland habe „einen Kriegsakt“ gegen die USA begangen.
https://edition.cnn.com/2016/12/30/politics/mccain-cyber-hearing
Durch die große Lüge von „Russiagate“ wurden über Jahre Hass und Kriegsbereitschaft geschürt. Denn wer war noch sicher, wenn sich Russland an der US-Demokratie vergriff und gleichzeitig den US-Präsidenten kontrollierte?
So fraß sich eine echte Verschwörung wie “Russiagate” wie Krebs durch alle westlichen Gesellschaften. Ob die Veröffentlichungen der aktuellen Geheimdienstchefs ausreichen werden, den Krebs auszumerzen, bleibt ungewiss.
Korrektur 30.07.: Die von Ratcliffe, CIA angekündigte nächste Deklassifizierung betrifft die Hintergrunddokumente zum Durham-Bericht.
Zu diesem ohnehin schon detaillierten und guten Artikel möchte ich auf ein ebenfalls ganz aktuelles Video von The Duran hinweisen: https://www.youtube.com/watch?v=kXFRlhZ7XoI. Dort wurde Ray McGovern zum Thema interviewt, der viele weitere Informationen beizusteuern weiß, die u. A. zusätzlich auf einige andere verheerenden Auswirkungen dieser Aktion hinweisen.
Die Komplexität der Sache lässt Menschen mit 10 min-Aufmerksamkeitsspanne völlig außen vor. Von daher existieren für 95 % der Menschen solche Vorkommnisse schlicht weg nicht. Putin - böse Obama gut - mehr ist nicht drin ... wie eingeleitet im Artikel sehr gut angemerkt.