Nachtrag zu Teil II
„In einer global vernetzten Welt werden die Auswirkungen von Gesundheit – im
Positiven wie im Negativen – nochmals verstärkt. Gesundheit muss daher global
gedacht werden und kann nur durch gemeinsames globales Handeln sicher-
gestellt und verbessert werden.“
Das ist in der deutschen globalen Gesundheitsstrategie 2020-2030 niedergelegt und beschreibt korrekt, was ganz besonders in einer Pandemie gilt: Niemand kann sie alleine besiegen. Die Menschheit bevölkert das Raumschiff Erde, das keine Notausstiege oder Rettungskapseln hat.
Nun ist Omikron in die Welt gekommen und von der WHO als neue besorgniserregenden Variante eingestuft worden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Omikron das Potential hat, die aktuelle Delta-Variante verdrängen zu können. Egal, wo und wie diese Virusmutation entstand, sie ist wahrscheinlich längst in Europa angekommen.
Noch wissen wir nicht sehr viel über diese neue Variante, allenfalls dass sie noch ansteckender zu sein scheint als Delta. Ob sie schwerere Krankheitsverläufe bewirkt, ist offen. Die entscheidende Frage, ob sie auch den Impfschutz oder Immunschutz vollständig unterlaufen könnte, ist ebenfalls noch ungeklärt. Aus allem folgt, dass es aktuell keinen Grund zur Panik gibt. Aber es gibt eine neue Begründung, über die eigene Strategie nachzudenken und die WHO ernst zu nehmen, ihr zuzuhören und ihren Bitten nachzukommen.
Seit fast einem halben Jahr bittet die WHO die reichen Länder, ihre Vernunft einzuschalten und auf nicht notwendige Impfungen zu verzichten, um dadurch global das Leben von Alten und gesundheitlich Fragilen zu retten, so wie das auch am Beginn der deutschen Impfkampagne im Vordergrund stand.
Am 24.11. 21 legte die WHO eine Zwischenerklärung zur Impfung von Kindern und Jugendlichen bis 25 Jahre vor. Am Rande werden auch allgemeine Booster-Impfungen angesprochen. Insgesamt ist die Erklärung sehr ausgewogen formuliert.
Die in dieser Erklärung veröffentlichten Statistiken zur Gefährdungslage von Kindern und Jugendlichen durch COVID sind eindeutig:
Zwischen dem 30. Dezember 2019 und dem 25. Oktober 2021 betrafen 2% der bekannten Infektionsfälle die Altersgruppe 0-5 Jahre (1.890.756 Fälle). Ihr Anteil an den weltweiten Pandemieopfern betrug 0,1% (1797).
Die Werte für die Altersgruppe 6-14 lagen bei 7% (7.058 748 Fälle); bzw. bei 0,1% (1328).
15% der globalen Infektionsfälle (14.819.320) betrafen die Altersgruppe 15 bis 25 Jahre. Ihr Anteil an den weltweiten Todesfällen betrug 0,4 %. (7023)
Deshalb appellierte die WHO laut und deutlich auch an Länder wie Deutschland, auf die Impfung gesunder Kinder und Jugendlichen (und implizit auch auf das Boostern) völlig gesunder Menschen zunächst zu verzichten und stattdessen diese Impfdosen global zur Verfügung zu stellen.
Hier ist der Text im Original:
„As a matter of global equity, as long as many parts of the world are facing extreme vaccine shortages, countries that have achieved high vaccine coverage in their high-risk populations should prioritize global sharing of COVID-19 vaccines through the COVAX facility before proceeding to vaccination of children and adolescents who are at low risk for severe disease.
(Aus Gründen der globalen Gerechtigkeit und solange viele Teile der Welt mit extremer Impfstoffknappheit konfrontiert sind, sollten Länder, die eine hohe Durchimpfungsrate bei ihren Hochrisikopopulationen erreicht haben, den weltweiten Austausch von COVID-19-Impfstoffen über die COVAX-Einrichtung priorisieren, bevor sie mit der Impfung von Kindern und Erwachsenen fortfahren, die ein geringes Risiko für eine schwere Erkrankung haben; eigene Übersetzung)
https://www.who.int/news/item/24-11-2021-interim-statement-on-covid-19-vaccination-for-children-and-adolescents
In weiten und leider auch armen Teilen der Welt, die sehr junge Gesellschaften haben, sind die Älteren so etwas wie unverzichtbare Leitplanken für die vielen, sehr jungen Menschen. Wir können uns in Deutschland solche Gesellschaften nur schwer vorstellen mit unserer ganz anderen demographischen Struktur.
In Afrika, schrieb die äthiopische Wissenschaftlerin Meti Bekele Nega, spielen die Älteren „eine Schlüsselrolle in der Wissensvermittlung an jüngere Generationen, bei der Lösung von Konflikten und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Was, wenn diese Menschen, die durch das Virus besonders gefährdet sind, massiv dezimiert werden? Afrika ist unser Nachbarkontinent und was dort passiert, hat auf uns Auswirkungen.
Aber die deutsche Politik schert nichts. Hierzulande verfährt man nach der Devise „Impfen, Impfen – Boostern, Boostern“ - als wäre das alternativlos.
Das Boostern ist längst allgemein freigeben.
Jüngst hat die EMA „Comirnaty“ für Impfungen für Kinder ab 5 Jahre zur bedingten Zulassung empfohlen.
(Die Einzelheiten der Begutachtung sind noch nicht veröffentlicht)
So dreht sich das Impfkarussell immer schneller, falls die STIKO wieder kein Kreuz zeigt. Das jüngste Interview des Vorsitzenden der STIKO in der TAZ lässt allerdings hoffen.
https://taz.de/Stiko-Vorsitzender-ueber-Kinderimpfung/!5817945/
Die Politik, die energisch, ja beinahe hysterisch, die Impfung von gesunden Kindern und Jugendlichen vorantreibt, muss sich vorhalten lassen, dass sie sich unethisch und auch global unverantwortlich verhält. Zudem wird so auch die allgemeine öffentliche Risikowahrnehmung immer mehr verzerrt. Sie hat dabei leider allzuviele Komplizen.
Die New York Times unternahm jüngst einen Aufklärungsversuch: Ein ungeimpftes Kind hat ein geringeres Risiko, schwer an Covid zu erkranken, als 70jährige doppelt Geimpfte, titelte sie.
https://www.nytimes.com/2021/10/12/briefing/covid-age-risk-infection-vaccine.html
Wie viele wissen das eigentlich noch in Deutschland?
Teil IV folgt