Eine gemeinsame Studie von Wissenschaftlern aus den USA und Hongkong zu Omicron mit dem Titel „Striking Antibody Evasion Manifested by the Omicron Variant of SARS-CoV-2” erschien kürzlich als Vorabdruck (noch nicht gegengeprüft).
https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2021.12.14.472719v1.full.pdf
Die Wissenschaftler untersuchten einzelne Mutationen am Spike-Protein der Omicronvariante im Hinblick auf ihre Reaktion auf Antikörper. Die Schlussfolgerungen dieser Studie könnten nicht eindeutiger sein:
„The scientific community has chased after SARS-CoV-2 variants for a year. As more and more of them appeared, our interventions directed to the spike became increasingly ineffective. The Omicron variant has now put an exclamation mark on this point. It is not too far-fetched to think that this SARS-CoV-2 is now only a mutation or two away from being pan-resistant to current antibodies, either monoclonal or polyclonal. We must devise strategies that anticipate the
evolutional direction of the virus and develop agents that target better conserved viral elements.”
Übersetzung:
Die wissenschaftliche Gemeinschaft jagt seit einem Jahr den SARS-CoV-2-Varianten hinterher. Als immer mehr von ihnen erschienen, wurden unsere, auf das Spike (Protein) gerichteten Interventionen zunehmend wirkungslos. Die Omicron-Variante hat nun ein Ausrufezeichen gesetzt. Es ist nicht zu weit hergeholt zu denken, dass diese SARS-CoV-2 (Virusvariante) jetzt nur noch ein oder zwei Mutationen davon entfernt ist, gegenüber allen gegenwärtigen mono- und polyklonalen Antikörpern völlig resistent zu sein. Wir müssen Strategien entwickeln, die die Entwicklungsrichtung des Virus antizipieren und Wirkstoffe entwickeln, die auf die besser konservierten Bestandteile des Virus abzielen.
Dieses Studienergebnis stimmt auffällig mit einem Bericht von AP vom 19. Dezember 2021 überein, wonach die aktuellen Hersteller von zwei Antikörpertherapien gewarnt haben, dass ihr Produkt gegen Omicron weniger wirksam sein könnte. Danach scheint im Moment nur noch ein Antikörper-Produkt bei Omicron sehr gute Wirksamkeit zu entfalten: das Produkt des britischen Herstellers GlaxoSmithKline (Xevudu). Es wurde in der EU am 16. Dezember 2021 zur vorläufigen Zulassung empfohlen.
Derweil veröffentlichten Dr. Fauci und Kollegen in den USA einen Artikel, der für die Entwicklung eines universellen neuen Impfstoffs gegen alle Coronaviren plädiert und idealerweise immunisieren soll. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp2118468
Man kann diesen gewieften Mann nicht genug bewundern: Kaum ist unübersehbar, dass seine öffentlichen Erklärungen und Versprechen, die er zu den aktuellen Impfstoffen machte, nicht der Realität standhalten, setzt er sich an die Spitze einer neuen revolutionären Bewegung.
In Großbritannien ist derweil eine erste Analyse der Omicronfälle der letzten 14 Tage herausgekommen. Da der Zeitraum sehr kurz ist, sind die Befunde eher anekdotischer Natur, aber wert, zumindest im Hinterkopf behalten zu werden:
Danach haben kleine Kinder nur eine statistisch geringe Chance, sich mit Omicron zu infizieren, aber Menschen zwischen 20 und 30 Jahren sind einem erhöhtem Risiko ausgesetzt.
Die höchste Wahrscheinlichkeit, sich mit Omicron zu infizieren, hätten Menschen, die dreifach geimpft sind, die geringste betraf Menschen, die einmal geimpft sind. (siehe Blatt Resultate).
Zum Download:
Ähnlich sehen die dänischen Daten aus.
Erste Realdaten scheinen zu bestätigen, dass Omicron offenbar mit milderen Krankheitsverläufen einhergeht (was bei der schieren Flut möglicher Fälle trotzdem keine Entwarnung bedeutet).
Alles das stellt erneut die Frage, in welchem Stadium der Pandemie wir uns befinden:
Signalisiert Omicron, dass wir schleichend in eine endemische Phase übergehen?
Oder ist Omicron die Ruhe vor dem Sturm, den eine Virus-Variante über uns bringt, die alles umgehen kann?
Die Washington Post gab dazu die Einschätzung eines führenden dänischen Virologen, Formsgaard, wieder:
Übersetzung
„„Wir reagieren die ganze Zeit“, sagte er. „Wir sind im Rückstand. Wir sind fünf Schritte hinterher.“ Er denkt, der nächste Monat wird brutal, aber danach? Es ist schwer zu sagen. Infizierte Menschen, und es wird viele geben, könnten mit einem vertieften Schutz davonkommen – und das Coronavirus in etwas weniger Bedrohliches drängen. Aber er sagte auch, das Virus sei unmöglich vollständig auszurotten. Vielleicht könnte es in Nagetiere springen. Dann vielleicht zurück in Menschen, umgeformt. Er beschrieb das Coronavirus als „Meister-Mutator“ und offensichtlich treiben die Menschen mit der Impfung das Virus in eine Ecke, wo es entweder schwächer wird oder mutiert."Es könnte am anderen Ende noch schwächer werden, sagte Fomsgaard. „Aber das ist ein riskantes Geschäft. Es könnte auch eine weitere Jackpot-Mutation herauskommen.”“
https://www.washingtonpost.com/world/2021/12/18/omicron-variant-denmark/
Ist es wahrscheinlich, dass die deutsche Politik anfängt, darüber nachzudenken, dass sie Va banque spielt gegen die Evolution?
Ich will nicht falsch verstanden werden – ich hoffe sehr, dass das Virus nicht den „Jackpot“ knackt. Denn dann wäre alles, was wir bisher erlebten, nur ein ganz milder Vorgeschmack auf das, was uns in dem Fall bevorstünde. Aber auf Hoffnung allein Politik zu gründen, ist fahrlässig.
Und die deutsche Politik handelt fahrlässig. Der deutschen Pandemiepolitik liegt die Vorstellung zugrunde, man wäre Herr einer Lage, die man überhaupt nicht im Griff hat. Auf dieser Vorstellung fußt die Propaganda, alle müssten nur x-mal geimpft werden und dann wird alles gut.
Aber warum beschwere ich mich eigentlich, denn dieses Gebaren ist ja nicht neu:
Die kultische Tendenz, den eigenen Ideen zu verfallen, sich daraus eine Welt zu zimmern, an die alle gefälligst zu glauben haben, und sich nicht weiter mit Fakten und Risikoanalysen zu beschweren, prägt seit vielen Jahren auch andere Politikbereiche, allen voran westliche Außen- und Sicherheitspolitik.
Was dabei herauskommt, haben wir im Irak gesehen, in Libyen, in Syrien, in Afghanistan, auch in der Ukraine. Wir erleben es im Verhältnis mit Russland, wo wir inzwischen in der tiefsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg stecken. Aber natürlich waren/sind an allem immer nur andere schuld; wir wollten immer nur das Beste.
Vielleicht klappt es ja bei Corona….
Ich hatte schon ungeduldig auf die ersten Studienergebnisse zu Omikron gewartet, vor allem im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Infektion und Impfstatus. Deshalb ein großes Dankeschön für diesen Post, aber auch für alle vorangegangenen, die einen wichtigen Beitrag zu Aufklärung und Meinungsbildung leisten.