2017 erfanden Mitarbeiter des Hudson Institute die „SPARS Pandemie 2025 – 2028“. Ihnen ging es dabei vor allem darum, wie öffentliche Autoritäten in einer internetaffinen Gesellschaft, die in Grüppchen zerfallen ist (Echo-Kammern) am erfolgversprechendsten kommunizieren und so die Gesellschaft gut durch die Pandemie bringen.
https://jhsphcenterforhealthsecurity.s3.amazonaws.com/spars-pandemic-scenario.pdf
Diese Fiktion hat etwas so unendlich Rührendes, dass zumindest ich versucht war, mir das eine oder andere Mal zu wünschen, ich wäre nicht in der aktuellen Pandemie gelandet, sondern in dem Hollywood-Märchen, das das Hudson Institute erfand.
Wohlgemerkt, diejenigen, die sich 2017 eine pandemische Entwicklung vorstellten, haben so vieles vorausgesehen, dass es fast atemberaubend ist. Aber noch atemberaubender ist, was sie gar nicht im Visier hatten.
In der SPARS-Pandemie gibt es keine Politisierung der Pandemie, weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene. Zwei amerikanische Präsidenten, die dem gleichen politischen Lager entstammen, stemmen sich gemeinsam gegen die Katastrophe.
Die reale Pandemie begann 2020 und wurde dank des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes von vornherein politisiert. Da in den USA die politischen Hauptkontrahenten zutiefst verfeindet sind und wir in der EU eine Tendenz hatten, ständig auf Seiten der „guten“ Demokraten zu sein, schwappte das natürlich sofort über.
In der SPARS-Pandemie beginnt der Ausbruch in den USA und die Erinnerung an Daten aus Asien hilft, die Natur der Bedrohung zu erkennen. Alles geht unendlich langsam.
In unserer Pandemie ging alles ganz fix, nur das westliche Staaten blind für das Problem waren, das sich global auftürmte. Erst als das Problem mitten im Wohnzimmer saß, lautet die vorherrschende Entschuldigung, dass so was schließlich keiner voraussehen konnte. Panik griff um sich und Rette sich, wer kann, bestimmte politische Entscheidungen in der EU. Die glich im März 2020 einem Hühnerstall, in den der Fuchs eingedrungen war.
https://das-blaettchen.de/2020/03/ueber-die-verwundbarkeit-unserer-welt-51950.html
Nebenbei, eine vergleichbare Entschuldigung wurde anderthalb Jahre später erneut aus dem Ärmel gezaubert, um das Debakel in Afghanistan zu rechtfertigen. Wer konnte denn wissen, dass diese Taliban vorrücken würden und alles einkracht in Kabul? Zugegeben, in den Mainstream Medien stand das alles nicht, aber wir sind im Zeitalter des Internets, in dem sich Nachrichten verbreiten und es Menschen gibt, die immer noch darüber nachdenken, was die Fakten sagen und die nicht in Echo-Kammern versauern. - Aber ja, es gibt auch in unserer Welt zu viele Echokammern, so wie in der SPARS-Pandemie.
In SPARS vollzieht sich die Pandemieentwicklung sehr langsam. Dort aber gibt es keine Schuldzuweisungen an andere Länder. Dort kümmert es niemanden, woher die Plage stammt. In unserer Welt ist das anders. Die einen zeigen mit dem Finger auf China (Laut Euroconsumer denkt ein Drittel von EU-Bürgern aus 4 Ländern, China hätte eine Biowaffe auf die westliche Zivilisation losgelassen https://www.euroconsumers.org/press-release), andere zeigen mit dem Finger auf die USA, die unzweifelhaft riskante Bioforschungen weltweit finanziert. Dritte wiederum geben sich alle Mühe, alles für vollständig natürlich zu erklären. Und nichts wird aufgeklärt.
https://das-blaettchen.de/2021/07/corona-und-die-virus-forschung-57710.html
In SPARS gibt es keine weltweit verbreiteteten Anstrengungen, eine Impfung gegen die neue Krankheit zu finden. Wie selbstverständlich kommt die rettende Erfindung aus den USA (die EU konkurriert).
Aber in SPARS gibt es zumindest die Idee, Kranke frühzeitig zu therapieren – eine Vorstellung, die das gegenwärtige gesundheitspolitische Establishment in vielen westlichen Ländern weit von sich weist und die merkwürdigerweise auch von Medien kaum propagiert wird.
In SPARS spielt auch die Frage keine Rolle, ob der rettende Impfstoff langfristig sicher ist. Es weiß ja keiner. Aber das wird zum Teil der Heldensaga: Ihr habt nicht auf die Zukunft geschaut, um die Gegenwart zu retten. In unserer Pandemie sind wir sehr viel schlauer – mögliche Risiken in einer Zukunft kann es gar nicht geben und wer das bezweifelt, ist wahrscheinlich ein Idiot.
In SPARS gibt es keine Pflichten, keine Drohungen, keine öffentlichen Bösartigkeiten gegen Andersdenkende, sondern emotional und kulturell angepasste Kommunikation, so dass man sich fragt, in welchem Wolkenkuckucksheim die Autoren eigentlich lebten.
Aber vielleicht war das gar kein Wolkenkuckucksheim, sondern bloß deren mangelndes Vermögen, sich vorzustellen, wie es werden würden, wenn SARS-COVID-2 über Demokratien hereinbricht.