Es herrscht informationskrieg, und um gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Er wird immer von beiden Seiten geführt.
Aber Krieg ist Krieg, und was ein Informationskrieg bezweckt, habe ich 2016 für das Blättchen aufgeschrieben: Er will Sie auf Opfer einschwören, trachtet nach Ihrem Leben. Vielleicht mögen Sie daher den Beitrag aus 2016 lesen.
https://das-blaettchen.de/2016/10/informationskrieg-37697.html
Einen Beweis dafür, dass Informationskrieg herrscht, lieferte jüngst das ZDF.
Also, schnappen Sie sich eine Cola/ ein Wasser/ ein Bier, was auch immer, Popcorn oder Schokolade und genießen Sie das Spektakel, finanziert auch aus Ihren Steuermitteln!
So also sieht es in Putins Kopf aus, oh oh!
Was die Geheimdienste, die wahren Putin-Versteher, aktuell über ihn denken, muss natürlich strengstens geheim gehalten werden. Normalerweise wird das damit erklärt, dass die Arbeit der Dienste nicht beschädigt, Aufklärungsmethoden und der Grad der Infiltration verborgen bleiben sollen. Eine Kurzfassung der Arbeitsweise lieferte allerdings Mike Pompeo, der die Ehre hatte, die CIA zeitweilig zu leiten: „Wir logen, wir betrogen, wir stehlen/ stahlen“.
Irritierend ist allenfalls, dass vom ZDF auch Saddam Hussein ins Feld geführt wird.
Vorsichtigerweise wird natürlich nur der erste Irak-Krieg erwähnt, zu dem, wenn ich mich recht erinnere, Saddam, der damals noch in gutem Verhältnis zu den USA stand (Rumsfeld: „Er ist ein Bastard, aber er ist unser Bastard“),
durch Erklärungen der USA zunächst sogar ermutigt wurde.
https://foreignpolicy.com/2011/01/09/wikileaks-april-glaspie-and-saddam-hussein/
Bis die USA die Kehrtwende vollzogen. Eine Kriegslüge wurde medienwirksam benutzt: Die kuweitischen Neugeborenen, die aus den Brutkästen gerissen und von Irakern umgebracht wurden, verlangten regelrecht nach amerikanischem Beistand.
Nach dem Golfkrieg („Desert Storm“) kamen die US-Sanktionen gegen den Irak, („diesen Skorpion, der uns schon einmal gebissen hat“, wie die damalige Außenministerin Albright entmenschlichend formulierte)
Im Ergebnis dieser Sanktionen starben unter anderem hundertausende irakische Kinder.
Befragt, ob die vielen toten Kinder auf ihrem Gewissen lasteten, äußerte Frau Albright: Das war es Wert.
Die Lüge, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfügte, führte zur zweiten US-Invasion 2003. Kurz zuvor gab der irakische Diktator Saddam Hussein noch ein Interview, in dem er versicherte, sein Land verfüge nicht über solche Waffen.
(Minuten 9 bis 12:47)
Aber da glaubten die meisten „dem Schlächter von Bagdad“ schon längst nichts mehr.
Was als Propaganda begann, kostete Millionen Menschen das Leben oder den Verlust ihrer bisherigen Existenzgrundlagen. Es endete in Tod, Zerstörung, Flucht und Vertreibung, im Erstarken von Al-Qaida, der Geburt von ISIS, in der Destabilisierung einer ganzen Region. Aber die in den 90er Jahren dahindümpelnden Börsenwerte von Rüstungskonzernen sahen endlich wieder blauen Himmel.
Der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, dass der CIA-Offizier Nixon, der nach der US-Invasion Saddam Hussein verhörte, darüber ein Buch schrieb „Debriefing the President“ und so das Seine dazu beitrug, dass jede Menge weiterer CIA-Märchen den Bach runtergingen, einschließlich dem über die Persönlichkeit von Saddam. Ich kann dieses Buch nur wärmsten empfehlen.
https://www.amazon.de/Debriefing-President-Interrogation-Saddam-Hussein/dp/0399575812
Da wir aber schon einmal beim Thema sind:
US-Geheimdienste versehen ihre veröffentlichten Analysen in der Regel mit Erklärungen, in denen sie beschreiben, was es genau bedeutet, wenn sie etwas „mit großer Zuversicht/ moderater Zuversicht/ geringer Zuversicht“ behaupten. (Seit 2003 sind sie vorsichtiger geworden, und behaupten nicht mehr, etwas ganz felsenfest zu wissen.)
Ein Beispiel dafür ist die Einschätzung von drei US-amerikanischen Geheimdiensten zur amerikanischen Präsidentschaftswahl vom Januar 2017: Die russische Beeinflussung der Präsidentschaftswahl zugunsten von Trump. Das hatte weitreichende weltpolitische Auswirkungen. Erinnern Sie sich noch, wie markig die geheimdienstlichen „Erkenntnisse“ waren und wie massiv sie kommuniziert wurden?
Diese Einschätzung enthielt einen Anhang B
://www.dni.gov/files/documents/ICA_2017_01.pdf
Da es die meisten jedoch nicht bis zum Anhang B schaffen, oder sowieso nur glauben, was sie glauben wollen, plärrten mehr oder minder fast alle unisono drauflos: Russland trachtete, die amerikanische Demokratie zu zerstören. Trump war ein Präsident von Putins Gnaden.
So wird Propaganda gemacht.
Im Anhang B des besagten Dokuments steht, was genau es bedeutet, wenn US-Geheimdienste mit „hoher Zuversicht“ etwas behaupten: Es bedeutet nichts. Man sollte es nicht mit Fakten oder der Wahrheit verwechseln.
(Der allergrößte Teil der Behauptungen stellte sich in den späteren Jahren als komplett erfunden bzw. maßlos übertrieben heraus, was wiederum viele nicht hindert, es weiter zu glauben, aber das ist eine andere Geschichte.)
Wenn man zu viel Zeit und keine größeren Sorgen hat, Teeblätter oder Kaffeesatz zufällig zur Hand sein sollten, dann kann ein munteres politisch-psychologisches Ratespiel durchaus viel Vergnügen bereiten:
Was sagen die allwissenden CIA-Analysten über den amerikanischen Präsidenten Joe Biden, der in seiner jüngsten Rede zur Lage der Union Solidarität mit dem iranischen Volk erklärte? Nur ein alterschwächelnder Lesefehler oder doch heimliche Sympathie für die Ayatollahs?
Wie schätzen sie die US-Vizepräsidentin Kamala Harris ein, die immer kichert, wenn ihr nichts mehr einfällt? Sind das äußerst charmante Gesten einer selbstbewussten modernen TOP-Politikerin oder deutliche Anzeichen von Synapsenschwäche?
Was bedeutete das unübersehbare Schluchzen der Hillary Clinton bei ihrer jüngsten Buchlesung , als sie die Hoffnung einer Mutter, ihr Kind möge Präsidentin werden, beschrieb. War es ein weiteres Zeichen großer emotionaler Spannbreite der First Lady, denn schließlich kann sich Hillary auch kindlich freuen, wenn Diktatoren gemeuchelt werden, oder offenbarte sich darin eine posttraumatische Belastungsstörung?
Ist der deutsche Bundeskanzler wegen der Merkel-Raute Merkel? Ist er möglicherweise gar ein Vulkanier (nach geheimer Ohrenchirurgie) oder zügelt er nur äußerst geschickt das Temperament eines Vulkans, damit er im Fall des Falles jeden Gegner Deutschlands überraschen und falls nötig mit Feuer und Asche überziehen kann?
Aber ganz im Ernst: Bitte bleiben Sie vorsichtig. Es geht im Informationskrieg auch um Ihr Leben.
Mein Rat ans öffentlich-rechtliche ZDF aber lautet:
Propaganda gehört nicht zum Programmauftrag. Wenn aber das ZDF nun schon Russland/ Putin zum Gegner auserkoren hat, dann doch bitte mit Intelligenz bewaffnet. Einen Gegner zu unterschätzen, ist nie eine gute Idee.